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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe
Autoren: Margit Sandemo
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würde er um deine Hand anhalten.«
    »Und warum sollte das nicht möglich sein?« fragte sie verzagt und kümmerte sich nicht im mindesten darum, daß es schamlos klingen könnte.
    Die Großmutter setzte sich an ihre Seite. »Weil du eine Markgräfin Paladin bist, mein Mädchen. Schon Simon wäre unter deinem Stand gewesen. Dein Vater kann keine Ehe gutheißen zwischen dir und einem Mann, der nicht aus dem Hochadel stammt. Er selbst mußte den König um Erlaubnis bitten, um Cecilie heiraten zu dürfen, deine Mutter. Obwohl sie immerhin Baronesse war. Kaleb bittet nicht um deine Hand. Er will nur, daß du weißt, wie sehr du geliebt wirst.«
    Gabriella sah zu ihm auf, begegnete seinen liebevollen Augen. Sie erhob sich und glitt in seine Arme, verbarg ihr Gesicht an seiner Brust.
    »Auch er wird geliebt«, murmelte sie und lachte schüchtern.
    Kalebs Hände streichelten sie sachte, während sein Blick den klugen Augen Livs begegnete.
    Die Großmutter sagte: »Seid ihr bereit, für eure Liebe zu kämpfen? Ist diese Liebe stark genug, um das durchzustehen?«
    »Meine schon«, sagte Gabriella hitzig. »Aber Kaleb meint das sicher nicht im Ernst? War er es nicht, der… der… « Ihre Stimme erstarb, und beklommen ließ sie ihre Arme sinken. »Der ein dralles, hellblondes Bauernmädchen wollte, so ganz das Gegenteil von dem, was ich bin?« »Aber Gabriella, Ihr dürft doch nicht auf ein solches Gerede hören«, sagt Kaleb verlegen. »Das waren doch nur unüberlegte Worte, die ich gesagt habe, als ich fünfzehn war und in der finsteren Grube arbeiten mußte. Damals hatte ich doch kaum jemals ein Mädchen zu Gesicht bekommen, und ich hatte ganz unreife Vorstellungen davon, wie sie aussehen sollte. Inzwischen weiß ich, daß Liebe nicht nach Äußerlichkeiten fragt. Sie schlägt einfach zu, ganz gleich wie schwierig die Umstände sein mögen - so wie jetzt zwischen Euch und mir.« Gabriella hatte sich noch nicht ganz von ihren Zwangsvorstellungen befreit. »Aber ich bin doch so unansehnlich!«
    »Gabriella, Ihr seid alles andere als unansehnlich! Ich mag Euch genauso, wie Ihr seid, begreift Ihr das nicht? Ich habe Euch lieben gelernt. Reicht das nicht?«
    »Doch, das reicht weit, sehr weit«, strahlte sie. »Was meintet Ihr mit ,kämpfen, Großmutter?«
    »Nun, das kann ich euch erzählen«, begann Liv. »Ich selbst war von sehr einfacher Geburt, als ich die Frau von Baron Dag von Meiden wurde. Cecilie bekam Markgraf Paladin, trotz ihrer geringen Herkunft. Yrja war überhaupt nicht adelig, als sie sich mit Baron Tarald vermählte. Und Tarjei heiratete die hochadelige Cornelia. Deshalb können wir festhalten, daß Kaleb es auf jeden Fall versuchen sollte. Gabriellas Mutter wird sicher schnell einverstanden sein. Alles hängt davon ab, was ihr Vater dazu sagt.«
    Gabriella biß sich auf die Lippen. »Vater ist der gütigste Mensch auf der Welt, er tut alles für Tancred und mich, aber er ist schrecklich darauf bedacht, daß wir unsere gesellschaftliche Position nicht vergessen… Wie sollten wir am besten vorgehen?«
    »Zunächst einmal möchte ich euch Zeit geben, euch über eure Gefühle im klaren zu werden. Denn die erste, aufflammende Verliebtheit kann kurzlebig sein. Aber seid bemüht, Situationen zu vermeiden, die euch in allzu große Versuchung führen könnten! Ihr versteht sicher, was ich meine.«
    Kaleb nickte ernst, und Gabriella sagte eifrig: »Keine Sorge, Großmutter! In dieser Hinsicht hat Mutter mich unablässig ermahnt. Ich selbst bin fest entschlossen, mich auf keine Dummheiten einzulassen, bevor ich verheiratet bin.«
    Liv und Kaleb mußten beide über ihre Worte lächeln. »Gut«, sagte Liv. »Und danach reisen wir alle drei nach Gabrielshus und sprechen mit deinen Eltern, Gabriella. Ich komme mit, denn ich möchte meine dänische Familie auch gern einmal wiedersehen. Es ist schon so lange her seit dem letzten Mal.«
    Das war ein vernünftiger Vorschlag, gegen den sie nichts einzuwenden hatten.
    Und dann kam endlich der Heilige Abend. Rund um die üppig gedeckte, herrlich geschmückte Tafel saßen alle zusammen, Groß und Klein, festlich angezogen und in Feiertagsstimmung. Die Augen der fünf Kinder glänzten, und Gabriella fragte sich beklommen, wie ihre bisherigen Weihnachtsabende wohl ausgesehen haben mochten. Oder wie Oline es aus ehrlichem Herzen formulierte, nachdem Tarald das Weihnachtsevangelium vorgelesen hatte: »Ja Scheiße, wie schön das alles ist!«

14. KAPITEL
    Kaleb und Gabriella besuchten
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