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Die Scanner

Die Scanner

Titel: Die Scanner
Autoren: Robert Sonntag
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aufhielten.
    »Wie komme ich mit den Büchern in die Stadt? Hoffentlich nicht durch den Müllkanal?«
    Arne schüttelte den Kopf.
    »Nach dir wird in den Städten gefahndet. Du bist der Super-Terrorist. Schon vergessen?«
    »Was soll ich dann hier?«
    Arne hielt ein Fließband an und zeigte auf ein Buch. Ich nahm es und wunderte mich über die Verpackung aus dickem, glänzendem Papier.
    »Das ist der Schutzum…«, sagte Arne und wollte mir das Buch aus der Hand nehmen.
    Zu spät. Ich hatte das Stück Papier schon weggerissen.
    »…schlag. Der bleibt eigentlich dran. So sahen vor dem Krieg noch viele Bücher aus.«
    »Noch nie gescannt, so etwas«, antwortete ich und blickte auf das nackte Buch ohne den Schutzumschlag.
    Ganz vorne waren ein B und ein G auf einer Feder abgebildet.
    »Hätte ich ja nie gesehen mit dem komischen Umschlag«, sagte ich.
    Arne schüttelte den Kopf. Er nahm es mir aus der Hand, schlug es auf und deutete auf die erste Seite. Ich sah wieder die Feder und die zwei Buchstaben B und G .
    »Auch dein Buch wird das Siegel der Büchergilde tragen«, sagte Arne.
    Ich war sprachlos. Fühlte mich mindestens genauso überrumpelt wie vor ein paar Tagen, als er Jojo und mich im Metro-Gleiter mit seiner Schlagfertigkeit überraschte hatte.
    »Mein Buch?«, fragte ich.
    Arne führte mich in einen kleinen Raum. Ich durfte auf einem Sessel Platz nehmen. Er fühlte sich an wie der, in dem ich bei unserem ersten geheimen Treffen versunken war. Im stockdunklen Keller. Heute trat Licht durch eine Scheibe an der Decke. Den Himmel konnte ich nur erahnen. Um uns herum stapelten sich frisch gedruckte Bücher.
    »Wir wollten dich aus verschiedenen Gründen haben«, sagte Arne.
    Ich sagte nichts. Drückte mich nur noch mehr in den Sessel.
    »Erinnerst du dich an unser erstes Treffen im Metro-Gleiter?«
    Ich nickte vorsichtig.
    »Dein Freund Jojo hat sofort alles Nomos gemeldet. Du warst neugierig und bist bei mir im Abteil sitzen geblieben.«
    Nur deswegen also, dachte ich enttäuscht. Aber Arne zählte weitere Punkte auf.
    »Du hast keine Freundin und bist ungebunden.«
    Ich musste sofort an Fanni denken.
    »Du bist ein ruhiger und nachdenklicher Typ.«
    Ich reagierte mit einem skeptischen Blick.
    »Das ist ein Kompliment«, fügte Arne hinzu.
    »Und du hast bei uns etwas gefunden, was du zu Hause nicht hattest.«
    Ich dachte an meine schweigenden Eltern, die sich nicht für mich interessierten.
    »Außerdem hast du auf viel Geld verzichtet und deine Professorin nicht verraten. Sie wollte dich immer bei uns haben.«
    Und das soll es gewesen sein? Das ergab alles noch keinen Sinn.
    »Und du warst ein Buchagent.«
    Arne merkte, wie wenig ich mit dieser Erklärung anfangen konnte.
    »Du hast Bücher gescannt, also vernichtet. Du hast Lesern erklärt, wieso sie keine gedruckten Bücher brauchen. Obwohl auf E-Book-Readern längst nur noch 3-D-Filme liefen. Du hast an Schulungen der Scan AG teilgenommen. Und du warst ein Mitarbeiter von Ultranetz.«
    Ich begann endlich zu verstehen.
    »Wenn jemand wie du auf unserer Seite steht und all das aufschreibt, was er erlebt hat, werden viele ins Grübeln kommen. Du warst einer von ihnen, einer von der Scan AG.«
    Hatte ich Arne richtig verstanden? Ich, Rob, der Buchagent, sollte aufschreiben, was mir widerfahren war? Erst wollte ich gleich absagen. Alles absagen. Sofort. Ich war kein Autor, und fertig! Aber ich musste an Fannis Satz denken im Metro-Gleiter. Du brauchst nur ein wenig Zeit. Du machst schon dein Ding.
    »Wo ist Fanni«, fragte ich endlich.
    »Wir müssen vorsichtig sein. Sie arbeitet als Kurier in einer anderen Stadt. Sie ist mit ihrem Sohn umgezogen. Sie sind beide in guten Händen. Sie wird dein Buch lesen und verteilen. Das muss reichen.«
    Arne sah meine Enttäuschung.
    »Vorerst jedenfalls«, ergänzte er.
    Ich fragte nach Thomas, dem Schriftsteller.
    Arne strich mit seiner Hand über meine Glatze. Ich hatte den Kopf seit Tagen nicht mehr rasiert. Er spürte sicher die vielen Stoppeln. Hoffte ich zumindest.
    »Er wird dir beim Schreiben helfen«, sagte Arne. Er drückte mir ein schweres graues Gerät in die Hand.
    »Aus welchem geschlossenen Museum habt ihr das geklaut?«, fragte ich.
    Arne klappte den Bildschirm nach oben und zeigte auf die Tastatur.
    »Wie soll mein Buch heißen?«, fragte ich.
    »Die Scanner«, sagte Arne und verschwand in einem dunklen Tunnel.
    Ich dachte an meinen Schulkurs. Jahre her, aber ich erinnerte mich an dieses alte Teil aus
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