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Die schoenen Muetter anderer Toechter

Die schoenen Muetter anderer Toechter

Titel: Die schoenen Muetter anderer Toechter
Autoren: Miriam Muentefering
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in ihre sinken, am liebsten beides gleichzeitig.
    »Ich habe noch nicht mit Lena geredet. Nein, sag jetzt nichts. Ich weiß, das ist unverzeihlich, und ich schwöre dir, ich habe es versucht. Aber es fiel mir so schwer. Und Lena ist so vollkommen, so absolut vollkommen arglos …«
    »Quatsch!«, kommentierte ich ihre Ausführungen.
    »Wie?«
    »Lena war nicht ahnungslos. Sie wusste genau, was los war. Sie ist nicht blind, und sie hat … sehr feine Antennen für so etwas. Deswegen war mir klar, dass es für sie vielleicht ein kleiner Schock, aber bestimmt keine Überraschung sein würde, wenn ich mit ihr darüber reden würde …«
    »Du hast was?«, entfuhr es ihr.
    »He, das ist nicht nur eine Sache zwischen euch beiden. Ich war auch nicht gerade unwesentlich beteiligt, wenn du dich erinnerst.«
    Angela sprang von ihrem Sessel auf und lief aus dem Zimmer in die Küche. Ich sah ihr verblüfft nach. Würde sie jetzt wieder die Spülmaschine einräumen? Doch sie kam sofort zurück.
    »Habe ich dich jetzt richtig verstanden? Du hast Lena davon erzählt, dass wir beide miteinander … miteinander …«
    »… geschlafen haben«, half ich ihr weiter. Die Nymphen in meinem Bauch grölten. Dieses Thema war einfach hochbrisant für sie.
    »Angela, glaub mir, ich habe da nicht fahrlässig gehandelt und auch nicht falsch. Wenn du es ihr erzählt hättest, hättet ihr euch mit Sicherheit furchtbar gestritten, und wer weiß, was noch alles passiert wäre. So habe ich gleich alles ins richtige Licht rücken können. Zwischen Lena und mir herrschen nicht diese hochkomplizierten Mutter-Tochter-Geschichten. Es war viel einfacher so, glaub mir.«
    Sie ließ sich wieder in ihren Sessel fallen.
    »Aber ob das auch besser war?«, zweifelte sie.
    Ich sah ihr ein paar Minuten zu, wie sie mit sich rang. Dann lehnte ich mich über den Tisch und angelte nach ihrer Hand.
    »He«, sagte ich leise. »Du musst auch an dich selbst denken. Lena kommt klar damit, da bin ich sicher. Sie ist erwachsen, und sie wird dich bald ganz loslassen. Klammere du dich jetzt bloß nicht fest. Du lebst dein eigenes Leben weiter. Du bist doch noch so viel mehr als nur ihre Mutter. Du bist doch auch eine Frau mit eigenen Vorstellungen und Zielen.« In meinen Ohren trieften meine Worte nur so vor Selbstnutz, aber Angela schien das nicht zu bemerken. Sie lächelte mich dankbar an.
    »Mensch, fühl ich mich ausgelutscht«, meinte sie dann.
    Wir lachten uns an. Ich wagte den Versuch, mich glücklich zu fühlen.
    »Und deshalb brauche ich noch ein bisschen Zeit«, fuhr Angela fort. Mein soeben gestarteter Versuch scheiterte kläglich. »Ich muss erstmal wissen, was ich selbst will.«
    »Eine Kostprobe hattest du ja jetzt«, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen.
    Angela spitzte die Lippen zu ihrem mütterlichen Mund: »Ich weiß, dass derlei Kostproben nicht unverbindlich sind, Michelin. Aber am Samstag ist die Situation einfach eskaliert. Ich war so durcheinander. Ich konnte einfach nicht anders als …«
    »Als deinen wahren Gefühlen zu folgen?«, bot ich hoffnungsvoll an.
    Angela sah mich schweigend an.
    Plötzlich befürchtete ich, sie könne anzweifeln, dass unsere gemeinsame Nacht ihren wahren Gefühlen entsprochen hatte. Konnte das sein? Auch wenn diese Stunden für mich so wundervoll gewesen waren, traumhaft schön und erfüllend?! Mein Herz ächzte und krachte, und ich war sicher, wenn sich derartige Worte ihrem Mund entwinden würden, müsste ich auf der Stelle sterben.
    Doch sie schwieg.
    Ich sah auf die Uhr. »Ich will dich nicht aufhalten. Schließlich bekommst du ja gleich noch Besuch.«
    Darauf nickte sie nur und begleitete mich zur Tür.
    »Meldest du dich?«, bat ich sie. ›Lass mich nicht wieder so hängen wie neulich!‹, lag mir noch auf der Zunge, aber ich beschloss, mich erwachsen zu benehmen und nicht herumzujammern. Was sie momentan nicht gebrauchen konnte, war gewiss noch zusätzlicher Entscheidungsdruck von mir.
    »Natürlich«, versprach sie.
    Nun ging ich schon wieder diese Treppe hinunter, obwohl ich viel lieber oben geblieben wäre.
    Ich zählte die Stufen bis zur Haustür und hasste jede einzelne.

D REIZEHNTES K APITEL
(K)Eine Rose ohne Dornen
    N ichts in meinem Leben ist wichtiger, als auf der Alm zu sein.
    Ich begann wieder zu atmen.
    Ich konnte wieder schlafen.
    Ich arbeitete wieder mit Konzentration und vergaß auch die Pausen nicht.
    Meine Tage gewannen ihren Rhythmus zurück.
    Fast hätte es scheinen können, als sei in den
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