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Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
Autoren: R. A. Salvatore
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Gegenteil, ich war ihrer Gnade ausgeliefert, als sie mich im Fluß fanden. Und ich zahle es ihnen heim, indem ich ihr Blut vergieße!«
    Nach dieser Erklärung drehte sich Drizzt wieder zu Guenhwyvar um, als erwarte, ja hoffe er, dass der Panther ihn irgendwie schelten würde, ihn verdammen und seine Schuld bestätigen würde. Guenhwyvar hatte sich nicht gerührt und tat es auch jetzt nicht, und die großen Augen des Panthers, die in der Nacht grünlichgelb leuchteten, fixierten ihn nicht, belasteten ihn in keiner Weise für seine Handlungen.
    Drizzt setzte zu einem Protest an – er wollte seine Schuldgefühle nicht einfach abschütteln -, aber Guenhwyvars stillschweigende Billigung war nicht zu erschüttern. Als sie in der Wildnis des Unterreichs allein gelebt hatten, als Drizzt dem grausamen Drang unterlag, der in Töten ausartete, hatte Guenhwyvar ihm manchmal den Gehorsam verweigert und war sogar in die Astralebene zurückgekehrt, ohne entlassen worden zu sein. Jetzt jedoch hatte es nicht den Anschein, als wolle er ihn verlassen oder als ob er enttäuscht sei. Guenhwyvar stand auf, schüttelte den Druck und die Zweige aus seinem glatten, schwarzen Fell und ging zu Drizzt, um sich an ihn zu schmiegen.
    Langsam beruhigte sich Drizzt. Noch einmal wischte er seine Krummschwerter ab, diesmal in dem dicken Gras, und schob sie wieder in ihre Scheiden zurück. Dann legte er voller Dankbarkeit seine Hand auf Guenhwyvars riesigen Schädel.
    »Ihre Worte haben gezeigt, dass sie böse sind«, flüsterte sich der Dunkelelf beruhigend zu. »Ihre Absichten haben meine Handlungsweise erzwungen.« Seinen Worten mangelte es an Überzeugung, aber in diesem Augenblick musste Drizzt sie einfach glauben. Er atmete tief durch, damit er ruhiger wurde, und schaute nach innen, um die Kraft zu finden, von der er wusste, dass er sie brauchte. Dann fiel ihm ein, dass Guenhwyvar schon ziemlich lange bei ihm gewesen war und in die Astralebene zurückkehren musste, um sich auszuruhen. Daraufhin griff er in seine kleine Seitentasche.
    Doch bevor er die Onyxstatuette aus seiner Tasche holen konnte, hob der Panther seine Tatze und schlug sie ihm aus der Hand. Drizzt schaute Guenhwyvar neugierig an, und die Katze lehnte sich schwer gegen ihn, so dass er beinahe umgefallen wäre.
    »Mein treuer Freund«, sagte Drizzt, als er begriff, dass der Panther bei ihm bleiben wollte. Er zog die Hand aus der Tasche und umarmte Guenhwyvar. Zusammen, Seite an Seite, marschierten sie aus dem Wäldchen.
    In dieser Nacht fand Drizzt überhaupt keinen Schlaf, sondern beobachtete die Sterne und dachte nach. Guenhwyvar registrierte seine Angst und blieb die ganze Zeit über, von Mondaufgang bis Monduntergang, dicht bei ihm, und als Drizzt sich rührte, um die Morgendämmerung zu begrüßen, trottete er abgespannt und erschöpft neben ihm her. Am Bergausläufer stießen sie auf einen Felsenkamm und lehnten sich zurück, um das kommende Schauspiel zu verfolgen.
    Der östliche Himmel färbte sich zuerst pink und dann tiefrot, aber Drizzt fiel auf, wie abgelenkt er war. Sein Blick klebte an den Bauernhäusern dort unten, und sein Kopf bemühte sich, den Tagesablauf dieser unbekannten Gemeinde zu erfassen. Außerdem versuchte er, eine Rechtfertigung für die Ereignisse des vorangegangenen Tages zu finden.
    Die Menschen waren Bauern, soviel wusste Drizzt, und auch fleißige Arbeiter, denn schon viele von ihnen waren draußen und kümmerten sich um ihre Felder. Und obwohl dies vielversprechend war, konnte sich Drizzt keinen richtigen Reim auf das allgemeine Verhalten der Menschen machen.
    Als die Sonne aufgegangen war und die Holzhäuser der Stadt und die weiten Kornfelder in ihr Licht tauchte, kam Drizzt endlich zu einer Entscheidung. »Ich muß mehr erfahren, Guenhwyvar«, sagte er leise. »Falls ich - falls wir - in dieser Welt bleiben wollen, müssen wir das Benehmen unserer Nachbarn verstehen.«
    Drizzt nickte, als er über seine Worte nachdachte. Es hatte sich schon erwiesen, schmerzlich erwiesen, dass er kein neutraler Beobachter sein konnte, wenn es um die Vorgänge auf der Oberflächenwelt ging. Oftmals wurde Drizzt von seinem Gewissen zum Handeln gezwungen, einer Macht, die er beim besten Willen nicht verleugnen konnte. Doch da er so wenig über die Rassen wusste, die in diesem Gebiet lebten, konnte sein Gewissen ihn leicht in die Irre führen. Es war gut möglich, dass er irrigerweise den Unschuldigen Schaden zufügte und somit genau gegen die Prinzipien
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