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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin
Autoren: Celeste Bradley
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vergeben aber nicht, ja begreifen Sie das denn nicht? Können Sie James das nicht ansehen? Er kann sich selbst nicht vergeben, kann Ihnen nicht vergeben, auch wenn man ihm seine Liebe deutlich ansieht.« Sein Blick war jetzt kühl und entrückt, fast resigniert. Er stand auf. »Sie vergeben niemals.«
    Lavinias Hände waren überall, so wie in seinem Traum. Sie liebkoste ihn, erforschte ihn, entdeckte ihn neu.
    James wartete darauf, dass ihn wie immer widerstreitende Gefühle überkamen, Lust und Abscheu. Ihre Berührung war Gift, aphrodisisches Schlangengift. Ihr bloßer Geruch ließ ihn …
    Nichts fühlen.
    Unglaublich. Er wartete atemlos, dass ihre Gier ihn erfasste, dass ihr boshafter Zauber ihn …
    Er spürte nichts. Keine verdammte Regung. Sein einziger Gedanke, seine einziger Herzschmerz galt Phillipa.
    Am liebsten hätte er gelacht. Bei Gott, er hatte das Gefühl, als würde er fliegen.
    Lavinias Berührung bescherte ihm keine Schuldgefühle, keine unterschwellige Erregung. Sie bescherte ihm nur Abscheu und das Bedürfnis, sich möglichst schnell zu waschen.
    Er stellte erleichtert fest, dass er nicht mehr Sklave seiner Sinne war.
    Auch die Besessenheit, mit der er seine Freunde hatte rächen wollen, hatte sich verflüchtigt. Er wollte immer noch Gerechtigkeit, aber mit einer kühlen, tödlichen Distanz, die er zuvor nicht hatte aufbauen können.
    »Du musst doch merken«, sagte er in einem Plauderton, der ihr melodisches Seufzen übertönte, das ihn mutmaßlich erregen sollte, »dass ich mich völlig von dir befreit habe.«
    Sie hob den Blick. »Das glaube ich nicht, James.« Ihre Stimme war kalt, aber das Entsetzen in ihren Augen machte ihm Mut. Er hatte doch noch gewonnen. Sie wandte sich ab und ging zum Frisiertisch.
    »Oh, doch«, versicherte er ihr. »Denn ich weiß jetzt, dass mich weder Drogen noch Folter dazu bringen können, meine Kameraden zu verraten, und die Kniffe einer abgegriffenen Verräterin schon gleich gar nicht.« Er atmete geräuschvoll durch. »Deine Tricks ziehen bei mir nicht mehr, Lavinia. Du kannst mich nicht mehr berühren. Die einzige Frau, die das kann, ist Phillipa.«
    »Dann wird ihr das aber gar nicht gefallen«, sagte Lavinia und drehte sich um. Sie hielt eine Pistole in den Händen. James blinzelte. Eine Überraschung war das eigentlich nicht. Sie hatte viele Männer getötet, doch er schien irgendwie geglaubt zu haben, dass die Gefühle, die sie für ihn hegte, ihm dieses Schicksal ersparen würden.
    Er war ein Narr.
    Er trat vor, aber sie war zu schnell für ihn. Sie drehte sich um – und lief aus dem Zimmer.
    Phillipa sprang auf, weil sie jemanden aufs Dach kommen hörte.
Er war da …
    Es war Lavinia, eine Pistole in der Hand. Ihr schönes Gesicht war nur noch eine Maske, vom Zorn verzerrt und gerötet. »Hol sie!«, würgte sie heraus. »Schaffe sie an den Rand und stoße sie hinunter!«
    »Was?« Selbst Jackham sah sich genötigt, seine Lethargie abzuschütteln. »Nein, niemals.«
    Lavinia fuchtelte mit der Pistole herum. »Du machst das jetzt, oder ich schieße dich von dem verfluchten Dach hinunter. Du hast schon einmal einen solchen Sturz überlebt, Jackham. Glaubst du, du schaffst das auch mit einer Kugel im Leib?«
    James tauchte hinter Lavinia auf. Phillipa versuchte noch, ihren Aufschrei zu unterdrücken, doch es war ohnehin zu spät. Lavinia hatte ihn gehört, schwang herum und zielte mit der Pistole auf sein Herz. »Bevor
sie
dich kriegt, bringe ich dich lieber um!« Sie wirkte jetzt, da sie alles unter Kontrolle hatte, wieder ganz ruhig.
    Jackham zerrte Phillipa zum Dachrand. Phillipa wehrte sich panisch und mit weichen Knien. Es half nichts. Jackham ließ sie wie einen Müllsack über die Kante baumeln.
    Mit der freien Hand klammerte sie sich panisch an seinen Ärmel. Sie wollte nach James schreien, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie konnte nur Lavinia zusehen, die ein Stück nach hinten ging, um alle drei ins Visier zu nehmen. Die blonde Frau drehte sich halb zur Seite und stieß einen Stapel Dachziegel um, der vor die Tür kippte und den Ausgang blockierte.
    »Ich will, dass du zusiehst, James. Ich will, dass sie direkt vor deinen Augen stirbt.« Sie fuchtelte mit der Pistole in Jackhams Richtung. »Tu es! Bring sie um!«
    Phillipa hörte James heiser und unartikuliert protestieren.
    »B-Bitte!« Ihre Stimme war nur ein Flüstern.
    Aber Jackhams Augen waren ausdruckslos und tot. »Zeit zu gehen.«
    Der Mann änderte seinen Griff, und Phillipa
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