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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe
Autoren: Margit Sandemo
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Jetzt kommst du zu mir, weil ich eine häßliche, dumme Gans bin, die dich dankbar wieder aufnimmt und allen erzählt, wie übel man dir mitgespielt hat. So hast du es dir doch vorgestellt, oder? Dann erhältst du deine Offiziersehre zurück und die ganze große Mitgift, die mein Vater uns versprochen hatte. All das wiegt schwer genug, dein Leben einer reizlosen, langweiligen Ehefrau zu opfern, nicht wahr?«
    »Aber Gabriella«, sagte er bestürzt. »Wie kannst du so etwas nur glauben? Ich will doch nur dein Bestes, und es schmerzt mich, daß du so schlecht von mir denkst! Können wir denn nicht allein miteinander sprechen?« rief er mit einem verärgerten Blick auf die anderen, die ihn weiterhin regungslos umstanden.
    Livs Stimme war sanft, hatte aber einen scharfen Unterton. »Ich glaube nicht, daß Gabriella mit Euch allein sein möchte, Herr Graf. Sie hat kein Verlangen danach zu sehen, wie Ihr sie mit schönen Worten und zärtlichen Gesten zu betören versucht. Denn in der schweren Zeit der Demütigungen, nachdem Ihr sie auf diese unerhört feige Art und Weise verlassen hattet, ist es Gabriella gelungen, wieder zu sich selbst zu finden.«
    Simon erwiderte ärgerlich: »Ich sagte doch, daß ich niemals daran gedacht habe, sie zu demütigen!«
    Mattias schaltete sich in den Wortwechsel ein. »Ihr habt lange gebraucht, sie von dem Mißverständnis in Kenntnis zu setzen. Im übrigen haben sich Gabriellas Interessen inzwischen anderweitig orientiert.« Simons Blick richtete sich unsicher auf sie.
    »Das stimmt«, sagte Gabriella ernst. »Was ich für dich fühlte, war kindische Bewunderung. Inzwischen weiß ich, was es heißt, wirklich zu lieben.«
    »Gabriella! Bist du dir klar darüber, was du mir jetzt antust? Du stößt mich in die äußerste Dunkelheit!« »Das hättest du dir früher überlegen müssen. Heute bin ich aus tiefstem Herzen froh darüber, daß alles so gekommen ist. Im Grunde müßte ich dir also dankbar sein für dein schäbiges Benehmen! Und jetzt kannst du gehen. Der Kutscher wird dich nach Christiania zurückbringen.«
    Er war einen Moment lang sprachlos. Dann machte er einen letzten, verzweifelten Versuch. »Du weist einem Weihnachtsgast die Tür? Das bringt Unglück, wie du weißt.«
    »Also auch das hast du in deinen Plan einbezogen? Nein, ich werfe dich nicht hinaus. Du kannst zur Küchentür gehen und deine Hand ausstrecken. Dann wird die Küchenmagd ein Stück Brot hineinlegen, wie es sich gehört. Adieu, Simon. Du findest wohl selbst den Weg hinaus.« Sie ging aus dem Zimmer und die Treppe hinauf, ohne sich umzudrehen. Aber Simon, der endlich eine Gelegenheit gekommen sah, sie allein zu sprechen, lief ihr rasch nach und packte ihren Arm. Seine Augen flackerten vor hysterischer Angst.
    »Gabriella, begreifst du nicht?« flüsterte er mit heiserer Stimme. »Sonst müßte ich mir doch die Kugel geben!« Gabriella sah ihn mitleidig an, während sie seine Hand fortwischte wie einen störenden Krümel.
    »Du willst also mir die Schuld geben für das alles?« sagte sie müde. »An mein Gewissen appellieren, damit ich dich gnädig wieder aufnehme? Wie tief kannst du eigentlich noch sinken?«
    Dann setzte sie ihren Weg die Treppe hinauf fort. Wenig später hörte sie die Schellen des Schlittengespanns, das sich den Weg hinunter entfernte.
    Liv kam herein, zusammen mit Kaleb. Sie blieben an der Tür stehen und sahen sie an, wie sie auf dem Bett saß, die Hände im Schoß gefaltet.
    Liv sagte: »Wir haben Simons letzte Worte an dich auf der Treppe gehört. Es war gut, daß du dich nicht mit so einem simplen Trick hast erpressen lassen.«
    »Und wenn er sich erschießt?«
    »Wirkliche Selbstmörder kündigen ihre Tat nicht vorher an. Das war nur ein letzter verzweifelter Versuch. Du weißt, du warst die einzige, die ihm seine Ehre hätte zurückgeben können.«
    »Meinst du wirklich, daß ich kein schlechtes Gewissen haben muß?«
    Die Großmutter seufzte. »Da siehst du mal, wie es ihm gelungen ist, die ganze Sache zu verdrehen! Jetzt sitzt du hier und bist unglücklich und voller Schuldgefühle! Nachdem er dich vollkommen vernichtet hatte. Sei froh und dankbar, mein Kind, daß du dieser Sorte Mann entkommen bist! Oder hegst du immer noch liebevolle Gefühle für ihn?«
    »Nein, bewahre!« Sie richtete sich auf. »Ganz im Gegenteil! Ich entdecke gerade, wie herrlich es ist, von ihm befreit zu sein!«
    »Kaleb hat mit mir gesprochen, Gabriella«, sagte Liv leise. »Wenn es irgend möglich wäre,
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