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Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
Autoren: R. A. Salvatore
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verstieß, die er favorisierte.
    Drizzt blinzelte im Morgenlicht und betrachtete das ferne Dorf, als erwartete er eine Antwort. »Ich werde dorthin gehen«, klärte er den Panther auf. »Ich werde dorthin gehen, beobachten und lernen.«
    Guenhwyvar hatte die ganze Zeit über still dagesessen. Ob der Panther zustimmte, abgeneigt war oder Drizzts Vorhaben überhaupt verstand, konnte Drizzt nicht sagen. Doch diesmal protestierte Guenhwyvar nicht, als Drizzt nach der Zauberstatuette griff. Nur wenige Augenblicke später lief der Panther durch den Astraltunnel in sein Astralheim, und Drizzt spazierte den Pfad hinunter, der zu dem Menschendorf und den Antworten führte. Nur ein einziges Mal blieb er stehen, bei dem Leichnam des einzelnen Gnolls, um sich den Umhang der Kreatur zu nehmen. Drizzt war bei seinem Diebstahl unwohl, aber die frostige Nacht hatte ihn daran erinnert, dass es ihm wie seinem Piwafivi ergehen konnte.
    Bis zu diesem Punkt war Drizzts Wissen über die Menschen und ihre Gesellschaft sehr beschränkt. Tief im Innern des Unterreichs hatten sich die Dunkelelfen wenig mit denen, die auf der Oberflächenwelt lebten, auseinandergesetzt und waren auch nicht sonderlich an ihnen interessiert gewesen. Das eine Mal, wo Drizzt in Menzoberranzan überhaupt etwas über die Menschen gehört hatte, war während seiner Zeit in der Akademie gewesen, in den sechs Monaten, die er in Magica, der Zauberschule, zugebracht hatte. Die Dunkelelfmeister hatten die Studenten davor gewarnt, die Magie so zu verwenden, »wie ein Mensch das täte«. Damit wollten sie indirekt auf die gefährliche Rücksichtslosigkeit hinweisen, die man im allgemeinen der kürzerlebigen Rasse nachsagte.
    »Menschliche Zauberer«, hatten die Meister gesagt, »sind nicht weniger ehrgeizig als Dunkelelfzauberer, aber während ein Drow sich vielleicht Zeit läßt und in fünf Jahrhunderten sein Ziel erreicht, hat ein Mensch nur ein paar kurze Dekaden.«
    Eine Reihe von Jahren hatte Drizzt diese Bemerkung mit sich herumgetragen und besonders in den letzten Monaten oft daran gedacht, als er fast täglich das Menschendorf beobachtet hatte. Wenn alle Menschen, nicht nur die Zauberer, so ambitioniert wie viele der Dunkelelfen waren – Fanatiker, die mehr als die Hälfte eines Jahrtausends damit zubrachten, ihre Ziele zu verfolgen -, würden sie dann auch von einer Zielstrebigkeit aufgefressen, die an Hysterie grenzte? Oder vielleicht, so hoffte Drizzt, waren die Geschichten, die er an der Akademie über die Menschen gehört hatte, auch nichts anderes als die gewöhnlichen Lügen, die seine Gesellschaft in ein Netz aus Intrigen und Boshaftigkeiten einspannen. Vielleicht hatten sich die Menschen Ziele gesteckt, deren Rahmen vernünftiger waren, und fanden Freude und Zufriedenheit in den kleinen Vergnügen, die ihnen ihre kurzlebige Existenz bot.
    Nur einmal hatte Drizzt auf seinen Reisen durch das Unterreich einen Menschen kennengelernt. Dieser Mann, ein Zauberer, hatte sich irrational verhalten und war unberechenbar und extrem gefährlich gewesen. Der Zauberer hatte Drizzts Freund von einem harmlosen, kleinen Wesen in ein grausames Monster verwandelt. Als Drizzt und seine Wegbegleiter loszogen, um im Zaubererturm die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, wurden sie von einer Reihe tobender Blitze empfangen. Am Ende war der Mensch umgekommen, und Drizzts Freund, Clacker, hatte man seinen Qualen überlassen.
    In Drizzt war ein Gefühl der Bitterkeit und Leere zurückgeblieben, und das Beispiel dieses Mannes hatte den Wahrheitsgehalt der Warnungen der Drowmeister bestätigt. Deshalb näherte sich Drizzt jetzt äußerst vorsichtig der Siedlung der Menschen. Und die wachsende Angst, dass das Töten der Gnolle ein Fehler gewesen sein könnte, machte ihm das Herz zusätzlich schwer.
    Drizzt entschloß sich, dasselbe abgelegene Bauernhaus am westlichen Stadtrand zu beobachten, das sich die Gnolle für ihren Überfall ausgewählt hatten. Die Holzhütte war langgezogen und nicht sonderlich hoch, mit einer einzelnen Tür und mehreren Fenstern, deren Läden geschlossen waren. Eine offene, überdachte Veranda befand sich an der Vorderseite. Daneben stand eine doppelstöckige Scheune, mit breiten und hohen Türen, durch die ein großer Karren gefahren werden konnte. Zäune unterschiedlicher Machart und Größe waren auf dem eigentlichen Hof verstreut, in denen Hühner, Schweine oder eine Ziege gehalten wurden, während andere gerade ausgerichtete Reihen von Pflanzen schützten,
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