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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund
Autoren: Margit Sandemo
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hatten alle eine schöne braune Gesichtsfarbe. Tengel trug Dag in einem Sack auf dem Rücken, und daneben ging Sol und trug ihr Kätzchen in einem Korb. Mit Erleichterung stellten sie fest, dass Sols boshafte Einfalle ständig seltener wurden, was möglicherweise auf ihr harmonisches Leben zurückzuführen war.
    Dennoch konnte sie sie gewiss manchmal in Schrecken versetzen! Wie einmal, als sie zu einem Wasserfall kamen und ein verträumter Ausdruck ins Sols Augen trat.
    »Tote Dame«, sagte sie.
    Tengel zuckte zusammen. »Woher weiß sie das? Eine Frau stürzte sich einmal hier hinunter vor... ja, das muss wohl vor zwanzig Jahren gewesen sein.«
    Es ereigneten sich auch andere Vorkommnisse. Als sie ein anderes Mal in den Bergen waren, kam Sol ihnen entgegengelaufen.
    »Nach Hause!«, schrie sie. »Böser Mann unter dem Baum!« Ihre Augen waren ganz wild.
    Bei solchen Vorfällen folgten sie ihr immer, aber eine Erklärung dafür bekamen sie nie.
    Doch im Herbst begann Silje sich zu verändern. Sie wurde rundlicher, verlor den Appetit, ihre Haut wurde durchsichtig und wies hellbraune Flecken auf. Tengel hatte nach Benedikt und seinem Haus schauen wollen, er gab dieses Vorhaben aber auf.
    Stattdessen schickte Tengel einen anderen Mann, den Kutscher, und der kehrte sehr schnell mit der Nachricht zurück, dass in materieller Hinsicht alles bestens stünde, dass Abelone jedoch noch immer auf dem Hof wohnte und allen das Leben schwermachte. Sie waren sehr froh, von der kleinen Familie zu hören, und schickten ihre Glückwünsche, ein großes Paket mit Esswaren und auch ein paar Kleider für die Kleinen.
    »Wenn wir doch nur etwas für sie tun könnten«, sagte Silje gerührt. »Wenn wir doch nur diese Schmarotzer vertreiben könnten!«
    »Ja«, stimmte Tengel ihr zu. »Aber jetzt kann ich nichts tun. Mein Platz ist nun bei dir.«
    Silje sah über den Hof, wo der erste Frost eingesetzt hatte. Sie schloss die Tür, um die Wärme im Haus zu halten. »Ich habe Angst, Tengel. Was ist nur mit mir los?«
    Er schaute sie prüfend an, musste über ihre Unwissenheit fast lächeln.
    »Es ist lange her, dass du mich aus fraulichen Gründen abweisen musstest.«
    Sie dachte nach. »Ja. Ja, das ist es. Ich habe so viel anderes zu tun gehabt, sodass ich nicht mehr daran gedacht habe. Oh Tengel
    Sie blieb wie gelähmt sitzen. »Sicher! Natürlich! Als es im Frühling oder Frühsommer nicht passiert ist, habe ich es irgendwie aufgegeben, verstehst du.«
    Tengels Gesicht war verkniffen. »Das habe ich eine Weile befürchtet, ja. Aber ich hatte nicht den Mut, darüber zu reden. Wann... glaubst du?«
    Silje rechnete nach, doch es war nicht leicht, weil sie nicht aufgepasst hatte.
    »Im April«, sagte sie zögernd.
    Er schaute sie lange an. »Ich habe die Macht, um... es zu verhindern. Mit einem Mittel.«
    Sie erhob sich abrupt. Sie versuchte gar nicht erst, ihren Zorn zu verhehlen. »Wie kannst du es wagen?«
    »Aber wenn es ein... Monster wird?«
    »Monster! Pah! Bist
du
ein Monster? Oder Sol? Oder Eldrid? Oder deine Schwester Sunniva? Du musst von Sinnen sein! Ich habe einige von deinen Verwandten hier im Tal gesehen, ja. Glaub aber nicht, dass sie mich abschrecken! Nimmst du mir mein Kind fort, dann siehst du mich nie wieder!«
    Das war selbstverständlich übertrieben, nun jedoch wollte sie aufs Ganze gehen.
    Tengel schloss die Augen und seufzte. »Dann sollst du deinen Willen haben.«
    Aber er sah nicht froh aus.
    Nein, er freute sich nicht auf das erwartete Kind. Stattdessen lag er in tiefer Angst wach und seufzte so tief und schwer, dass Silje am Ende ein schlechtes Gewissen bekam und in ihrer Überzeugung zu schwanken begann, dass sie sich richtig entschieden hatte. Als sie jedoch weiter darüber nachdachte, wusste sie, dass sie dieses Kind haben wollte.
    Tengel war sehr still in jener Zeit. Und was viel schlimmer war: Silje war nicht gesund. Sie litt unbeschreiblich, das sah er, auch wenn sie nie klagte. Sie hingegen war so dankbar, wenn er seine warmen Hände auf ihr Kreuz legte – das linderte den ständig nagenden Schmerz.
    Das ist die Strafe dafür, wenn man kein gebärfreudiges Becken hat, dachte sie und erinnerte sich mit einem Lächeln auf den Lippen, wie entrüstet sie gewesen war, als Benedikt sie so an die Kirchen wand gemalt hatte. Frauen mit breiteren Hüften müssen es sehr viel leichter haben, dachte sie bei sich.
    Es kam auch ein harter Winter. Der erste Schnee kam schon früh, und um die Weihnachtszeit setzte
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