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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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    Immer noch stumm wie ein Fisch; na gut, nass genug war er ja auch.
    »Dann sage ich es Ihnen: Sie haben vor weniger als einer Stunde den alten Lienen umgebracht .«
    »Merde. Ich soll Herrn Lienen getötet haben? Warum wollen Sie mir solche Gräueltaten in die Schuhe schieben, und wie wollen Sie diese üblen Unterstellungen verifizieren ?«
    »Zu Frage Nummer eins: Wir beide wissen, dass ich recht habe. Zu Frage zwei: Den Mord an Lienen kann ich leider nicht beweisen. Dafür aber zwei andere Morde, die Sie begangen haben .«
    »Sie belieben zu scherzen. Ich bin ein unbescholtener Bürger und hatte überhaupt kein Motiv, Herrn Lienen, den ich nur oberflächlich kannte, zu töten. Dahingegen werden Sie wegen Freiheitsberaubung hinter Schwedische Gardinen wandern«, ereiferte er sich, als läge ich gefesselt am Boden und nicht er.
    »Warum haben Sie Grutz getötet? Weil er Ruhm und Tantiemen einheimste, während Sie nur sein Anhängsel waren? Weil er sein Bett mit schönen Frauen teilte, während Sie sich mit der Kohlsuppe Ihrer Haushälterin zufriedengeben mussten? Oder weil er Vorsitzender der Serapionsbrüder war, während Sie bei den Kollegen nur Spott und Häme ernten ?«
    »Es ist leicht, über einen Wehrlosen Kübel voller Gülle auszuleeren. Wenn Sie mich provozieren wollen, haben Sie sich geschnitten. Ich sage nichts .«
    »Ist auch nicht nötig«, lachte ich abfällig. »Ich habe wasserdichte Beweise für den Mord an Grutz .«
    Ich zog Lienens Tagebuch aus der Jacke und hielt es dem Gefangenen unter die Nase: »Dies ist Lienens Vermächtnis und zugleich Ihr Verhängnis. Hier sind die Geschehnisse des Mordtages und der folgenden minutiös aufgezeichnet. Um Zeit zu sparen und weil ich mich so gerne reden höre, fasse ich das Wesentliche zusammen: Am 6. Dezember parkte Connie Lienen ihren Wagen vor Hermanns Wohnung. Ihr Vater benötigte Tabletten aus der gegenüberliegenden Apotheke, und Connie nutzte die Gelegenheit, bei Hermann vorbeizuschauen. Auf ihr Klingeln öffnete niemand. Nicht weiter verwunderlich, weil er zu dieser Zeit bereits das Zeitliche gesegnet hatte. Sie waren der einzige Lebendige in der Wohnung und hatten berechtigtes Interesse, die Tür nicht zu öffnen. Der alte Lienen hat Sie aber am Fenster gesehen, dachte sich allerdings zunächst nichts dabei. Am nächsten Morgen las er dann in der Zeitung, dass Grutz exakt zu dieser Zeit Selbstmord begangen haben soll. Welch seltsamer Zufall. Statt mit seinem Wissen zur Polizei zu marschieren, sah er die Chance auf Verbesserung seiner Rente. Er wusste, dass Sie keine Reichtümer besitzen, aber einige Tausender wollte er aus Ihnen herausmelken. Es sind fünf geworden .« Erst mal Luft holen nach dem Monolog.
    »Leeres Gewäsch«, stieß Xtra zwischen den Zähnen hervor. »Beweise, Beweise.«
    »Ich kenne den Direktor Ihrer Bank. Er hat mir anvertraut, dass Sie wenige Tage nach dem Mord einen Kredit über fünftausend Euro aufgenommen hätten. Bei großen Barbeträgen werden die Nummern der Scheine notiert. Und siehe da: Die Geldscheine, die ich bei Lienen fand, sind mit identischen Nummern geschmückt .«
    »Sie lügen! Ich habe alles durchsucht .«
    Vaginowski schien diesen Ausbruch sofort zu bereuen. Er sah aus, als hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen.
    »Sie haben den Kühlschrank vergessen. Warum musste Grutz sterben ?«
    »Dieser Dreckskerl hat mich als untalentiertesten Schreiberling, der ihm je vor die Augen gekommen sei, bezeichnet. Er würde mich nur zur Belustigung an seiner Seite dulden. Außerdem hätte er bemerkt, dass ich ein Auge auf Connie geworfen hatte. Als ob ein Schlappschwanz wie ich eine solche Frau erobern könnte. Als er dann höhnisch grinsend gemeint hatte, so wäre das Leben, es müsste auch Verlierer geben, stand mein Entschluss endgültig fest, ihn umzubringen .«
    Tränen liefen ihm die Wangen herunter.
    »Ich hatte Gift in ein Nasentropfenfläschchen gefüllt und es zu unserem monatlichen Treffen mitgenommen. Als Hermann einige Gläser Wein intus hatte und wieder in seinen Beleidigungsmodus verfiel, habe ich die Behauptung aufgestellt, der bessere Dichter zu sein .«
    Xtras Redefluss war nicht mehr zu stoppen.
    »Er war wie erwartet sofort Feuer und Flamme. Jeder von uns sollte in einer Viertelstunde einen Text verfassen. Wessen Erzählung gedruckt werden würde, der hätte gewonnen. Ich schlug vor, uns auf unbekanntes Terrain zu wagen. Der Abschiedsbrief eines Selbstmörders wäre ein gutes Thema. Als
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