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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat
Autoren: Guillermo Del Toro
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Badezimmer. Einander gegenüberliegende, goldgerahmte Spiegel reflektierten ihn bis in die Unendlichkeit - eine ganze Armee von mit Schwertern bewaffneten Ephraim Goodweathers.
    »Hier entlang«, keuchte Setrakian.
    Sie kamen in einen großen, opulent eingerichteten Raum.
    Zwei mit schweren Vorhängen versehene Türöffnungen ließen sanftes Licht herein. Das Dach des angrenzenden Hauses lag etwas unterhalb von ihnen.
    Frische weiße Flecken auf einem schwarzen Ledersessel ... Der Meister stand in der Mitte des Raums. Sein wurmverseuchtes Gesicht blickte auf sie herab, das gefährliche Tageslicht funkelte in seinem Rücken. Schillerndes weißes Blut tropfte langsam und unregelmäßig seinen Arm hinunter, die lange Hand entlang und von der Spitze seiner schauerlichen Kralle auf den Boden.
    Setrakian humpelte vorwärts, schleifte sein Schwert hinter sich her, verkratzte damit den Holzboden. Dann hob er mit seinem gesunden Arm die Klinge und stellte sich dem Meister entgegen. Sein Herz raste wie verrückt.
    »Strigoi«
, sagte er.
    Der Meister starrte ihn einen Moment lang teilnahmslos an. In seinen Augen, zwei toten Monden in Wolken von Blut, schimmerte eine dämonische Erhabenheit. Das einzige Anzeichen dafür, dass er sie überhaupt bemerkt hatte, waren die sich aufgeregt windenden Blutwürmer in seinem Gesicht.
    Für Setrakian war der Moment gekommen ... und jetzt ließ ihn sein Herz im Stich, krampfte es sich schmerzhaft zusammen.
    Doch Eph und Vasiliy näherten sich ebenfalls - der Meister hatte keine andere Wahl, als sich den Weg aus dem Zimmer freizukämpfen. Auf seinem Gesicht breitete sich ein hämisches Grinsen aus. Er trat einen niedrigen Tisch in Ephs Richtung, und mit seinem gesunden Arm schleuderte er einen Sessel auf Setrakian. Dann schoss er auf Vasiliy zu.
    Panisch schwang der Kammerjäger die Lampe direkt in das fauchende Gesicht des Meisters. Die UV-C-Strahlen brachten die Kreatur ins Taumeln, trieben sie zurück an die Wand, deren Putz unter ihrem Gewicht bröckelte. Als der Meister die Klauen wieder vom Gesicht nahm, waren seine Augen geweitet und ins Nichts gerichtet.
    Der Meister war geblendet ... Instinktiv spürten alle drei, dass der Augenblick zum Angriff gekommen war. Vasiliy ging direkt mit der Lampe auf ihn los. Der Meister schlug wild um sich, doch der Kammerjäger trieb die turmhohe Bestie rückwärts durch den Raum auf die Türen zu. Eph rannte hinterher, hieb auf den Mantel des Meisters ein, traf sein Fleisch. Die Klaue des Vampirs zischte durch die Luft, ohne Schaden anzurichten.
    Setrakian hielt sich unterdessen ächzend an einem Stuhl fest. Sein Schwert fiel scheppernd zu Boden.
    Nun durchtrennte Eph die schweren Vorhänge über einem der Türbögen und ließ Sonnenlicht herein. Ein Eisengitter versperrte die Türen, doch mit einem Hieb seines Funken sprühenden Schwertes zertrümmerte er den Riegel.
    Vasiliy trieb den Meister weiter zurück. Eph wartete darauf, dass Setrakian ihm den Todesstoß verpasste, doch dann sah er, dass der alte Professor neben seinem Schwert auf dem Boden lag, die Hände auf die Brust gepresst.
    Eph erstarrte, blickte vom geschwächten Meister zu Setrakian hinüber.
    Vasiliy hielt seine Lampe wie ein Löwenbändiger seine Peitsche. »Worauf warten Sie denn?«
    Eph rannte zu dem alten Mann hinüber, fiel auf Hände und Knie, sah den Schmerz in Setrakians Gesicht und den abwesenden Blick. Er warf sein Schwert weg, riss Setrakians Weste und Hemd auf und legte dessen eingefallene Brust frei. Er tastete nach dem Puls der Halsschlagader. Nichts.
    »Hey, Doc!«, brüllte Vasiliy, während er den Meister in Richtung des Sonnenlichts trieb.
    Eph massierte den Brustkorb des alten Mannes direkt über seinem Herzen. Dann bemerkte er, dass Setrakians Finger weiter nach der Weste tasteten.
    Panisch sah Vasiliy sich um. Was um alles in der Welt hielt die beiden nur auf? Setrakian lag am Boden, Eph kniete über ihm ... Vasiliy war einen Augenblick zu lange abgelenkt. Der Meister packte seine Schulter und zog ihn zu sich heran.
    Eph holte eine kleine silberne Pillendose aus Setrakians Tweedweste und drehte hektisch den Deckel ab. Ein Dutzend winziger Pillen kullerte auf das Parkett.
    Vasiliy war ein großer kräftiger Mann, doch im Griff des Meisters wirkte er wie ein Kind. Er hielt immer noch die Lampe in der Hand. Zwar konnte er die Arme nicht bewegen, aber mit einer Drehung des Handgelenks richtete er das Licht auf den Meister und verbrannte dessen Seite. Die geblendete
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