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Die Schwarze Festung

Die Schwarze Festung

Titel: Die Schwarze Festung
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gehirn, seit ich weiß, wie diese Dinger funktionieren. Wahrscheinlich wird sie irgendwie mit übertragen.« »Sicherlich«, antwortete Charity spöttisch. Gurk blieb ernst. »Irgendwie muß es funktionieren«, sagte er. »Sonst wären wir nicht hier. Oder gleich zwei- oder dreimal.« Charity dachte an das unheimliche Auftauchen ihrer Doppelgängerin, das sie mit eigenen Augen beobachtet hatte. Sie wußte sehr gut, daß Gurk und sie im Grunde nichts anderes taten, als wild herumzuraten. Und doch waren sie auf dem richtigen Weg. Was Gurk über die Funktionsweise des Transmitters behauptet hatte, war die einzige Erklärung, die einen Sinn ergab. Was immer Leßter getan hatte, er hatte den Transmitter irgendwie dazu gebracht, die empfangenen Informationen nicht zu löschen, sondern sie immer wieder und wieder zu verarbeiten – und damit immer neue, identische Kopien der Körper erschaffen, die auf der anderen Seite in den Empfänger getreten waren. Aber es waren nur Körper gewesen, nicht mehr. Sie hatte sich selbst aus dem Transmitter taumeln sehen, eine leblose Hülle, der jeder Funke des Lebens fehlte, und sie hatte gesehen, wie dasselbe mit Gurk und Skudder und Stone geschah, solange die zuerst erschaffene Kopie noch am Leben war. Offensichtlich ließ sich das, was den Unterschied zwischen belebter und unbelebter Materie ausmachte, nicht kopieren. Der Gedanke hatte etwas Beruhigendes. Hinter ihr erklangen Schritte, und als sie sich herumdrehte, erblickte sie French, der in seinem Ameisenkostüm aus Gummi gebückt durch die Tür geschlurft kam. Der Anblick hatte nichts von seiner unheimlichen Wirkung verloren, obwohl Frenchs Aufzug im Grunde lächerlich war. Er trug eine schwarze einteilige Kombination, die verdächtige Ähnlichkeit mit einem umfunktionierten Taucheranzug hatte. An beiden Hüften waren Schläuche aus dem gleichen Material befestigt, die lose an seinem Körper herabpendelten und in leeren Handschuhen endeten, und statt eines Taucherhelmes hatte er etwas auf dem Kopf, das wie der völlig mißlungene Versuch aussah, den Schädel einer Moroni-Ameise nachzubauen. Ganz offensichtlich hatte er versucht, mit diesem Anzug das Aussehen eines Moroni-Soldaten nachzuahmen. Er sah nicht einmal aus wie eine schlechte Imitation. Was allerdings nichts daran änderte, daß die Ameisen darauf hereinfielen. Mehr als einmal in den vergangenen beiden Stunden war es French gewesen, dessen bloße Anwesenheit ihnen das Leben rettete. Warum auch immer – ganz offensichtlich hielten die Moroni ihn für einen der ihren, und ein paarmal hatte dieser Irrtum Charity und den anderen die winzige Zeitspanne verschafft, die sie brauchten, um als erste das Feuer zu eröffnen oder die Flucht zu ergreifen. Sie verstand den wahren Grund einfach nicht. Frenchs Anzug war dunkel, hatte sechs statt vier Gliedmaßen und einen rabenschwarzen Schädel mit zwei halb blinden Plexiglaskuppeln anstelle der Facettenaugen. French blieb zwischen ihr und Gurk stehen, ließ sich in die Hocke gleiten und nahm den bizarren Helm ab. Das Gesicht, das darunter zum Vorschein kam, war allerdings kaum weniger bizarr. French war ganz eindeutig ein Mensch, aber vor fünfzig oder sechzig Jahren, dachte Charity, hätte er die besten Aussichten gehabt, auf Anhieb eine Hauptrolle in einem Horrorfilm zu bekommen, ohne sich großartig dafür schminken zu müssen. Sein Gesicht hatte die Farbe einer acht Tage alten Wasserleiche; seine Züge wirkten sonderbar verschoben; als bestünde das Gesicht in Wahrheit aus Wachs, das einen Moment zu lange in der Sonne gelegen hatte – nicht lange genug, um wirklich zu schmelzen, aber doch lange genug, um Schaden zu nehmen. Und trotzdem war diese äußerliche Veränderung nicht einmal das schlimmste. Was weitaus erschreckender war, was Charity noch immer mit einem eiskalten Schauer erfüllte und sie zweifeln ließ, ob French wirklich noch ein Mensch war, waren die Veränderungen, die nicht auf der Hand lagen. French sah aus wie ein Mensch, er bewegte sich in etwa wie ein Mensch, aber Charity war nicht sicher, ob er wirklich noch wie ein Mensch dachte und handeln würde. Sie verscheuchte den Gedanken und rang sich ein mühsames Lächeln ab, als ihr klar wurde, daß sie French seit einer geraumen Zeit anstarrte. Sie hätte French auch eine Stunde anstarren können, und er wäre die ganze Zeit ebenso reglos und stumm und mit gesenktem Blick vor ihr stehengeblieben. Als eines der größten Hindernisse ihrer Verständigung
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