Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwarze Festung

Die Schwarze Festung

Titel: Die Schwarze Festung
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
wird sterben, wenn er keinen frischen Sauerstoff bekommt.« Charity und Skudder tauschten einen raschen Blick. French hatte im Laufe der letzten beiden Stunden mehrmals vom Hort und seinen Leuten gesprochen, aber auf eine Art, die sie sehr wenig von dem verstehen ließ, was er sagte. Immerhin war ihnen klargeworden, daß die überlebenden Menschen an Bord der Raumstation offensichtlich Schwierigkeiten mit ihrer Luftversorgung hatten. Sie gingen weiter. Charity überließ es diesmal Skudder, French zu folgen, und fiel absichtlich einige Schritte zurück, bis Stone zu ihr aufgeschlossen hatte. Er bewegte sich langsam, schlurfend und mit hängenden Schultern. Offensichtlich litt auch er unter der leicht erhöhten Schwerkraft. Sein Blick flackerte, als er sie ansah und begriff, daß sie mit ihm reden wollte. »Was ist das hier, Stone?« fragte sie. »Woher soll ich das wissen?« erwiderte Stone unfreundlich. »Sie sind hier ...» »Sie wissen so gut wie ich«, unterbrach ihn Charity scharf, »was ich meine. Das hier ist die Orbit-Stadt. Aber ich will wissen, was sie daraus gemacht haben.« »Ich weiß es nicht«, beharrte Stone. Er wich ihrem Blick aus. »Ich war niemals hier. Weder vor noch nach dem Angriff.« »Nein«, antwortete Charity sarkastisch. »Woher sollten Sie auch. Sie waren nur ihr Gouverneur. Der Statthalter ...« »Eines ganzen Planeten, ja«, unterbrach sie nun Stone. »Glauben Sie, ich wüßte alles? Und glauben Sie, sie hätten mir alles gesagt?« Er schüttelte zornig den Kopf. »Ich weiß nicht genau, wie Sie es sich vorstellen, Captain Laird – aber ich war auch nicht viel  mehr als ein Sklave.« »O ja«, bemerkte Skudder spöttisch, ohne sich herumzudrehen. »Das hat man gemerkt.« Stone bedachte ihn mit einem bösen Blick, ohne aber etwas darauf zu erwidern. »Sie haben irgend etwas hier getan, das stimmt. Aber ich weiß nicht, was. Sie haben es mir nicht gesagt, und ich habe nicht danach gefragt. Im Grunde hat es mich auch nicht interessiert.« »Du warst wahrscheinlich zu sehr damit beschäftigt, deine Sklavenbrüder zu jagen und umzubringen«, sagte Skudder. »Verdammt, was soll das?« ereiferte sich Stone. »Ich stehe auf eurer Seite. Was muß ich noch tun, um das zu beweisen?« »Fang schon mal damit an, dir eine Kugel durch den Kopf zu jagen«, schlug Skudder völlig ernsthaft vor. »Das würde mich überzeugen.« »Hör auf, Skudder«, bat Charity müde. »Ich glaube ihm. Egal, was er vorher getan hat – er steht jetzt auf unserer Seite. Er ist hier, oder?« »Ja«, sagte Skudder grimmig. »Nachdem er keine andere Wahl mehr hatte. Ich mag Verräter nicht. Auch nicht solche, die meine Feinde verraten.« Charity beendete die Diskussion, indem sie Stone zurückhielt und noch langsamer ging, so daß French und Skudder nun  fünf oder sechs Meter vor ihnen gingen. »Was ist mit der Bombe?« fragte sie. »Ist sie hier?« »Ich weiß es nicht«, sagte Stone. »Glauben Sie mir, das ist die Wahrheit. Ich weiß es wirklich nicht. Offiziell weiß ich nicht einmal, daß es sie gibt.« Charity seufzte. »Wir müssen uns einmal eingehend unterhalten, Stone«, sagte sie. »Und zwar sehr bald.« 

Kapitel 2
    Hartmann starrte die vierfache Reihe von hintereinander geschalteten Bildschirmen vor sich an und versuchte vergeblich, sich in Erinnerung zu rufen, daß diese Monitore nichts anderes als Monitore waren und keinerlei Schuld an dem trugen, was sie zeigten. Es nutzte nichts – seit einer Stunde verspürte er das immer heftiger werdende Bedürfnis, den schweren Glasaschenbecher vom Schreibtisch vor sich zu nehmen und in einen der Bildschirme zu werfen. Vielleicht sollte er es tun, überlegte er. Nicht, daß es irgend etwas ändern würde. Aber es würde ihn erleichtern. Hauptmann Hartmann war stets stolz auf seine Selbstbeherrschung gewesen. Aber dies war einer von den Tagen, an denen er sie zu verfluchen begann. Ja, vielleicht sollte er es tun. Er streckte die Hand nach dem Aschenbecher aus, nahm ihn sogar für einen Moment hoch und wog ihn in den Fingern, stellte ihn dann aber wieder zurück auf den Tisch. Ersatzteile waren knapp. Die Hälfte dieser verfluchten Monitore funktionierte ohnehin nicht mehr. Er hörte das Geräusch der Tür, schwang abrupt mit seinem Drehsessel herum und entspannte sich wieder, als er erkannte, daß es Net war, die hereinkam. Es war absurd genug: Noch vor wenigen Wochen hätte er ihr ungefragtes Eindringen in das Allerheiligste der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher