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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben
Autoren: Raymond E. Feist
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ersetzen, was unserem Leben fehlt.«
    »Fehlt?« drängte Pug, während er die Arme über der Brust kreuzte.
    »In uns. Im Kaiserreich.«
    »Fahrt fort.«
    Mara blickte tief in Pugs Augen. »Kennt Ihr Kevin von Z ûn?«
    Pug nickte. »Nicht gut. Ich traf ihn zum ersten Mal hier –«
    »Wann?« Ganz und gar von ihrem ursprünglichen Gedanken abgebracht, weiteten sich Maras Augen ungläubig. »Ihr habt mich niemals besucht. Sicherlich würde ich mich an ein solch bedeutsames Ereignis erinnern!«
    Pug betrachtete sie mit bitterem Humor. »Meine Position war damals um einiges niedriger – ich war einer von Hokanus Sklaven. Kevin und ich tauschten nur einige Worte. Doch ich habe ihn seit seiner Rückkehr an den Hof des Prinzen von Krondor noch einmal gesehen, bei einem Empfang für die Barone der Grenzgebiete.«
    Mara unterdrückte das wilde Schlagen ihres Herzens. »Geht es ihm gut?« fragte sie flüsternd. Eine Bitte stand in ihren Augen.
    Pug nickte; er war sich der Gefühle hinter der einfachen Frage bewußt. Er antwortete einem Bedürfnis, das ihr Stolz niemals zugeben würde. »Kevin hat sich im Dienst bei Prinz Arutha einen Namen gemacht. Die dritten Söhne von geringeren Edlen müssen ihren Weg mit Hilfe des Verstandes finden. Nach dem, was ich gehört und gesehen habe, geht es ihm gut, wirklich. Er dient im Norden des Königreichs bei Baron Hochburg und ist mehrere Male in einen höheren Rang aufgestiegen, glaube ich.«
    Maras Stimme wurde schwächer, und sie senkte die Augen, als sie leise fragte: »Hat er geheiratet?«
    »Ich weiß es nicht, es tut mir leid, das sagen zu müssen. Stardock liegt weit entfernt vom Hof, und Einzelheiten erreichen uns nicht immer.« Als Mara ihren Blick wieder hob, fügte er hinzu: »Obwohl ich mir nicht sicher bin, welche Antwort Euch besser gefallen würde: ein Ja oder Nein.«
    Mara lächelte. »Ich weiß es auch nicht.«
    Goldenes Licht sickerte unter den Türen hindurch, als ein Diener die Lampen im Flur anzündete. Die Dämmerung schuf violette Schatten in dem engen Raum. Pug bemerkte plötzlich, wieviel Zeit vergangen war, und er sagte etwas schroff: »Ich muß gehen.« Er kam Maras zweitem Versuch, seinen Abschied hinauszuzögern, zuvor. »Ich habe kein Geschenk in Form von Magie oder Weisheit für Euch, Lady Ich gehöre nicht mehr zur Versammlung, und doch binden die Eide, die ich geschworen habe, als ich ihrer Bruderschaft beitreten durfte, meinen Geist, wenn auch nicht mein Herz. Selbst mit meinen Kräften fällt es mir schwer, bestimmten Schulungen nicht zu gehorchen. Ich kann Euch in Eurem Kampf nicht helfen. Was ich Euch anbieten kann, ist dies: Ihr tut gut daran, Rat außerhalb des Kaiserreiches zu suchen, denn hier drinnen werdet Ihr nur wenig Verbündete finden.«
    Mara kniff die Augen zusammen, als sie begriff, daß er von ihren geheimen Vorbereitungen für eine Reise jenseits der Grenzen wußte; doch wie er es herausgefunden hatte, oder wie er es geschafft hatte, das zu erkennen, was sie unter größten Anstrengungen als Pilgerfahrt ausgeben wollte, war ihr schleierhaft. »Also ist es wahr, daß die Cho-ja mir nicht helfen werden.«
    Pugs Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. Er trat einen Schritt zur Seite, beinahe jungenhaft in seiner Freude. »Ihr seid wesentlich näher daran, das große Geheimnis zu enthüllen, als ich gedacht hatte.« Sein Gesichtsausdruck wurde wieder zu einer neutralen Maske, als er meinte: »Jenen im Kaiserreich, die gerne Eure Verbündeten wären, ist es verboten. Nein, Ihr müßt außerhalb suchen.«
    »Wo?« drängte Mara. »Im Königreich der Inseln?« Doch sofort wußte sie, daß diese Fährte eine falsche Hoffnung war. Sie sprach bereits mit dem mächtigsten Mann von der anderen Seite des Spalts.
    Pug breitete seine Arme aus und ließ die Ärmel seines braunen Gewandes herunterfallen. Beiläufig meinte er: »Wußtet Ihr, daß meine Frau eine Thuril ist? Ein interessanter Ort, dieses Hochland. Ihr solltet es einmal besuchen. Entbietet Eurem Mann meine Grüße.«
    Ohne ein weiteres Wort hob er die Hände über den Kopf und verschwand. Die dort einströmende Luft, wo er noch soeben gestanden hatte, erfüllte die Stille, während die Kammer von der bevorstehenden Nacht immer dunkler wurde.
    Mara seufzte und öffnete die Tür. Sie blinzelte gegen das plötzlich grelle Licht und sah Saric und Lujan auf sie warten. »Nichts hat sich geändert«, sagte sie zu ihrem Berater und ihrem Offizier. »Wir beginnen morgen mit unserer
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