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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Autoren: Anne Bishop
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an die es gehörte. In ihren Augen sah er mit einem Mal die Verzweiflung und ihre Stimme klang viel zu leise. *Er wurde zerschmettert.*
    Daemon legte sich zurück und schloss die Augen. Es dauerte lange, bis er den Mut aufbrachte, zu fragen: *Kannst du ihn reparieren?*
    Sie antwortete nicht.
    Danach ließ er sich einfach treiben. Minuten, Jahre, was machte es schon? Hinter seinen geschlossenen Lidern wirbelten Bilder umher. Körper aus Fleisch und Knochen und Blut. Die Netze, die inneren Barrieren. Kristallkelche, die den Geist hielten. Juwelen für die Macht. Die Bilder wirbelten umher und veränderten sich, wieder und wieder. Als sie schließlich zur Ruhe kamen, bildeten sie das vierseitige Blutdreieck. Drei Seiten – Körper, Kelch und Juwelen – umgaben die vierte, das Selbst, den Geist, der die anderen drei miteinander verband.
    Wieder wirbelten die Bilder durcheinander und wurden schließlich zu Nebel. Als der Nebel zu einem Kristallkelch wurde, dessen Scherben sorgfältig zusammengesetzt waren, hatte Daemon das Gefühl, dass sich etwas in seinem Innern regte. Der schwarze Nebel füllte die Sprünge zwischen den einzelnen Teilen des Kelches sowie die Stellen, an denen winzige Splitter fehlten.
    Er fühlte sich spröde und zerbrechlich.
    Ein Finger tippte ihn an die Brust.
    Der Kelch wurde innen und außen von einer dünnen Schicht schwarzen Nebels umhüllt, die einen hauchdünnen Schutzschild bildete.
    Wieder berührte ihn der Finger. Fester.

    Er achtete nicht darauf.
    Das nächste Mal befand sich am Ende des Fingers eine ausgestreckte Kralle.
    Fluchend rappelte er sich auf und stützte sich auf die Ellbogen. Er vergaß, was er hatte sagen wollen, da sie mit gespreizten Beinen auf seinen Schenkeln saß, und er hätte schwören können, dass er tief in ihren saphirnen Augen kleine Blitzgewitter sehen konnte.
    *Widerborstiger Mann*, sagte sie, indem sie ihm erneut an die Brust tippte. *Der Kelch ist wieder zusammengesetzt, aber er ist sehr zerbrechlich. Er kann wieder stark werden, wenn du ihn lange genug schützt, damit er heilen kann. Du musst deinen Körper an einen sicheren Ort bringen, bis der Kelch wieder ganz ist.*
    *Ich gehe nicht ohne dich.*
    Sie schüttelte den Kopf. *Der neblige Ort ist zu dunkel, zu tief für dich. Du kannst hier nicht bleiben.*
    Daemon entblößte die Zähne. *Ich gehe nicht ohne dich.*
    * Sturer , widerborstiger Mann!*
    *Ich kann genauso stur und widerborstig sein wie du.* Sie streckte ihm die Zunge heraus.
    Er tat es ihr gleich.
    Erst blinzelte sie eingeschnappt, dann brach sie in Gelächter aus.
    Ihr silbernes, samtweiches Lachen ließ sein Herz qualvoll erzittern.
    Zuvor hatte er Hexe hinter dem Kind Jaenelle gesehen. Jetzt sah er Jaenelle hinter Hexe und erahnte den Unterschied.
    Sie blickte ihn an, die Augen voll sanfter Trauer. *Du musst zurückgehen, Daemon.*
    *Du auch*, erwiderte er leise.
    Sie schüttelte den Kopf. *Der Körper stirbt.*
    *Du könntest ihn heilen.*
    Energisches Kopfschütteln. *Lass ihn sterben. Lass sie
den Körper haben. Ich will ihn nicht. Dies ist nun mein Ort. Von hier aus kann ich sie alle sehen. All die Träume.*
    *Welche Träume?*
    *Die Träume im Licht. Die Träume in der Dunkelheit und diejenigen im Schatten. All die Träume.* Verwirrt hielt sie inne. *Du bist einer der Lichtträume. Ein guter Traum.*
    Daemon musste hart schlucken. So also sah sie alles? Als Träume? Sie war der lebende Mythos, Fleisch gewordene Träume.
    Fleisch geworden.
    *Ich bin kein Traum, Lady. Ich bin echt.*
    Ihre Augen funkelten. *Was ist echt?*, wollte sie trotzig wissen. *Ich kann schöne Dinge sehen, hören und sie mit der Hand meines Körpers berühren, und sie sagen böses Mädchen, weil ich mir Geschichten ausdenke und diese Dinge nicht echt sind. Ich sehe schlimme Dinge, brutale Dinge, eine verzerrte Dunkelheit, die das Land besudelt, eine Dunkelheit, die nicht die Dunkelheit ist; und sie sagen böses Mädchen , weil ich mir Geschichten ausdenke und Lügen erzähle. Die Onkel sagen, niemand wird einem geisteskranken Mädchen glauben, und sie lachen und verletzen den Körper, also gehe ich an den nebligen Ort und lasse Eis zurück, das ihnen wehtut, wenn sie es berühren.* Sie schlang die Arme um sich und wiegte sich hin und her. *Sie wollen mich nicht. Sie wollen nicht mich . Sie lieben mich nicht.*
    Daemon nahm sie in die Arme und hielt sie fest an sich gedrückt. Während sie immer weitersprach und die Worte ungeordnet aus ihr hervorsprudelten, wiegte er sie in
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