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Die schöne Teufelin

Die schöne Teufelin

Titel: Die schöne Teufelin
Autoren: Celeste Bradley
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gewinnen.«
    Eingeladen, aber nicht willkommen? Es war sogar noch schlimmer, als Jane vermutet hatte. Er tat ihr leid. Dann erreichten Serenas Worte ihr Bewusstsein. »Der Diamant?«, wandte sich Jane an ihre Kusinen. »Der Spieler, über den die Voice of Society immerzu berichtet?«
    Augusta verdrehte die Augen. »Die Klatschspalten machen ihn zu mehr, als er ist. Er hat keinen Namen und auch
kein Vermögen. Serena hat ihn nur in den Topf getan, um das Dutzend voll zu kriegen.«
    »Ein Platzhalter«, sagte Serena kichernd. »Und er hat hübsche Augen.«
    Der Mann in der Zeichnung schaute Jane an. Serena besaß manchmal mehr Talent, als sie wusste, denn in ihrer Eile, die Zettel für ihr Spiel herzustellen, hatte sie mehr von dem Mann zu Papier gebracht, als sie es getan hätte, wenn sie darüber nachgedacht hätte.
    Ethan Damont hatte keine »hübschen« Augen. Er hatte traurige und tragische Augen – Augen, die von Einsamkeit und Resignation sprachen. Jane fühlte ein leichtes Stechen in der Brust. Ethan Damont, der Diamant.
    Er war geradezu schockierend freizügig gewesen, als er sie berührt hatte. Oh, nicht etwa wirklich anstößig, aber sie war sich sehr wohl darüber bewusst gewesen, dass er sich Zeit gelassen hatte, sie auf dem Boden abzusetzen. Ein sehr körperbewusster Mann. Groß, gewandt und von ungeheuerlichem Benehmen – genau so, wie man sich einen opportunistischen Kartenspieler aus dem gemeinen Volk vorstellte.
    Sie schaute noch einmal auf die Zeichnung. Seine Augen …
    Warum nur hatte sie das Gefühl, dass Mr Ethan Damont mehr zu bieten hatte, als auf den ersten Blick zu erkennen war?

3
    Am nächsten Tag war Ethan wieder der Alte. Er stolzierte in voller Montur inklusive Spazierstock die Strand herunter. Im Augenblick hatte er keine Sorgen. Er hatte Lord Maywell letzte Nacht einen ganzen Packen Geldscheine abgenommen, die er zu der Belohnung hinzugefügt hatte, die er kürzlich von Collis Tremaynes stämmigem Onkel erhalten hatte.
    Ethan hatte nie erfahren, warum Collis und sein Onkel zusammengeschlagen und in einem kerkerähnlichen Raum in einer alten Waffenfabrik angekettet worden waren. Aber er hatte ja auch nie danach gefragt. Er hatte noch nicht einmal nach dem Namen des Onkels gefragt, sondern ihn im Stillen nur unbekümmert »den alten Knacker« getauft. Und dabei war es geblieben.
    Es gab Zeiten, wenn ein Kerl den Spielstand wissen musste, und dann gab es wieder solche, da ließ man ihn lieber im Ungewissen.
    Mit vollen Taschen und erfolgreich unterdrückten Fragen beschloss Ethan den neuen Tag und seine neu gewonnene Solvenz zu genießen. Welchen delikaten Zeitvertreib konnte er an diesem herrlichen Nachmittag in der großartigsten Stadt der Welt wohl finden? Er atmete tief und zufrieden ein. Die Möglichkeiten waren grenzenlos.
    Ethan liebte London mit all seinen schmutzigen, schmierigen, dunklen Winkeln. Er hasste es, wenn er die Stadt verlassen musste. Er war einige Male auf mehrtägige Festivitäten auf irgendwelchen Landgütern eingeladen gewesen, wo er sich einen gewissen Ruf als Jäger und Reiter erworben
hatte und die restliche Zeit die tödliche Langeweile damit zu vertreiben versuchte, indem er die Hausherrin mit seinem Charme dazu brachte, seinetwegen ihre Wäsche abzulegen.
    Und dann gab es da noch jene bemerkenswerten Momente, als seine Langeweile dadurch durchbrochen wurde, dass er vor einem erbosten Ehemann hatte fliehen müssen oder vor sechs … ah, ja, daran erinnerte er sich gern.
    Und doch, ließ man einmal diese atemlosen Renne-umdein-Leben-Abenteuer beiseite, war er immer froh gewesen, in die Stadt zurückzukehren. Hier verschwammen die unsichtbaren Grenzen zwischen den Menschen, hier öffneten sich die Türen einen Spalt, und es war ihm ohne große Mühe möglich, zwischen der Person, die er war, und derjenigen, die er in den Augen anderer war, hin und her zu wechseln.
    Aus den Augenwinkeln sah er sein Spiegelbild in einem der Schaufenster. Da er nichts dagegen hatte, einen gelungenen Auftritt zu bestaunen, blieb er stehen und beglückwünschte sich im Stillen. Er sah aus wie ein Gentleman. Sein Hut, ein schlanker Zylinder mit schmalem Rand, wie er gerade en vogue war, saß im exakt richtigen Winkel auf seinem Kopf, um eine gewisse Gleichgültigkeit zu signalisieren, sein Frack und seine Weste waren aus bestem Tuch und nach der neuesten Mode geschnitten. Seine grauen, maßgefertigten Handschuhe aus feinstem Leder umfassten den Knauf eines Spazierstockes, den er
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