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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin
Autoren: Celeste Bradley
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traurig im Kamin verbrannten. Phillipa bahnte sich barfuß einen Weg durch das verlassene Haus, und ihre zaghaften Rufe nach ihrem Papa hallten in der Stille wider.
    Ihre Kleider lagen in Fetzen auf dem Boden ihres Schlafzimmers. Bei genauer Betrachtung schienen ihr Zimmer und Papas Arbeitszimmer das meiste abbekommen zu haben. Es war, als hätten die Eindringlinge nach etwas gesucht, es nicht gefunden und den Zorn darüber an den Zimmern ausgelassen.
    Und vielleicht ja auch an Papa.
    Der letzte Schmerzensschrei hallte in Phillipas Erinnerung wider, während sie sich in den Schaukelstuhl setzte. Sie blinzelte, riss sich aus den Gedanken und sah sich um. Ein Geräusch auf der Straße irritierte sie, aber sie hätte nicht sagen können, was es war. Die Straßen schienen ständig vom Lärm der Gewalt und des Leids erfüllt.
    Sie hatte keine Beweise für ihren Verdacht, dass man sie verfolgte. Nur die Art und Weise, wie es die Männer in Arieta auf ihr Zimmer abgesehen hatten, und das Verhalten ihres Onkels, der sie später angsterfüllt aus dem Haus gescheucht hatte.
    Und dieses Gefühl, das ihr die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Ein Gefühl, das niemals wirklich verschwand.
    Die Mietdroschke blieb mit einem unvermittelten Ruck stehen, und zwar genau einen Block von der Pension entfernt, wie sie es verlangt hatte. »Da wären wir, Miss.« Der Fahrer machte sich nicht die Mühe, ihr aus den schäbigen Polstern zu helfen.
    Phillipa sprang alleine auf den Gehsteig und wandte sich wieder an den Kutscher. »Es dauert nur einen Moment. Wenn Sie warten und mich nach Mayfair zurückfahren, bezahle ich Ihnen was extra.«
    Der Kutscher nickte unschlüssig. »Aber hören Sie, lassen Sie mich nicht zu lang warten. Ich möchte nicht Ihretwegen das Tageslicht verschwenden.«
    Sein dumpfer Blick bedeutete ihr:
Komm zurück oder verrotte meinetwegen in der Hölle
,
mir ist das egal.
Sie erzitterte und erinnerte sich, dass London ein grausamer Ort aus Kopfsteinpflaster und Stein war – ein Ort, wo der Tod alltäglich und die Gefahr allgegenwärtig war.
    Nun, damit war bald Schluss, denn sie hatte jetzt eine Mission und einen sicheren Ort zum Wohnen. Dem Himmel sei Dank für Mr. Cunningtons Naivität in dieser Sache.
    Phillipa duckte sich in einen Ladeneingang und zog den schäbigen blauen Sommerumhang mit dem braunen Futter nach außen an. Damit hatte sie zwar die klamme, feuchte Oberseite auf dem Kleid, aber falls ihr jemand folgte, verlor er vielleicht ihre Spur. Sie ging zudem tief gebückt und tat so, als würde sie ein wenig humpeln, um einen möglichen Verfolger noch weiter zu verwirren.
    Endlich erreichte sie die Pension, in der sie ein Zimmer genommen hatte, und atmete erleichtert auf. Sie sagte sich entschlossen, dass sie heute zum letzten Mal an diesem trübseligen Ort mit seinen gesetzlosen Straßen sei.
    Phillipa bezahlte Mrs. Farquart die ausstehende Miete mit hochgerecktem Kinn. Die sauertöpfische Frau sollte es nicht wagen, ihren plötzlichen Reichtum zu hinterfragen. Doch die Pensionswirtin machte nur ein finsteres Gesicht und zählte ihr das Wechselgeld hin, als täte es ihr um jede einzelne Kupfermünze Leid.
    Die letzte Münze gab die Frau allerdings nicht heraus, sondern klemmte sie berechnend zwischen Daumen und Zeigefinger. »Da gibt’s was, das Sie vielleicht wissen möchten.«
    Phillipa streckte ihr unverdrossen die Hand hin. »Mein Wechselgeld, bitte, Mrs. Farquart.«
    Die Frau zuckte die Achseln. »Weil Sie ganz bezahlt haben, geb ich Ihnen einen Tipp.« Ein einfältiges Grinsen machte sich auf ihren dünnen Lippen breit. »Es war heute wer da, der nach Ihnen gesucht hat. So ein Kerl, ein richtiger Gentleman.«
    Phillipa hinderte die ausgestreckte Hand irgendwie am Zittern. »Das war sicher ein Missverständnis. Ich kenne in London niemanden.«
    »Aber er hat Sie gekannt. Hat Sie bis aufs Haar genau beschrieben; er wusste sogar, wann Sie eingezogen sind.«
    Phillipa zog die Hand weg und verschränkte die Finger ineinander. Sollte die Frau den Penny behalten. »Bestimmt jemand, der mich auf der Straße gesehen hat.«
    Die Münze verschwand mit atemberaubender Geschwindigkeit. Mrs. Farquart drehte sich weg, hatte das Interesse verloren, jetzt, da sie das Geld in der Tasche hatte. Phillipa hielt sie auf.
    »Dieser Mann – was haben Sie ihm von mir erzählt?«
    Mrs. Farquart zuckte die Achseln, aber in ihrem missmutigen Blick lag ein dunkles Glitzern. »Hach, hab ihm nichts erzählt. Meinen Sie vielleicht,
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