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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin
Autoren: Celeste Bradley
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sich vor den traurigen Erinnerungen.
Dann betrachtete sie die Albernheiten ihrer Kusinen mit einem amüsierten Lächeln.
    Sie waren alle ganz bei der Sache. Das Traurige daran war, dass dieses Spiel für sie todernst war. Die Mädchen hatten auf diesem vom Krieg verwüsteten Heiratsmarkt keine Chance. Es gab nicht genügend potenzielle Ehemänner, was die Konkurrenz verschärfte, und der Maywell-Mob war bei den verfügbaren Junggesellen nicht besonders angesehen.
    Lady Maywell, wie immer sehr pragmatisch, hatte beschlossen, alle fünf auf einmal auf den Markt zu werfen. »Am besten setzt man alle seine Köder auf einmal ein«, hatte sie argumentiert. »Dann ist es wahrscheinlicher, dass wenigstens eine von ihnen einen Fang macht.«
    Die Tatsache, dass alle fünf die berüchtigte Maywell-Nase besaßen, war nur ein kleiner Teil des Problems. Jane selbst galt eher als hübsch oder elegant denn als schön, obgleich das möglicherweise mehr ihrer Kleidung geschuldet war als sonst etwas.
    Der Maywell-Mob hingegen war nahe daran, Seine Lordschaft mit dem Bedarf an Kleidern und Festivitäten, um potenzielle Ehemänner anzulocken, zu ruinieren. Es war kaum etwas übrig für die Mitgift. Jane wiederum besaß so viele Kleider, dass sie eigentlich für mehrere reichten. Sie trug nur die elegantesten, perfekt passenden Kleider mit sämtlichen Accessoires, die eine Frau brauchte, um auf diesem Frissoder-stirb-Heiratsmarkt zu bestehen.
    Selbstverständlich war alles eine Scharade, aber es erinnerte Jane an ein Leben, das längst vergangen war. Die Jahre, in denen sie mit ihrer Mutter ums Überleben gekämpft hatte, schienen ihr allen Spaß an Rippbändern und Batistunterwäsche genommen zu haben.

    Das Kichern schwoll an. Jane schauderte es. Von Augusta, der ältesten, bis hin zu Serena, der jüngsten, besaßen die Kusinen nicht einen Funken Verstand. Und doch waren sie liebe Mädchen, die ihre entfernte Kusine herzlich aufgenommen hatten. Sie hätten alles Recht dazu gehabt, Jane um ihre Truhen voller schöner Dinge zu beneiden. Die Schwestern waren gezwungen, dieselben Kleider immer wieder umzunähen und an die nächstjüngere weiterzureichen, in der Hoffnung, dass sie nicht wiedererkannt würden. Und trotz ihrer eigenen relativen Armut hatten sie gestaunt und rückhaltlos bewundert, was Jane aus ihren Truhen gepackt hatte.
    Das Spiel um sie herum ging unter viel Gekicher weiter und erreichte eine solche Lautstärke, dass Jane beschloss, sich einen anderen Ort zum Schlafen zu suchen. Sie drehte sich auf die andere Seite und versuchte, zwischen Serena und Bedelia – der vierten Schwester, oder war sie die dritte? – vom Bett zu krabbeln.
    Bedelia japste. »Oh, Jane, schau nur, was du angerichtet hast, du dummes Ding!«
    Jane blinzelte überrascht. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, schoss es ihr durch den Kopf. Dann schaute sie hinunter und sah, dass sie eines der Portraits unter ihrem Ellenbogen zerdrückte. Sie richtete sich auf, nahm das Blatt und versuchte, es über ihrem Knie zu glätten.
    Serena hatte die Zeichnungen gemacht, und sie waren wirklich ziemlich gut. Man sollte sich einem solchen Talent gegenüber nicht despektierlich verhalten, vor allem nicht, da die arme Serena sonst kaum etwas hatte, das sie auszeichnete. Sie war nicht besonders schlau und auch nicht besonders
hübsch, und außerdem – das wusste Jane aus eigener Erfahrung – strampelte sie schrecklich im Schlaf.
    Die Zeichnung glättete sich. Jane erkannte ein Gesicht, das sie ihre Bewegungen verlangsamen und ihren Atem beschleunigen ließ. Mit seiner hohen Stirn und den breiten Wangenknochen, mit dem zu langen Haar, das er offen und respektlos trug, erinnerte er Jane an einen erschöpften mittelalterlichen Helden, der seinen Helm abgenommen hatte, nachdem er kurz zuvor den Drachen erlegt und die Prinzessin gerettet hatte.
    Es war der Mann aus dem Garten. »Wer ist das?«
    Augusta schnaufte. »Ach, der. Der ist nur ein Platzhalter.«
    »Was ist er?« Das war sicher nicht so gemeint gewesen, wie es geklungen hatte.
    »Ein Platzhalter. So nennt Mama die Herren, die nur eingeladen werden, damit die Sitzordnung bei Tisch aufgeht«, erklärte Bedelia. »Ethan Damont ist kein Gentleman. Er hat nur ein hübsches Gesicht, das sich bei Tisch gut macht.«
    »Und Papa spielt gerne mit ihm Karten«, ergänzte Serena. »Er sagt, er will so lange mit ihm spielen, bis er herausgefunden hat, welchen Trick der Diamant anwendet, um immer zu
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