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Die schöne Rivalin

Die schöne Rivalin

Titel: Die schöne Rivalin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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legte glücklich auf. Freitag … das ist morgen. Morgen schon!
    Am Nachmittag ging sie zum Friseur. »Kann ich morgen frei haben, Paps!« fragte sie hinterher.
    »Geburtstagsparty?« erkundigte sich Thomas Bruckmann.
    »Nein. Ich treffe mich mit Mischa Heideck.«
    Bruckmann nickte und blinzelte ihr zu. »Hast du dich in ihn verliebt, Spatz?«
    »Aber Paps!« Sie konnte es nicht verhindern, daß sie rot wurde.
    »Ehrlich sein, Sonja!«
    »Na ja«, meinte sie, »ein bißchen schon …«
    »Mischa ist auch ein netter Junge. Nur hat er zuviel Geld, das er nicht selbst verdienen mußte.«
    »Er kann ja nichts dafür«, verteidigte sie ihn, und ihr Vater lachte laut.
    Pünktlich um 16 Uhr stand sie am nächsten Tag in den Parkanlagen am Clubhaus des Vereins. Doch es gab eine herbe Enttäuschung. Durch die Zweige eines hohen Busches starrte sie hinüber zum Tennisplatz, wo Mischa Heideck eine Partie mit einem vollschlanken, erregend schönen schwarzhaarigen Mädchen spielte. Das Tenniskleid seiner Partnerin war so kurz, daß man ihre langen Beine voll bewundern konnte. Und ihr Lachen, das jeden Ball begleitete, den Mischa verschlug, war dunkel und aufreizend.
    »Verloren!« rief sie, als Mischa einen Aufschlag ins Netz feuerte. »Mein Lieber, mich in die Knie zu zwingen, da gehört schon was dazu …«
    »Zumindest beim Tennis!« rief Mischa zurück, nahm einen Anlauf, sprang über das Netz, zog die raffinierte Verführerin an sich und küßte sie so fest, daß aller Widerstand sinnlos war. Das Mädchen ließ den Tennisschläger fallen, schlang die Arme um Mischas Hals und drückte sich an ihn.
    Langsam ließ Sonja die Zweige des Busches zurückschnellen und trat zurück auf den Parkweg. Ihre großen blauen Augen waren jetzt ohne Glanz.
    Das kann doch nicht wahr sein, dachte sie. Das … das war doch nur ein Freundschaftskuß. So eine Laune. Ein Scherz. Eine Rache, weil er die Tennispartie verloren hatte. Er … er kann doch kein anderes Mädchen lieben …
    Sie sah sich noch einmal um.
    Die küßten sich noch immer. Oder schon wieder.
    Sonja warf den Kopf in den Nacken und ging entschlossen zum Clubhaus. Die Uhr über dem Eingang stimmte mit der Zeit auf ihrer Uhr überein: 20 Minuten nach vier. Und Mischa machte überhaupt keine Anstalten, zum Treffpunkt im Park zu kommen. Vielmehr setzte er sich mit der Rivalin auf eine weiße Bank am Spielfeldrand und ließ sich ein großes Glas Whisky mit Soda kommen. Zusammen tranken sie aus dem einen Glas, und das tiefe Lachen des Mädchens hörte Sonja noch, als sie die Stufen zum Eingang des Clubhauses hinaufstieg. Es war, als ersteige sie mit letzter Kraft einen riesigen Berg.
    Im Vorraum empfing sie ein Portier in Weiß. Der Club Grün-Rot war der exklusivste Tennisverein von Hamburg.
    »Ich möchte Herrn Heideck sprechen«, sagte sie mit mühsam fester Stimme.
    »Ich weiß nicht, ob das geht.« Der Portier blickte auf seine Uhr. »Herr Heideck spielt gerade …«
    »Ich habe es gesehen. Mit Fräulein …«
    Sonja hielt den Atem an. Jetzt erfuhr sie den Namen. Der Portier tappte in die Falle.
    »Ganz recht. Mit Fräulein Sandor. Ist es dringend? Herr Heideck ist sehr ungehalten, wenn man ohne triftigen Grund seine Donnerstags-Partie unterbricht.«
    »Donnerstag?« Sonja sah erstaunt hoch. »Aber wieso … heute ist doch …«
    »Donnerstag, mein Fräulein.« Der Portier lächelte herablassend. »Sollten Sie sich geirrt haben?«
    »Ja.« Sonja nickte schwach. Ihre Stimme schwamm fast weg. »Das ist wirklich ein Irrtum … Verzeihen Sie! Und sagen Sie Herrn Heideck nichts von meinem Besuch …«
    Sie drehte sich schnell um und lief aus dem Clubhaus.
    Als ihr Vater am Abend nach Hause kam, lag sie schon im Bett. »Sie hat Fieber«, sagte Irene; »vielleicht die übliche Nachurlaubserkältung. Ihr Kopf glühte.«
    Thomas Bruckmann wurde nachdenklich. Nach dem Abendessen ging er zu seiner Tochter und setzte sich an ihr Bett. Sie lag auf dem Rücken und starrte an die Decke.
    »Was ist, Spätzchen?« fragte er. »Wirklich Fieber?«
    »Ja, Paps.« Das klang kläglich, dem Weinen nahe. Bruckmann sah sie forschend an.
    »Ist was geschehen?«
    »Nein.«
    »Keine Dummheit?«
    »Ehrenwort, Paps!«
    »Soll ich den Arzt rufen?«
    »Es geht auch so vorbei.« Sie zögerte. Dann fragte sie: »Kennst du eine Familie Sandor?«
    »Aber ja! Stinkreich. Generaldirektor der Niederrheinischen Stahlwerke. Habe für ihn einmal eine Madonna aus dem 15. Jahrhundert besorgt. Er hat die zweihunderttausend
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