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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund
Autoren: Margit Sandemo
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war unbeschreiblich glücklich. Der Häuptling hatte sie und Tengel in einer schlichten Zeremonie getraut und deutlich gezeigt, dass ihre Wahl ihn nicht nur überrascht, sondern auch ziemlich schockiert hatte. Aber nachdem Heming das Tal verlassen hatte, hatte sie in ihrer Verzweiflung offenbar Tengels Antrag angenommen. Der Häuptling hatte nie den Grund von Hemings Flucht erfahren – niemand hatte den Mut, es ihm zu sagen. So hatte sich die Bevölkerung also indirekt Tengel gegenüber loyal verhalten. Dieser Gedanke beruhigte sie in gewisser Weise.
    Silje war nun Tengels Ehefrau. Alle waren gesund und die Zukunft sah glänzend aus. Seit sie ihn bei sich hatte, fand Silje an der Hausarbeit sehr viel mehr Freude, und sie war im Frühjahr beim Pflügen der Äcker, beim Grassäen und Mähen auf den Weiden immer fröhlicher Stimmung.
    Aber Tiere nahmen sie keine bei sich auf. Der Stall war in schlechtem Zustand, und Silje hatte mit den Kindern genug Verantwortung. Stattdessen halfen sie lieber Eldrid. Sol bekam ein Kätzchen von Eldrid – und Tengel hatte einige Bedenken gehabt, weil sie ein rabenschwarzes ausgesucht hatte. Das Kätzchen und das Pferd waren die einzigen Haustiere.
    Aber obwohl er einen vollkommen glücklichen Eindruck machte, geschah es oft, dass sie ihn nachts aus bösen Träumen wecken musste – ihn, der behauptet hatte, im Schlaf nie zu träumen! Nun, da sie verheiratet waren, lagen sie immer nackt unter den Fellen, so wie es Brauch war, und wenn er aufwachte und vor Schweiß ganz nass war, tastete er im Dunkeln sofort nach ihrem Gesicht, um sich davon zu überzeugen, dass sie auch tatsächlich da war.
    »Silje«, hauchte er. »Verlass mich nicht! Verlass mich niemals!«
    Sie versicherte ihm, dass sie das nie tun werde. Sie drückte ihn an sich, um ihn zu beruhigen, um ihn aus den Albträumen zu holen. Aber war er wirklich so verängstigt, dass er am ganzen Körper zitterte, dann war sie immer für ihn bereit, selbst wenn er vielleicht am gleichen Abend schon bei ihr gewesen war, denn das schien ihn zur Ruhe zu bringen.
    Sie war etwas betrübt, denn wie viele Frauen schätzte sie die geistige Zusammengehörigkeit genauso hoch ein wie die körperliche. Aber immer wieder endete es damit, dass er sie in schwindelerregende Höhen trieb. Und wenn er feststellte, dass er sie frei und glücklich gemacht hatte, dann schienen alle Schreckensbilder zu verschwinden, und er schlief ruhig in ihren Armen ein. Das konnte für sie sehr unbequem werden, und sie hatte große Mühe, ihn so weit von sich zu schieben, dass sie im Bett auch für sich einen kleinen Winkel fand.
    Es war fast so wie im Traum, dachte sie belustigt. Ich benutze meinen Körper, um die bösen Gedanken eines Mannes auf etwas anderes zu lenken. Warum jedoch musste es unbedingt die Erotik sein? Was ist das für eine dunkle Besessenheit in mir, die bewirkt, dass ich sie immer haben will? Sollte ich nicht mehr wert sein, als nur als Ziel für das Verlangen eines Mannes zu dienen? Ist das meine eigene Unsicherheit? Die Angst davor, dass ich auf anderem Gebiet nicht genüge? Ärgerlich war es auf jeden Fall.
    Jetzt hatten sie zu den anderen Leuten aus dem Tal mehr Kontakt. Seit Tengel und Silje geheiratet hatten, ließ die Angst in ihm nach, und die Bauern konnten mit ihm sprechen, scherzen und diskutieren. Aber eine leise Furcht saß stets in ihren Augenwinkeln; zu jeder Zeit waren sie beim geringsten Anzeichen fluchtbereit.
    Auch Eldrid erlebte den Lenz ihres Lebens. Sie wurde von Silje ermuntert, die den Mut aufgebracht hatte, einen Nachkommen des bösen Geistes des Eisvolkes zu heiraten. Das Ergebnis war, dass sie einem Freier, der sich schon seit Langem für sie interessiert hatte, ihr Jawort gab. Um Johanni heiratete Eldrid.
    Der Mann war einer von denen, die vor den Männern des Landvogts hatten fliehen müssen und die letzten Jahre im Tal des Eisvolkes gelebt hatten. Silje freute sich sehr für Eldrid. Nun musste sie nicht mehr so hart arbeiten und konnte auch im Alter kein Opfer der Einsamkeit mehr werden. Zudem war sie über das Alter hinaus, in dem sie noch hätte Kinder bekommen können, mit dieser Angst musste sie folglich nicht leben. Sie würde die Sippe bestimmt nicht weiterführen.
    Silje hatte so viel zu tun, dass sie nicht einmal zum Weben kam, was sie ein wenig bedauerte. Aber es gab ja so viel anderes Erfreuliches. Tengel zeigte ihr und den Kindern seine Lieblingsplätze. Auf diese Weise bekamen sie viel frische Luft, und sie
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