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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin
Autoren: Celeste Bradley
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spürte, wie einer ihrer Absätze von der Wand abglitt. Sie klammerte sich verzweifelt fest. »Nein! N -«
    Fallen.
Sie spürte, wie der Wollstoff seines Ärmels ihren Fingern entglitt. Ihre Arme schlugen an Stein. Sie fiel, sie stürzte. Hatte plötzlich Stein in den Händen.
Festhalten.
    Der Sturz endete abrupt, und es riss an ihren Armen, aber sie hielt sich fest. Ihre Arme schlangen sich um einen dekorativen Wasserspeier. Sie drückte ihre Wange liebevoll an den schmutzigen, rußigen Granit. Ihre Füße baumelten in der Luft, und sie suchte mit den Schuhspitzen an der Fassade nach Halt.
    Mit dem linken Fuß hatte sie Glück. Der Zug an ihren Armen verringerte sich, dennoch umklammerte sie weiterhin verzweifelt den Wasserspeier. Die Oberseite war bröckelig und irgendwie verkrustet, vermutlich Vogeldreck. Der morgendliche Tau verwandelte den sandigen Schmutz in Schleim, ließ ihre Hände abrutschen.
    Sie konnte sich nicht mehr halten. Ihre Finger gaben Millimeter für Millimeter nach.
    Bitte, lieber Gott, bitte, bitte, bitte …
    Sie fiel.
    Sie war dahin.
    James stöhnte auf. Seine Brust war vor Schock wie Eis. Die Kälte des Verlusts breitete sich aus, raubte ihm den Atem und den Verstand. Er warf den Kopf in den Nacken und schrie seine Trauer und Wut hinaus …
    Sie war tot.
    Und es war sein Misstrauen, das sie umgebracht hatte.

37. Kapitel
    Jackham drehte sich zu Lavinia um. Er schenkte James’ Agonie keinerlei Beachtung. »Hat ’ne ziemliche Sauerei gemacht.«
    Oh, Gott.
Der Schmerz war unerträglich. James’ Verstand und Herz verwandelten den Schmerz in Wut, bevor er noch wahnsinnig wurde. Als James Lavinia ansah, die gerade gierig nach vorne trat, um ihr Werk zu betrachten, war sein Blick rot gerändert.
    »Ist es schlimm?«, fragte Lavinia vorsichtig. »Ist es blutig?«
    James ging gleichfalls nach vorn. Es kümmerte ihn nicht mehr, dass Lavinia eine Pistole hatte, er hieß den Tod willkommen, denn er würde ihn von dem Wissen befreien, dass Phillipa zerschmettert unten auf dem Boden lag.
    Er nahm kaum wahr, dass Jackham Lavinia die Pistole abnahm, als wolle er ihr dabei behilflich sein, an die Dachkante zu treten. Auch die Tatsache, dass Jackham daraufhin die Pistole gelassen an Lavinias Schläfe legte, bedeutete ihm nichts.
    Der Knall des Schusses erreichte ihn erst, als er schon bei Lavinia war, die tot vor seinen Füßen zusammenbrach.
    Jackham legte den Kopf zur Seite und betrachtete die Frau, die so lange seine Partnerin und Peinigerin gewesen war. »Sie war so böse wie der Satan selbst, aber keiner hat je behauptet, dass sie klug sei«, sagte er.
    James stieg über die Leiche, als sei sie bloßer Abfall. Sein Blutdurst galt dem Mann, der seine Liebe in den Tod gestürzt hatte. »Ich werde Sie jetzt töten müssen, Jackham.«
    Jackham wich einen Schritt zurück und hob beschwichtigend beide Hände. »Das täte ich nicht, wenn ich Sie wäre, James.«
    »Warum nicht?« Er würde Jackham umbringen und, bei Gott, er hätte seinen
Spaß
daran.
    Jackham wies mit dem Kopf zur Dachecke. »Weil Sie meine Hilfe brauchen werden, um das Mädchen von dem Sims zu hieven, auf dem es steht.«
    Es dauerte eine Weile, bis die Worte durch den dunklen Sturm seiner unvorstellbaren Wut drangen. Dann blinzelte er irritiert. »W-Was?«
    Er warf sich flach auf das Dach, um über die Kante zu spähen. Phillipa stand genau unter ihm, das Gesicht an die Wand gepresst und die Arme ausgebreitet, als wolle sie ihren Abdruck der Wand aufstempeln.
    James konnte kaum noch atmen, sein Herz schien seinen ganzen Brustkorb einzunehmen. Ein wildes Lachen stieg in ihm auf. »Flip, Liebling, nimm meine Hand!«
    Es bedurfte der beiden Männer, Phillipa aufs Dach zu ziehen, wo sie sofort auf die Tür zukrabbelte. »Ich kriege Sie, Jackham, Sie werden schon sehen«, flüsterte sie keuchend. Als sie Lavinia erreichte, hielt sie inne. »Tja, wenn das nicht perfekt ist.« Sie warf James einen angewiderten Blick über die Schulter zu. »Sie ist sogar tot noch schön!«
    James lief an seiner krabbelnden, fluchenden Verlobten vorbei und kniete sich ihr in den Weg. »Flip, bitte steh auf.«
    »Nein!« Sie sah ihn wütend an, aber ihre Unterlippe zitterte und ihr Gesicht war tränenverschmiert. »Ich habe es satt, dass man an mir herumzerrt und mich herumstößt. Wenn ich, verdammt noch mal, kriechen möchte, dann krieche ich, verflucht noch mal, und du wirst mir, verdammt noch mal, aus dem Weg gehen.« Sie kniff die Augen zusammen. »Oder etwa
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