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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben
Autoren: Raymond E. Feist
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jedem Platz in ihrem Haus weggehen konnte, vermutete sie, daß seine Bitte dem Wunsch nach Alleinsein entsprach. Als sie ihn von der großen Halle in den schwach beleuchteten Flur führte, zog Pug sie mit sanftem Druck auf den Arm zur Seite. »Warum solltet Ihr um Eure Sicherheit fürchten, Mara von den Acoma?« Weich fügte er hinzu: »Wenn Ihr ein gutes Kind wärt und aufhören würdet, Euren Eltern Sorgen zu machen, hättet Ihr keinerlei Strafe zu befürchten.«
    In einem besseren Augenblick hätte Mara bei diesem Bild gelächelt. »Der letzte Agent, den ich zum Kaiserlichen Archiv schickte, um die deutlichen finanziellen Unstimmigkeiten zu untersuchen, die in bestimmten historischen Perioden auftauchen, wurde von der Versammlung vernichtet.«
    Als würde Pug die Eigenschaft besitzen, die Gänge eines fremden Hauses zu kennen, wandte er sich die Stufen hinauf zu dem entsprechenden Zimmer. »Wissen kann etwas sehr Gefährliches sein, Lady Mara.«
    Er fragte nicht, welche Jahre ihr Agent hatte untersuchen wollen oder welche Erkenntnisse er gewonnen hatte; sein Schweigen über diese Dinge unterstrich nur Maras Befürchtungen. Sie trat an der Seite des Magiers in den Raum. Pug drehte sich um und schloß die Tür. Sie sah das Zeichen nicht, das er mit den Händen machte, doch sie spürte einen kalten Wind, der um sie herum blies, und sie wußte, daß er einen Bann beschworen hatte. Pug richtete sich auf, das Gesicht todernst. »Für ein paar Minuten kann niemand, nicht einmal der fähigste meiner Brüder, hören, was wir sagen.«
    Sämtliche Farbe wich aus Maras Gesicht. »Die Erhabenen können hören, was in meiner großen Halle vorgeht?«
    Pug bejahte mit einem raschen Lächeln. »Vermutlich geschieht es niemals, daß einer von ihnen es versucht – es gilt als ein Mangel an gutem Benehmen. Doch ich kann nicht dafür garantieren, wenn Hochopepa eine Angelegenheit für wichtig genug erachtet. Er hat etwas von einem Schnüffler.« Das letzte sagte er voller Zuneigung, und Mara begriff, daß der beleibte Magier einer von Pugs Freunden und Befürwortern gewesen sein mußte, damals nach dem Aufruhr in der Kaiserlichen Arena. Hochopepa mochte der Sache der Acoma freundlich gesinnt sein – so sehr ein Schwarzgewandeter es nur sein konnte.
    Pugs nächste Frage riß sie aus den spekulativen Gedanken zurück. »Mara, begreift Ihr, daß Eure Ideen das Kaiserreich grundlegend verändern werden?«
    Mara, bis in die Knochen müde von der Belastung, lehnte sich gegen die holzgetäfelten Wände und betrachtete das Shatra-Muster auf dem Boden. »Sollen wir so weitermachen wie bisher und von Männern regiert werden, die Kinder töten und gute Menschen durch Knechtschaft quälen und ruinieren, während ihre Fähigkeiten und Bemühungen doch Besseres verdienen? Jiro von den Anasati und die Fraktion, die er leitet, sorgen dafür, daß armselige Machtkämpfe die Vorherrschaft über alles übernehmen. Es ist Ketzerei für mich, das zu sagen, aber ich kann nicht länger glauben, daß die Götter einer solchen Verschwendung zustimmen.«
    Pug machte eine mißbilligende Geste. »Dann, warum die Versammlung damit behelligen? Überlaßt es einem Attentäter, sich um Jiro zu kümmern. Ihr habt sicherlich genug Reichtum, um Euch seinen Tod erkaufen zu können.«
    Die Gefühllosigkeit seiner Aussage entwaffnete Mara. Sie vergaß, daß er ein Magier war, vergaß seine schreckliche Macht, vergaß alles bis auf ihre eigene, bittere Qual »Götter! Sprecht zu mir nicht von Attentätern! Ich ließ die Hamoi Tong vernichten, weil sie sich nur zu bereitwillig als Waffe der habgierigen Lords anboten, um deren eigennützige Ziele zu unterstützen. Die Acoma hatten niemals etwas mit Attentätern zu tun, und ich werde eher den Tod meines Geschlechts und seiner Erinnerungen akzeptieren, bevor ich mich solcher Methoden bediene. Siebenmal wollte man mich töten. Dreimal waren es geliebte Menschen, die an meiner Stelle durch die Tong in die Hallen Turakamus geschickt wurden. Ich habe durch ihre blutigen Hände zwei Söhne und die Mutter meines Herzens verloren.« Dann, als würde sie sich wieder bewußt werden, mit wem sie sprach, kam sie zum Schluß: »Es ist mehr als nur mein Haß auf Attentäter. Jiros Tod würde meine Ehre wiederherstellen, doch damit wäre nichts beendet, nichts gelöst. Die Versammlung würde immer noch versuchen, mein Haus zu zerstören. Weil Ichindar, Hokanu und ich selbst als die Gute Dienerin des Kaiserreiches versuchen, das zu
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