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Die Schwarze Festung

Die Schwarze Festung

Titel: Die Schwarze Festung
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erschrocken den Kopf – und sah sich einem Moroni gegenüber, der kaum drei Meter entfernt dastand und auf sie zielte. Ganz instinktiv versuchte sie, ihre Waffe von der Schulter zu reißen, aber natürlich gelang es ihr nicht. Die Laserpistole in der unteren linken Hand des Moroni stieß einen grellen Lichtblitz aus, und Charity wurde gegen die Wand geschleudert. Der kleine Generator im Körperschild ihres Anzuges heulte protestierend auf, als das Gerät versuchte, die Energie zu absorbieren. Blaues Feuer lief in dünnen, gezackten Linien über den Anzug, und ein Gefühl furchtbarer Hitze durchflutete sie. Charity sank stöhnend in sich zusammen, fiel auf den Rücken und zog vor Schmerz Knie und Ellbogen an den Leib. Immer noch liefen knisternde blaue Funken über ihren Anzug. Der Laserblitz hatte das Material nicht durchschlagen, aber der elektrostatische Schock, den Charitys Nervensystem davongetragen hatte, war kaum weniger schlimm. Für Sekunden kämpfte sie mit einer Bewußtlosigkeit, die ihre Gedanken zu verschlingen drohte. Sie sah, wie sich die Ameise mit eckigen, sehr vorsichtigen Schritten näherte, dann direkt über ihr stehenblieb und sich vorbeugte. Die riesigen Facettenaugen glotzten mißtrauisch und starr auf sie herab, und die Strahlenpistole zielte plötzlich genau auf ihr Gesicht. Sie wollte etwas tun, sich aufbäumen, sich wehren, aber sie konnte es nicht. Ihr Nervensystem schien in Flammen zu stehen. Sie war gelähmt und hilflos. Aber der Moroni schoß nicht. Er stand einfach da und zielte weiter auf sie, und plötzlich richtete er sich auf und drehte sich um. Eine Sekunde später stürzte eine hünenhafte, in schwarzes Leder gekleidete Gestalt von der Decke herab, riß den Moroni von den Füßen und schlug ein paarmal mit dem Gewehrkolben zu. Der Moroni hatte keine Chance. Skudder gab ihm keine Zeit, seine überlegenen Körperkräfte auszuspielen, sondern zertrümmerte seinen Chitinpanzer mit mehreren gezielten Schlägen. Dann überzeugte er sich davon, daß die Insektenkreatur tatsächlich tot war, ehe er mit zwei raschen Schritten zu Charity zurückkehrte und neben ihr niedersank. »Bist du okay?« fragte er. Zitternd versuchte Charity sich aufzurichten und nickte schwach. »Ich ... glaube schon«, murmelte sie. Rasch, aber sehr gründlich tastete Skudder ihre Schulter und ihren rechten Arm ab und überzeugte sich davon, daß sie tatsächlich nicht verletzt war. Charity biß die Zähne zusammen, denn seine Berührung, so sacht sie war, bereitete ihr heftige Schmerzen; sie senkte den Blick und fuhr ein zweites Mal erschrocken zusammen, als sie ihren Gürtel sah. Der kleine Schildgenerator hatte sich verformt. Seine Plastikteile waren geschmolzen, dünner, grauer Rauch kräuselte sich aus dem Inneren des Gerätes. Voller plötzlichem Schrecken begriff sie, daß sie jetzt keinen Schutz mehr hatte. Der nächste Schuß, der sie traf, würde sie töten. »Gott sei Dank«, murmelte Skudder. »Für einen Moment habe ich gedacht, alles wäre aus. Du hast dagelegen wie tot.« Charity blickte ihn verwirrt an. Irgend etwas an diesem Satz war wichtig, aber sie wußte nicht, was es sein konnte. Diesmal war sie nicht zu stolz, um Skudders Hilfe beim Aufstehen in Anspruch zu nehmen. Auch die beiden anderen waren mittlerweile heruntergekommen. French humpelte ein wenig, als sie weitergingen, schien aber ansonsten ebenso wie Charity mit dem Schrecken davongekommen zu sein. Charity spürte ein eisiges Frösteln, als sie auf den toten Moroni herabblickte. Skudders Kolbenhiebe hatten seinen Schädel zertrümmert, und der Moroni lag wie eine tote, viel zu große Spinne da, verkrümmt, die sechs Gliedmaßen an den Körper gezogen ... Ganz genau so, wie auch Charity dagelegen hatte, als sie gegen die Bewußtlosigkeit ankämpfte. Und auch das war wichtig. Es gehörte zu dem, was Skudder gesagt hatte. Sie wußte plötzlich, daß sie das Geheimnis enträtseln würde, wenn sie nur einen Moment Zeit und Gelegenheit fand, in aller Ruhe darüber nachzudenken. »Und wohin jetzt?« fragte Gurk. Charity zuckte nur mit den Schultern, während French reglos stehenblieb und dann mit einer Geste, die ein wenig unentschlossen wirkte, nach links deutete. »Ich glaube, dort entlang.« »Geht es dort zu deinen Leuten?« erkundigte sich Skudder. French machte wieder die verneinende Moroni-Geste. »Ich bin zum Luftholen hergekommen«, erinnerte er. »Ich glaube, dort vorn ist eine Kammer mit Luftpatronen. Der Hort
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