Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

und zerbrechlich«, begann Tengel, »und das erinnert mich an Dag, als du ihn im Wald gefunden hast. Da hättest du das Kind Liv getauft, wenn es ein Mädchen gewesen wäre. Erinnerst du dich?«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    Hannas Schultern sanken ein wenig.
    Tengel fuhr fort: »Deshalb möchte ich die Kleine hier gern Liv nennen.«
    »Liv ist gut. Aber ich möchte ihr zwei Namen geben, so wie den anderen auch.«
    Die Schreckensgestalt beim Feuer hielt die Luft an.
    »Ich will, dass sie Liv Hanna heißt«, sagte Silje entschlossen.
    Tengel schaute sie zögernd und fast entsetzt an. Doch dann sagte er mit klarer Stimme: »Liv Hanna sollst du heißen.«
    Die widerwärtige Gestalt drüben beim Feuer begann erneut, geschäftig in der Glut herumzustochern. Ein seltsam schriller Gesang kam ihr über die Lippen. Was es war, vermochte Silje nicht zu sagen. Zauber, Spuk oder schwarze Magie? Aber sie glaubte, Stolz und Freude einer einsamen, alten und ausgestoßenen Frau darin hören zu können. Die Beschwörungen bezogen sich bestimmt auf das Kind – aber es lag nichts Boshaftes in dem merkwürdigen heidnischen Gesang.

Anhang
Margit Sandemo – die unbekannte Bestsellerautorin
    Die Überschrift wirkt vielleicht wie ein Widerspruch an sich – eine Bestsellerautorin kann doch kaum unbekannt sein? Und wirklich zählt Margit Sandemo mit über vierzig Millionen verkaufter Bücher zu den erfolgreichsten Autorinnen aller Zeiten, aber in Deutschland muss sie eben noch entdeckt werden. Und nicht nur hier... ihre großen Erfolge hatte sie bisher in den skandinavischen Ländern und in Osteuropa, von Island bis Russland reißt das Publikum sich um ihre Werke, aber auf Englisch oder Französisch gibt es noch nichts von ihr. Und auf Deutsch bisher nur wenig. In den neunziger Jahren versuchte ihr norwegischer Verlag, die ersten Eisvolk-Bücher in deutscher Übersetzung herauszubringen, ein in Dänemark ansässiger Vertrieb jedoch, von seltener Unfähigkeit und ohne die geringsten Kenntnisse des deutschen Buchmarktes, sorgte dafür, dass dieses Unternehmen zum Fiasko wurde.
    Wenn auch nicht ganz. Einige Bücher erreichten die deutschen Ladentische, und seither gibt es eine eingeschworene Eisvolkgemeinde auch in Deutschland, die im Internet eifrig diskutiert, verzweifelt nach weiteren Bänden sucht (die es aber bisher nicht gibt), sogar eigene Lösungsvorschläge macht, z. B. die polnische Übersetzung ins Deutsche zu übersetzen. Was ja nun glücklicherweise nicht mehr nötig sein wird. Die deutsche Fangemeinde kann sich allerdings an Umfang nicht mit ihren Pendants in den skandinavischen Ländern messen, wo es mitgliederstarke Eisvolkvereine gibt, bei denen sich jedes Mitglied nach einer Figur aus den Büchern benennt, bei den Vereinstreffen werden Szenen aus den Büchern nachgestellt und natürlich tragen alle die passenden Kostüme... Dies alles kann hierzulande auch noch passieren und wir warten gespannt. In den ersten Jahren nahm Margit Sandemo noch sehr persönlich teil an der Entwicklung der Vereine, aber als der Erfolg ihr über den Kopf wuchs, musste damit Schluss sein als sie 1990 an die zwanzigtausend Fanbriefe persönlich beantwortet hatte, konnte sie einfach nicht mehr, ein Zusammenbruch war die Folge dieser Überanstrengung, und auf Rat ihres Arztes musste sie auf diesen direkten Kontakt verzichten wer also an Margit Sandemo schreibt und keine Antwort erhält: Es ist nicht böse gemeint!
    Bei soviel Erfolg sind natürlich auch die Neider nicht weit. Das zeigte sich schon früh, als Margit Sandemo um Aufnahme in den norwegischen Schriftstellerverband ersuchte. Der schließlich gegründet worden war, um die Interessen der Leute in Norwegen zu vertreten, die vom Schreiben leben. Aber nein, meinte der Verband, Frau Sandemo können wir nicht aufnehmen, die schreibt ja Unterhaltungsliteratur und ihre Bücher verkaufen sich viel zu gut. Über ein Jahrzehnt später war es dem neuen Vorstand dann doch zu peinlich und Margit Sandemo wurde die Mitgliedschaft angeboten – aber nun wollte sie nicht mehr, und in einem viel diskutierten Rundfunkinterview zum Thema sagte sie: »Ich habe mit dem Schriftstellerverband keine Probleme, aber der Verband hat das Problem, dass zu viele Männer darin sitzen, die keine Bücher schreiben.« Eine wunderschöne Antwort, die beweist, dass sie auch vor laufendem Mikrofon ihre Worte zu setzen weiß. Was auch nötig ist, wenn wir noch einen Moment bei den Neidern bleiben.
    Vor einigen Jahren ließ Verdens