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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe
Autoren: Margit Sandemo
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ihren Krankheiten. Mattias mußte sein ganzes Können aufbieten, um sie von all den üblen Infektionen zu befreien.
    Sie bekamen auch eine Erklärung für die unheimlichen schleifenden Geräusche, die sie auf dem Dachboden gehört hatten. Oline erklärte ihnen verärgert, daß es allzu kalt dort oben gewesen sei, deshalb habe sie ein altes Bettgestell hervorgezogen und sich dort mit Decken einigermaßen komfortabel eingerichtet.
    Aber sonderbarerweise schien sie willig zur Mitarbeit zu sein - bis zu einem gewissen Grad. Und sie fühlte sich ausgesprochen wohl! Yrja fand sie in ihrem Ankleidezimmer, wo sie eifrig damit beschäftigt war, Yrjas schöne Seidenkleider anzuprobieren. Und aus alter Gewohnheit mopste sie heimlich von dem Essen, das wenige Minuten später sowieso serviert wurde. Ihre ganze Zuneigung galt Andreas, der einen weitem Bogen um das kleine freche Luder machte. Sie stank nach dem Teer, mit dem Mattias sie gegen die Krätze eingerieben hatte, und sie behauptete, das sei der Grund, warum Andreas sie nicht anfassen wollte.
    »Wartet nur, bis ich das elende Zeug los bin«, sagte sie. »Dann wird er mir nachgelaufen kommen mit seinem… « »Danke, das reicht!« unterbrach Kaleb sie scharf. »Es sind schließlich auch Damen anwesend.«
    Dieser kleine Seitenhieb entging Oline völlig. Sie beteiligte sich eifrig am Schulunterricht und war alles andere als dumm. Schnell hatte sie die anderen eingeholt, was das Lesen betraf. Rechnen fand sie langweilig - so wie man immer das langweilig findet, was man nicht begreift - und diesen Unterricht störte sie nach Kräften. Also beschränkte Liv sich bei ihr auf das Allerwichtigste, wie etwa das Geldzählen. Was sollte sie auch mit höherer Mathematik?
    Vor Mattias' sanften Augen hatte sie Respekt. Sie spürte, daß sie ihn als Frau nicht reizen konnte.
    »Der ist kastriert, das merkt doch ein Blinder«, tröstete sie sich kichernd.
    Am Tag vor Heiligabend, als ganz Grästensholm Kopfstand vor lauter hektischen Vorbereitungen, traf ein Weihnachtsgast ein.
    Gabriella, die mit den Kindern draußen gewesen war, hörte die Stimme, als sie die Eingangshalle betrat, und sie lief flammend rot an. Simon? Hier?
    Sie befanden sich alle im großen Salon, wo sie steif herumstanden - Simon, Liv, Mattias, Kaleb, Tarald und Yrja. Gabriella übergab die Kinder der Obhut einer Dienstmagd und schickte sie fort. Kaleb war ziemlich blaß, wie sie bemerkte.
    Simon kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu. »Gabriella, Liebste, ich habe ihnen allen gerade erklärt, daß das ganze ein schreckliches Mißverständnis war. Wie konnte jemand annehmen, ich sei mit einer anderen Frau nach Deutschland geflohen? Ich wurde mit allerhöchster Dringlichkeit zum Sterbelager eines Verwandten gerufen, deshalb blieb mir keine Möglichkeit, jemandem Bescheid zu sagen… «
    Gabriella betrachtete seine herausgeputzte Erscheinung. Sie war innerlich vollkommen gefühllos.
    »Und die junge Dame? Wurde sie auch zum Sterbelager eines Verwandten gerufen?«
    Simon warf mit einer kurzen Kopfbewegung sein prachtvolles goldbraunes Haar zurück. »Es war purer Zufall, daß sie zur selben Zeit abreiste. Wir kannten uns ja nicht einmal, bevor wir uns in der Kutsche nach Süden begegneten.«
    Das war nicht eben die Version, die er einem Offizierskameraden aufgetischt hatte…
    Es entstand eine kleine Pause.
    »Hast du mit meinen Eltern gesprochen?« fragte Gabriella tonlos.
    »Bisher noch nicht. Ich erfuhr von Freunden, daß du hierher gereist bist, und ich war bestürzt über die Gerüchte, die aufgekommen waren, deshalb schien es mir vordringlich, zu dir zu eilen und dich meiner treuen Ergebenheit zu versichern.«
    »Also habt Ihr sie sitzenlassen… die Andere?« bemerkte Kaleb trocken.
    Simon wandte sich ärgerlich zu ihm um. »Ich weiß wirklich nicht, was Unbeteiligten das Recht gibt, sich in diese Angelegenheit einzumischen. Auf derartige Unterstellungen antworte ich nicht. Gabriella, können wir unter vier Augen miteinander sprechen?«
    »Das ist nicht nötig«, sagte sie und versteifte den Nacken. »Man hat dich in Unehren entlassen, ist es nicht so? Dein Rang als Offizier wurde dir aberkannt, deine Familie hat dir den Rücken gekehrt, und Geld hast du auch keines mehr. Mit anderen Worten, du bist am Ende. Was du mit deiner Geliebten gemacht hast, weiß ich nicht, aber Kaleb wird wohl recht haben mit seiner Vermutung. Falls die Leidenschaft nicht ganz von selbst erloschen ist, so etwas soll ja auch vorkommen.
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