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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet
Autoren: Robert Sheckley
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Vorwort
    von Harry Harrison

    Man schrieb das Jahr 1973. Robert Sheckley lebte auf Ibiza, während ich in den USA eine Reihe von Science-Fiction-Anthologien namens NOVA herausgab. Jede Ausgabe sollte völlig neue, nie zuvor veröffentlichte Geschichten versammeln, und um an Material zu kommen, schrieb ich an alle wichtigen SF-Autoren, ob sie mir nicht einen Vorschlag schicken wollten. Auch an Bob Sheckley schrieb ich – und legte gleich einen Scheck über hundert Dollar bei.
    Eines kann ich Ihnen sagen: Ich bezahle niemals im Voraus für Geschichten, schon gar nicht, ohne sie zuvor gelesen zu haben. Doch bei Bob war das etwas anderes. Ich wusste, dass er gerade eine schwierige Scheidung hinter sich hatte und eine harte Zeit durchmachte. Aber ich legte den Scheck nicht aus Wohltätigkeit bei – nein, es war ganz einfach so, dass ich noch nie eine Geschichte von Bob Sheckley gelesen hatte, die mir nicht gefallen hätte. Was auch immer er mir schickte, das wusste ich, würde ein echtes Schmuckstück in der nächsten Ausgabe von NOVA sein.
    Doch Sie müssen mir nicht blind vertrauen. Die Geschichte hieß »Endstation Zukunft« – und Sie können sie gleich hier nachlesen, in dem Buch, das Sie in der Hand halten.
    Bob arbeitete als Schriftsteller sehr bewusst. Er wusste genau, was er tat. Er erzählte mir einmal, dass er seine Geschichten entweder in einem Zustand des Überschwangs oder der Niedergeschlagenheit verfasste. Nicht, dass man das beim Lesen gemerkt hätte. Nein, als brillanter Handwerker verbarg er all seine Ängste, Sorgen und Mühen, all
seine Kunstfertigkeit hinter einem flüssigen, üppigen Stil. Was nicht heißen soll, dass er nur über einen einzigen Stil verfügte, ganz im Gegenteil: Jede Geschichte wird so dargeboten und eingerahmt, wie es ihren ganz eigenen Anforderungen entspricht. In einem literarischen Genre, das man eher für seine Inhalte als für seinen Stil schätzt, gibt es für mich ehrlich gesagt keinen Zweiten wie Robert Sheckley. Egal welche Geschichte man nimmt – jede ist exakt so komponiert und geschrieben, wie es sein muss.
    Aber das ist alles zu verkopft, zu analytisch. Man darf nie vergessen, dass Bob in erster Linie Entertainer war, ein Entertainer für jedermann. Einer der wenigen wirklich geistreichen Schriftsteller auf einem Gebiet, das oft ziemlich behäbig daherkommt. Wenn man seine Geschichten liest, muss man grinsen, manchmal sogar lauthals lachen. Sheckley ist der Narr an einem düsteren Königshof. Er flitzt unauffällig zwischen den flammenwerfenden Raketen hindurch und fordert furchtlos Zeitreisende und muskelprotzende Krieger heraus, während er uns mit einem Zwinkern betörenden Sternenstaub in die Augen streut.
    In den fünfziger Jahren, als er sich gerade mit seinen Geschichten in der Science-Fiction-Szene einen Namen machte, lernte ich Bob kennen. Es war eine gute Zeit für die Science Fiction, mit einem großen Markt und zahlreichen fähigen Autoren. Und Bob bewies, dass es sogar hier, wo sich schon so viele drängelten, noch reichlich Platz nach oben gab.
    Eine seiner frühen Geschichten hieß »Das siebte Opfer«. Hier entführt Bob den Leser in eine äußerst ungewöhnliche Zukunftswelt, in der Mord ganz offizieller Bestandteil des gesellschaftlichen Miteinanders geworden ist. Und es gelingt ihm auf grandiose Weise, uns davon zu überzeugen, dass es wirklich so kommen könnte. Die Geschichte war so detailliert ausgearbeitet, hatte, wie man so schön sagt, so
viel Fleisch auf den Knochen, dass man später einen Film danach drehte – allerdings mit einer leichten Titeländerung: Das zehnte Opfer … Wieder können Sie selbst urteilen, denn auch diese Geschichte finden Sie in diesem Buch.

    Wie alle Schriftsteller verbrachte Bob gerne Zeit mit seinen Kollegen. Ernest Hemingway meinte einmal, die Gesellschaft anderer Autoren sei »ein Fest fürs Leben«. In der Science Fiction, mit ihren vielen Konferenzen und Conventions, ist dies sicher der Fall – und ganz besonders bei einer Konferenz, die in Rio de Janeiro stattfand. Etliche von uns waren dorthin eingeladen worden, um am »International Science Fiction Film Festival« teilzunehmen. Die Teilnahme wurde noch dadurch versüßt, dass der Flug, das Hotelzimmer und sogar die Mahlzeiten bezahlt wurden. (Was umso reizvoller war, als man die Essensvoucher in den besten Restaurants der Copacabana einlösen konnte – für alles, was man sich wünschte, Getränke eingeschlossen! Da die Voucher jeweils um Mitternacht
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