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Die schöne Rivalin

Die schöne Rivalin

Titel: Die schöne Rivalin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nächsten Restaurant, stieß den Kellner beiseite und verschwand in der Telefonkabine. Mit zitternden Händen wählte er eine Nummer.
    »Hier Pierre«, sagte er, als sich in Cannes der Angerufene meldete. Mit einem Taschentuch tupfte Dufour sich den kalten Schweiß von der Stirn. »Es ist etwas Schreckliches passiert, Chef! Da hängt in St. Tropez in einem Fotogeschäft ein Bild, da ist Ihr Schiff drauf, und Sie selber stehen am Strand und unterhalten sich mit jemandem.«
    »Mit wem?«
    »Das weiß ich nicht. Es ist ein Mann, den ich bei uns noch nie gesehen habe. Er hat so ein merkwürdiges Hemd an, weiß mit schwarzen Längsstreifen … Alle Leute, die vorbeikommen, schauen sich das Bild an, weil es bei einem Wettbewerb einen Preis bekommen hat und …«
    »Komm auf schnellstem Weg nach Cannes!« unterbrach ihn der Angerufene und legte auf.
    Noch ahnte Dufour nicht, welchen Fehler er mit seinem Telefonanruf gemacht hatte und daß es auch für ihn um Leben und Tod ging.
    Von diesem Augenblick an begann eine gnadenlose Jagd.
    Etwas außerhalb von Cannes, auf einem Felsen am Meer, lag das wunderschöne Haus von Monsieur Roger Corbet.
    Corbet galt als schwerreicher Mann, der mit Rohölen und Fetten für die Industrie seine Millionen gemacht hatte. Und er galt als gastfreundlich; in seinem Haus gab es oft Partys und andere gesellige Veranstaltungen. Die meisten der eingeladenen Leute kannten sich untereinander gar nicht und sahen sich hier vielleicht zum ersten und einzigen Mal in ihrem Leben. Außerdem hatte Corbet mehrere Stiftungen ins Leben gerufen, auch einen Pokal für Segelwettkämpfe gestiftet und ließ sich gelegentlich in der Spielbank von Monte Carlo blicken, wo er meist große Summen verlor. Er war Mitglied großer Clubs, besaß eine für Hochseefahrten eingerichtete luxuriöse Motorjacht und lebte seit 15 Jahren in scheinbar glücklicher Ehe mit einer bekannten Schauspielerin: Paulette Lunière. Ein Mann also, der charmant, gesellig und weltoffen wirkte. Ein Freund aller Schönheit und offenbar korrekt bis auf die Knochen.
    Allerdings …
    Schon seit zwei Jahren interessierte sich Kommissar Bouchard für Roger Corbet. Heimlich natürlich, denn einen so bekannten und geachteten Mann zu verdächtigen – das hätte ihm leicht eine Versetzung in die Provinz eingebracht.
    Dem Kommissar war es aufgefallen, daß es zum Beispiel in Marseille und Toulouse auch Fetthändler gab, die weniger aufwendig lebten und die vor allem nicht mit so vielen verschiedenartigen Persönlichkeiten verkehrten wie Corbet. Es verging kaum ein Tag, an dem nicht eine Reihe großer Wagen unten auf dem Privatparkplatz stand, von dem aus ein steiler Felsweg nach oben zu dem weithin sichtbaren Haus führte. Und fast immer handelte es sich um ausländische Autos: englische, holländische, viele spanische, deutsche, ab und zu auch schwedische.
    Bouchard notierte sich die Autonummern und fragte in den betreffenden Ländern an, wer die Besitzer seien. Und siehe da: Nicht ein einziger der Besucher Corbets hatte irgend etwas mit Ölen oder Fetten zu tun. Alle Berufe waren darunter, in einem Fall sogar ein Professor der Medizin. Nur kein Fettgroßhändler.
    »Ist das nicht merkwürdig?« fragte Bouchard eines Tages seinen Vorgesetzten, den Polizeipräsidenten. »Kein Ölmann darunter.«
    »Na und?« Der Polizeipräsident musterte Bouchard erstaunt. »Sind Ihre Freunde denn nur Polizisten?«
    »Nein …« Bouchard ließ das Thema fallen. Auch der Polizeipräsident war dreimal Gast bei Corbet gewesen. Seine Autonummer stand in Bouchards Notizbuch. Es hat keinen Zweck, gegen die Großen zu kämpfen, wenn man selbst nur ein Sandfloh ist, dachte Bouchard bitter. Aber ein Floh kann zwicken – und das wollte er gründlich tun.
    Heute fand in der weißen Villa über dem Meer eine erregte Konferenz statt. Der Seitenteil, in dem die geschäftlichen Räume Corbets lagen, war abgesperrt, und als Pierre Dufour schwitzend aus St. Tropez eintraf, wallte ihm schon eine Wolke aus Zigarettenrauch entgegen.
    Roger Corbet, ein mittelgroßer, eleganter Mann in einem weißen Seidenanzug, das leicht angegraute Haar glatt nach hinten gekämmt, blickte Dufour mit vorgewölbter Unterlippe entgegen. Der Boß schien ganz ruhig zu sein; nur seine Finger zerknüllten nervös ein Blatt Papier.
    »Erzähl, was ist los?« empfing er Dufour.
    Pierre setzte sich schweratmend. »Im Schaukasten der Fotohandlung Zambatti hängt ein Bild, das den zweiten Preis eines Fotowettbewerbs
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