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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben
Autoren: Raymond E. Feist
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Beispiel zu geben, nehme ich an.«
    Ernüchtert bedankte sich Mara bei dem Priester für seinen Rat und verabschiedete sich. Sie und ihre Gruppe wurden von dem einäugigen Diener aus dem Tempel geführt. Am Fuße der Marmorstufen trafen sie auf ihre Ehrengarde. Gedankenverloren stieg Mara in die Sänfte. Sie gab nicht sofort den Befehl zum Aufbruch, und in dieser Pause raste ein Straßenkind aus einer Seitenstraße und krachte geradewegs gegen Lujan.
    Der Kommandeur fluchte. Er stellte das Kind auf die Füße und rümpfte die Nase bei dem Geruch ungewaschener Kleidung, dann wurde sein Gesicht ausdruckslos.
    Mara unterdrückte ihre Heiterkeit. Über das Geschrei eines Straßenhändlers hinweg, der mit billigen Seidenschals und Parfüm für die Frauen der Ried-Welt handelte, fragte sie flüsternd: »Noch einer von Arakasis Boten?«
    Saric spitzte die Ohren, während Lujan die Nachricht in den Gürtel stopfte, indem er so tat, als würde er sich die Hände abwischen. »Ungeziefer«, sagte er laut hinter dem weglaufenden Kind her. Dann fügte er so leise, daß nur Mara und Saric es hören konnten, hinzu: »Wo findet der Mann nur immer so dreckige Kinder für seine Aufträge?«
    Mara wollte nicht preisgeben, daß ihr Supai selbst ein solcher glückloser Junge gewesen war und daß er sie möglicherweise aus zwei Gründen als Boten benutzte: Sie konnten von den Spionen anderer Männer nicht bemerkt werden, weil sie nicht viel Bedeutung hatten, und sie konnten nicht lesen. Seit Arakasi Kamlio getroffen hatte, vermutete Mara, daß Mitleid hinzukam, da ihr Supai es für gerecht halten könnte, die Centis so auszugeben, daß sie den weniger glücklichen Jugendlichen eine Möglichkeit boten, einmal eine Mahlzeit kaufen zu können, anstatt sie stehlen zu müssen. Unverbindlich fragte sie: »Hat er einen gefunden?«
    Saric warf ihr einen ernsten Blick zu. Er wußte, daß sie auf einen Magier von geringerem Stand anspielte, den Arakasi hatte ausfindig machen sollen, seit das Unglück seine Suche in den Archiven beendet hatte. Der Erste Berater zog die Vorhänge zu. »Je schneller wir hier heraus sind und eine Gaststube für eine Rast finden, desto eher werdet Ihr es wissen«, sagte er in einem verärgerten Ton, der an die Grenzen ihrer vertrauten Beziehung ging.
    »Wir werden den Mann nach Einbruch der Dunkelheit aufsuchen«, flüsterte Mara durch den Stoff hindurch.
    Saric und Lujan tauschten einen Blick liebevoller Verzweiflung. Ihre Herrin wirkte so aufgeregt wie ein kleines Mädchen. Offensichtlich berauschte sie die Herausforderung, nach langen Monaten der Enttäuschung verbotenes Gebiet zu erforschen. Als die Träger die Sänfte hochhoben, steckten Saric und der Kommandeur die Köpfe zusammen.
    »War sie auch so, als Ihr zu dem Feldzug in der Wüste aufgebrochen seid?« wollte der Erste Berater leise wissen.
    »Damals nicht.« Lujan schob den Helm mit einem Lächeln zurück. »Aber als Keyoke mir von dem Marsch durch das Gebiet der Inrodaka erzählte, um die Cho-ja-Königin für eine Allianz zu gewinnen. Nach seinen Schilderungen muß sie da noch schlimmer gewesen sein.«
    »Die Götter mögen uns schützen«, meinte Saric und machte das Zeichen, um Unglück abzuwenden. Doch seine Augen lachten, und sein Schritt war wie der seines Cousins federnd vor Erregung.
    »Deine Neugier wird uns eines Tages noch alle umbringen«, murmelte Lujan. »Es ist ein verdammtes Glück für meine Rekruten, daß du das Schwert gegen den Mantel des Beraters eingetauscht hast.«
    Dann machten sich die Ehrengarde und die Sänftenträger zu dem Wirtshaus auf, in dem Mara während der Dauer ihres Aufenthalts in Sulan-Qu wohnen würde.
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