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Die schöne Rivalin

Die schöne Rivalin

Titel: Die schöne Rivalin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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weiße Hose, hauteng und auf den Hüften aufliegend. Dazu ein Oberteil, so kurz, daß zwischen Hosenbund und Bluse ein breites Stück Bauch mit dem Nabel freilag. Sonja behielt es im Laden gleich an und schwebte glücklich durch die Gassen, von den wohlgefälligen Blicken der jungen Männer verfolgt.
    »Im Nabel fehlt noch eine geschliffene Glasscherbe«, sagte Bruckmann giftig. »Wenn es Mode wird, sich Pfauenfedern in den Hintern zu stecken, macht ihr das auch noch mit, was?«
    Irene legte beschützend den Arm um ihre Tochter. »Sonja steht das fabelhaft!« stellte sie fest. Selber hatte sie sich ein Kleid aus rotem Stoff mit Handmalereien aus Tahiti gekauft, das heute abend Premiere haben sollte.
    Bruckmann grinste verstohlen. Im Süden verlieren die Frauen ihr Gehirn, dachte er. Nur gut, daß einer aus der Familie auf dem Teppich bleibt. Dann, als sie alle ziemlich erschöpft unter dem Sonnenschirm eines Restaurants bei einem Campari saßen, hatte er plötzlich eine Idee, verschwand unvermutet und kam nach einer Viertelstunde zum Restaurant zurück in neuen hellen Hosen und einem himmelblauen, an der Brust offenen Hemd. Wortlos setzte er sich an den Tisch und erwartete einen Protestausbruch seiner Familie. Aber nichts geschah. Irene sagte nur leichthin:
    »Steht dir gut, Thomas. Wirklich.«
    Und Sonja stellte nüchtern fest: »Endlich wirst du modern. Nun paßt du zu uns!«
    Bruckmann ärgerte sich über diesen Schlag ins Wasser. Doch als sie später gemeinsam hinunter zum Hafen gingen und zwei langbeinige Mädchen mit flatternden Mähnen ihn anlächelten und mit ihren hellen Augen bunkerten, da hob er den Kopf, fühlte sich um zwanzig Jahre jünger und gewöhnte es sich an, beim Gehen leicht die Hüften zu schwenken.
    Die ersten Tage waren die geschäftigsten. Nach Einkäufen und Eroberungsgängen durch St. Tropez fuhren sie auch hinaus zu dem alten burgähnlichen Schloß, das Thomas Bruckmann ›ausschlachten‹ sollte, wie er es nannte. In den hohen und weiten Sälen standen wundervolle Möbel, und Bruckmann verbrachte allein in der unteren Etage vier Tage damit, die wertvollsten Stücke zu bestimmen und zu schätzen.
    »Was sollen wir dabei?« fragte Irene am vierten Tag. »Soll ich von der Côte d'Azur nichts als holzwurmzernagte Sessel in Erinnerung behalten? Du brauchst uns doch nicht, um ins siebzehnte Jahrhundert zu tauchen. Sonja und ich, wir gehen an den Strand.«
    Am sechsten Tag hatte sich die Familie gespalten. Irene lag in der Sonne, las Romane und wehrte zwei junge Männer ab, die sich niederließen und mit ihr eine Unterhaltung anfangen wollten.
    »Was suchen Sie hier?« sagte sie und schüttelte den Kopf. »Kaufen Sie sich eine Brille, meine Herren! Ich könnte Ihre Mutter sein. Sie verschwenden Ihren Charme an der falschen Stelle.«
    Danach hatte sie Ruhe. Am Nachmittag kam dann Thomas und erzählte von seinen Entdeckungen im Schloß. »Wo ist eigentlich Sonja?« fragte er.
    »Sie fotografiert«, erklärte Irene. »Du weißt doch, was für gute Bilder sie macht. Und wenn sie den Sachs oder vielleicht sogar den Boris Becker aufs Foto bekommt, dann platzen ihre Freundinnen vor Neid.«
    Am siebenten Tag kam das Schicksal auf Sonja zu. Ein weißer offener Sportwagen hielt unmittelbar neben ihr. Die Räder quietschten.
    »Hallo!« sagte eine Stimme. »Wenn Ihr Herz so goldig ist, wie es Ihre Haare sind, dann müssen Sie ein wahres Goldmädchen sein!«
    Sonja blieb stehen und wandte sich um. Sie sah ein lachendes, braungebranntes Männergesicht. Braune Locken fielen ihm bis auf die Stirn. Die Zähne blitzten wie im Fernsehen bei der Zahnpastareklame. Der junge Mann sprach deutsch, ohne Akzent.
    »Sie finden sich wohl sehr witzig, was?« antwortete Sonja etwas schnippisch. Der junge Mann nickte heftig.
    »Sie können nicht leugnen, daß ich recht habe. St. Tropez ist heller geworden, seitdem es Sie hier gibt.«
    »Blödsinn! Was wollen Sie überhaupt?«
    »Mit Ihnen einen Aperitif trinken. Ganz brav, ganz unverbindlich. Es ist jetzt genau die Zeit, wo ich meinen Calvados trinken muß.«
    Gegen ihren Willen mußte Sonja lächeln. Was sie sich heimlich erträumt hatte, das geschah nun tatsächlich hier in St. Tropez, mitten auf der Hafenstraße. Ein weißer Sportwagen! Und ein junger Mann, der echt Spitze war!
    Die Tür an Sonjas Seite klappte auf. Der junge Mann beugte sich zur Seite. »Steigen Sie ein, blonder Engel! Gegen einen Aperitif können der liebe Gott und der Herr Papa nichts haben.«
    »Ich
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