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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit
Autoren: Anne Bishop
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Blutleute die beiden nicht längere Zeit am selben Ort lassen wollen.
    Ich hebe die Hände und lasse sie wieder in den Schoß sinken. Daemon beobachtet mich. Es ist ihm nicht anzumerken, doch ich weiß, dass er wartet, lauscht. Und weil er lauscht, hört auch Lucivar mir zu.
    »Sie wird kommen.«
    Zuerst merkt niemand, dass ich es war, die gesprochen hat. Dann wird verärgertes Gemurmel laut, als sie begreifen, was ich gesagt habe.
    »Dummes Miststück«, schreit einer. »Sag mir, wen ich heute Nacht lieben werde!«
    »Wen kümmert das?«, erwidere ich. »Sie wird kommen. Das Reich von Terreille wird von seiner eigenen blinden Gier
zerrissen werden. Die Überlebenden werden dienen, aber es wird nicht viele Überlebende geben.«
    Ich gleite weiter vom Rand in Richtung Wahnsinn ab, und Tränen der Enttäuschung rinnen mir die Wangen hinab. Noch nicht! Süße Dunkelheit, noch nicht. Ich muss es verkünden.
    Daemon kniet neben mir, seine Hände bedecken die meinen, und ich spreche zu ihm, nur zu ihm, und durch ihn zu Lucivar.
    »Die Blutleute von Terreille in ihrer dekadenten Lüsternheit machen uns zum Gespött.« Mit einer Handbewegung beschreibe ich diejenigen, die jetzt an der Macht sind. »Sie verdrehen die Dinge, wie es ihnen gefällt und gerade von Nutzen ist. Sie putzen sich auf und verstellen sich. Sie tragen Blutjuwelen, ohne zu verstehen, was es bedeutet, von Blut zu sein. Sie geben vor, die Dunkelheit zu ehren, doch das sind alles Lügen. Sie ehren nichts außer ihren eigenen Ehrgeiz. Die Blutleute wurden erschaffen, um sich um die einzelnen Reiche zu kümmern. Deshalb erhielten wir unsere Macht. Deshalb stammen wir von den Leuten in den jeweiligen Territorien ab und sind doch anders. Die perverse Abkehr von dem, was wir sind, muss aufhören. Es wird der Tag kommen, an dem die Schuld gesühnt wird und die Blutleute für das Rechenschaft ablegen müssen, was aus ihnen geworden ist.«
    »Aber es sind die Blutleute, die herrschen, Tersa«, sagt Daemon traurig. »Wer bleibt, um die Schuld zu sühnen? Bastardsklaven wie ich?«
    Ich gleite immer schneller ab. Meine Nägel graben sich in seine Hände, bis er blutet, doch er entzieht mir seine Finger nicht. Ich senke die Stimme, sodass er sich anstrengen muss, um mich zu verstehen. »Die Dunkelheit hatte lange, lange Zeit einen Prinzen. Jetzt kommt die Königin. Es mag Jahrzehnte dauern, vielleicht sogar Jahrhunderte, aber sie wird kommen.« Mit dem Kinn deute ich auf die Damen und Herren an den Tafeln. »Sie werden bis dahin zu Staub zerfallen
sein, aber du und der Eyrier werdet hier sein, um zu dienen.«
    Entmutigt blicken mich seine goldenen Augen an. »Welche Königin? Wer kommt?«
    »Der lebende Mythos«, flüstere ich. »Fleisch gewordene Träume.«
    Seine Verblüffung macht sogleich glühendem Verlangen Platz. »Bist du dir sicher?«
    Der Raum dreht sich um mich und Daemon ist der Einzige, den ich noch klar erkennen kann. Er ist der Einzige, den ich brauche. »Ich sah sie im Verworrenen Netz, Daemon. Ich habe sie gesehen.«
    Ich bin zu erschöpft, um mich weiter an die Wirklichkeit zu klammern, doch stur halte ich mich an seinen Händen fest, um ihm ein Letztes zu sagen. »Der Eyrier, Daemon.«
    Sein Blick richtet sich auf Lucivar. »Was ist mit ihm?«
    »Er ist dein Bruder. Ihr seid Söhne desselben Vaters.«
    Dann habe ich keine Kraft mehr und stürze in den Wahnsinn, der das Verzerrte Reich genannt wird. Ich falle und falle inmitten der Scherben meines Selbst. Die Welt dreht sich und zerbirst. In ihren Bruchstücken sehe ich, wie meine ehemaligen Schwestern ängstlich und aufmerksam an den Tischen sitzen und Daemon beiläufig, scheinbar zufällig die Hand ausstreckt, um die hauchzarte Spinnenseide meines Verworrenen Netzes zu zerstören.
    Es ist unmöglich, ein Verworrenes Netz wiederherzustellen. Die Schwarzen Witwen von Terreille mögen es Jahr um Jahr angsterfüllt versuchen, doch letzten Endes wird es ihnen nichts nützen. Es wird nicht dasselbe Netz sein und sie werden nicht das sehen, was ich sah.
    In der grauen Welt oben höre ich mich selbst vor Lachen brüllen. Tief unter mir in dem Abgrund der Seele, der Teil der Dunkelheit ist, höre ich ebenfalls Schreie: Schreie der Freude und des Schmerzes, der Wut und des Triumphes.
    Nicht irgendeine Hexe kommt, meine dummen Schwestern, sondern die Hexe.

Erster Teil

Kapitel 1
    1Terreille
    L ucivar Yaslana, der eyrische Mischling, beobachtete, wie die Wächter den schluchzenden Mann zum Boot schleiften. Er
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