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Irische Liebesträume

Irische Liebesträume

Titel: Irische Liebesträume
Autoren: Emma Richmond
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1. KAPITEL
    “E s ist Harry!”
    “Harry?”, fragte Ellie verwundert, aber die Frau hörte nicht zu, sondern blickte nur fast böse einem Mann in einem hellbraunen Anzug nach.
    “Und wenn er sich einbildet, er würde ungeschoren davonkommen, so kann er sein blaues Wunder erleben. Kümmern Sie sich kurz um den Stand, ja, Liebes?” Ohne eine Antwort abzuwarten, hetzte sie die Straße entlang und Harry hinterher, der rasch davoneilte.
    “He”, rief Ellie ihr nach, “ich weiß überhaupt nicht, wie man bedient.” Warum ausgerechnet ich?, fragte sie sich. Wie um Himmels willen konnte die Frau ihr nur vertrauen? Sie hätte sich mit der ganzen Ware aus dem Staub machen können. Und welcher Teufel hatte sie geritten, dass sie ausgerechnet an einem Straßenmarkt vorbeifahren musste, dem sie um nichts auf der Welt widerstehen konnte? Wirklich, Ellie, du bist schon eine Type, schalt sie sich selbst. Dabei hättest du nur von der Fähre und über die Hauptstraße direkt nach Dublin fahren sollen. Und was hast du gemacht? Angehalten, nur für fünf Minuten, nur um dich kurz umzuschauen. Jetzt stehst du da, bist verantwortlich für den Verkaufsstand einer Frau, die du nicht kennst, die du noch nie vorher in deinem Leben gesehen hast. Und das alles, weil jemand namens Harry nicht ungeschoren davonkommen soll.
    Schon wieder beobachtete sie dieser Mann mit den blauen Augen. O nein! Sie wandte sich von seinem leicht drohenden Blick ab, und während sie einige Pullis neu ordnete, versuchte sie so zu tun, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht.
    Zwei Leute standen herum und befummelten die Schals. Sie senkte den Kopf, gab sich ahnungslos, unbeholfen und stellte sich dumm, um zu verhindern, dass sie nach einem Preis gefragt wurde. Offensichtlich funktionierte ihr Trick, denn die beiden murmelten etwas und gingen weiter.
    Als sie merkte, dass sie immer noch beobachtet wurde, spähte sie vorsichtig zur Seite. Da waren sie wieder, diese blauen Augen! Oh, bitte, lass ihn kein Dieb sein, flehte sie im Stillen. Bitte lass ihn nicht mit dem ganzen Zeug verschwinden. Während sie ihn verstohlen betrachtete, fand sie, dass er einen entschieden unberechenbaren Eindruck machte. Hochgewachsen, schlaksig, schwarzes Haar, so sahen Helden aus – oder Ganoven. Und so sagenhaft blaue Augen, die den Blick gefangen hielten. Ein Blick, bei dem die Knie weich wurden, und – oh, verdammt – jetzt kam er auf sie zu. Er wirkte arrogant, nachdenklich – gefährlich? Vor ihr blieb er stehen.
    “Er ist undicht”, sagte er ohne Einleitung, mit einer weichen, verführerischen Stimme, die ihr durch und durch ging.
    “Wie bitte?”, fragte Ellie.
    “Er ist undicht”, wiederholte er.
    “Wer?”
    “Mein Mantel.”
    “Oh.” Du meine Güte, sie hatte es doch hoffentlich nicht mit einem Irren zu tun, oder? Vorsichtig schaute sie sich um, um zu sehen, wie viele Leute in Hörweite waren, falls sie schreien musste. Dann wandte sie sich dem Fremden zaghaft lächelnd zu. “Es tut mir leid.”
    “Ja.”
    “Wie?”, fragte sie verwirrt.
    “Sie haben mir gesagt, er sei garantiert wasserdicht.”
    “Das habe ich nicht. Ich habe Sie noch nie vorher in meinem Leben gesehen.”
    “Nein”, gab er leise zu.
    “Warum sagen Sie dann …”
    “Es war nicht wörtlich gemeint. Ich habe den Mantel vor einigen Monaten hier gekauft, und man hat mir versichert, er sei wasserdicht.”
    “Und das ist er nicht?”
    “Nein.”
    “Vielleicht hatten Sie einfach Pech und haben einen fehlerhaften erwischt”, meinte sie in ihrer Hilflosigkeit.
    “Vielleicht.”
    “Ich kann Ihnen das Geld nicht zurückgeben”, platzte sie heraus. “Der Stand gehört nicht mir.”
    “Das weiß ich.”
    “Was wollen Sie dann?”, fragte sie verzweifelt.
    “Von Ihnen? Im Moment? Nichts.”
    Erstaunt schaute sie ihn an. Gehörte er zu denen, die ihre Scherze machten, ohne dabei eine Miene zu verziehen? Er sah nicht danach aus.
    “Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf”, fuhr er mit dieser leisen, sanften Stimme fort, “Sie scheinen vom Verkaufen so viel Ahnung zu haben wie ein Vampir vom Blutspenden.”
    Ellie lächelte unsicher. “Ja”, gab sie zu. “Vom Verkaufen habe ich wirklich keine Ahnung. Aber bevor ich das der Besitzerin des Standes klarmachen konnte, war sie schon einem gewissen Harry auf den Fersen, der nicht ungeschoren davonkommen soll. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann. Vielleicht kommen Sie später noch einmal
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