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Irische Liebesträume

Irische Liebesträume

Titel: Irische Liebesträume
Autoren: Emma Richmond
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Donal zu warten.
    Dublin war eine schöne Stadt, obgleich Ellie Grafton Street, die vornehmste Geschäftsstraße Dublins, enttäuschend fand. Die Geschäfte hier unterschieden sich nicht sehr von denen zu Hause. Am Merrion Square bewunderte sie gemeinsam mit Donal die schönen Backsteinhäuser aus dem achtzehnten Jahrhundert, betrachtete fast ehrfurchtsvoll das Trinity College und ließ den Blick über den Liffey River schweifen. Und ein Vormittag war nicht annähernd lang genug, um die freundliche und faszinierende Stadt zu erkunden. Ellie nahm sich vor, auf dem Rückweg wieder hierher zu kommen.
    Nachdem sie mittags im berühmten Bewley’s Coffee House die ebenso berühmte Kartoffelsuppe gegessen hatten, dankte sie Donal für seine Gefälligkeit, umarmte ihn freundschaftlich und fuhr gehorsam in die von ihm angegebene Richtung. Dann beschloss Ellie, doch einen kleinen Umweg zu machen. Es wäre ganz nett, dachte sie, einen kurzen Blick auf die Wicklow Mountains zu werfen.
    Sie wendete ihren Morris Minor, fuhr zurück durch die belebten und verwirrenden Straßen Dublins, überquerte noch einmal den Fluss und fuhr über eine Seitenstraße auf die in der Ferne liegende Bergkette zu. Deshalb erreichte sie Slane erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit.
    Als sie in der Stadt ankam, war es schon finster, und es goss in Strömen. Sie machte sich auf Zimmersuche. Törichterweise hatte sie angenommen, das sei ganz einfach, nämlich so wie in englischen Städten. Aber so war es nicht. Zumindest nicht hier. Zum einen war Slane sehr klein, zum anderen unglaublich leer. Der einzige Pub trug den Namen “Live and Let Live” – “Leben und Leben lassen”. Ein Name, der ihr wie ein gutes Omen erschien, als sie zum ersten Mal an dem Lokal vorbeikam. Beim dritten Mal war es schon anders. Wo waren die Leute? Warum gab es hier keinen Menschen, den sie hätte fragen können? Während sie zum zweiten Mal über die breiten Kreuzungen fuhr, ohne einem anderen Wagen zu begegnen, sah sie sich im Geiste schon die ganze Nacht ziellos herumkutschieren.
    Sie fuhr wieder an dem im peitschenden Regen unheimlich wirkenden Schloss vorbei, und da entdeckte sie es endlich – versteckt hinter einer Hecke, das kleine Schild mit der Aufschrift “Frühstückspension”. Sie schickte ein Dankgebet zum Himmel, bog in die Straße ein, die im Sonnenlicht oder zumindest bei Tag wahrscheinlich sehr hübsch war, im Scheinwerferlicht des Autos jedoch wie vom Regenwasser überflutet wirkte. Ellie parkte ihren Wagen, streckte die verkrampften Muskeln, setzte ihren Hut auf und stieg aus.
    Kaum hatte sie den Türklopfer angehoben, wurde auch schon die Tür aufgerissen, und eine junge Frau kam rückwärts heraus, noch im Gespräch mit jemandem drinnen. Oder in einem Streit.
    “Läuft nicht immer alles schief, wenn man es am wenigsten erwartet? Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Und vergiss nicht, das Licht auszuschalten.”
    In plötzliche Dunkelheit gehüllt, blinzelte Ellie, öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    “Und warum zum Teufel müssen wir sofort loshetzen? Ich weiß nicht …”
    “O doch, Michael Ryan, du weißt. Habe ich dir nicht eben gesagt, dass es Sadie war?”
    “Nein …”
    “Und hat sie nicht vor einer halben Stunde am Telefon verlangt, dass wir dorthin kommen?”
    “Ich weiß nicht”, bestritt er verzweifelt. “Hat sie das wirklich?”
    “Und war sie nicht so außer sich, dass ich es nicht übers Herz brachte, Nein zu sagen?” Sie drehte sich um, erblickte plötzlich Ellie und schrie auf. “Du meine Güte! Sie haben mich halb zu Tode erschreckt!”
    “Es tut mir leid”, entschuldigte Ellie sich. “Haben Sie …?”
    “Sie haben sich verfahren, oder?”, fragte die Frau freundlich.
    “Nun, nein …”
    “Da rede ich herum, und Sie wissen nicht, wer ich bin, und ich weiß nicht, wer Sie sind …”
    “Und wirst es wahrscheinlich auch nicht herausfinden”, sagte der junge Mann, der plötzlich auftauchte und einen Koffer mit sich schleppte, “wenn du dem armen Mädchen keine Chance gibst, einen Satz zu Ende zu bringen.”
    “Tut mir leid.” Sie lachte. “Wie kann ich Ihnen helfen?”
    “Ich war auf der Suche nach einem Quartier, aber wenn Sie …”
    “Sie wollen übernachten? Ist das denn die Möglichkeit!”, rief sie empört aus. “Monatelang hatten wir die Pension geöffnet, und es kam kein einziger Gast. Jetzt, wo jemand kommt, können wir niemanden aufnehmen. Was machen wir nun?” Als würde sie gar nicht
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