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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat
Autoren: Guillermo Del Toro
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Silberschwerter zu verbergen. Zu dieser frühen Stunde lungerten noch keine Fans vor dem Haus herum.
    Eph machte sich daran, am Gerüst hochzuklettern. Über der holzvertäfelten Tür befand sich ein Sprossenfenster. Er zertrümmerte es, trat die größten Scherben zur Seite und räumte den Rahmen mit dem Schwert frei. Dann schaltete er die Luma ein, stieg durch das Fenster und ließ sich in die Eingangshalle hinab.
    Das violette Licht beleuchtete die Zwillingspanther aus Marmor zu beiden Seiten der Tür. Eine geflügelte Engelsstatue am Ende der geschwungenen Treppe sah unheilvoll auf ihn herab.
    Sofort hörte und spürte er das Summen, die Anwesenheit des Meisters.
Kelly!
Seine Brust schmerzte vor Verzweiflung. Sie musste hier sein!
    Setrakian kam als Nächster. Vasiliy schob ihn von außen durch das Fenster, während Eph ihn in Empfang nahm. Auch er spürte die Anwesenheit des Meisters - sie kamen noch nicht zu spät.
    »Er ist hier«, sagte Eph.
    »Und er weiß bereits, dass wir auch hier sind«, erwiderte Setrakian.
    Vasiliy ließ zwei größere UV-C-Lampen zu Eph hinunter, kletterte dann selbst durch das Fenster und landete mit den Füßen auf dem Boden.
    »Schnell!« Setrakian führte sie unter den gewundenen Stufen hindurch in die langgestreckte Küche, die ebenfalls mitten in der Renovierung steckte. Zwischen den in Kartons verpackten Geräten suchten sie nach einem ganz bestimmten Schrank ... Dort!
    Sie drückten die falsche Tür an der Rückseite des Schrankes auf - ganz so wie es auf den Bildern des
People Magazine
zu sehen gewesen war.
    Vom Schrank aus führte eine Treppe nach unten. Hinter ihnen flatterte plötzlich ein Stück Plastikplane, und sie fuhren herum, doch es war nur die Zugluft, die die Stufen hinaufwehte. Sie führte den Geruch der U-Bahn, von Dreck und Abfall mit sich.
    Das hier war der Weg zu den unterirdischen Tunneln. Eph und Vasiliy bereiteten die UV-C-Lampen vor, damit sie den Türrahmen mit heißem, tödlichem Licht füllen und so versiegeln konnten. Jeder Fluchtweg aus dem Gebäude sollte direkt ins Sonnenlicht führen.
    Eph sah sich um, während Setrakian an der Wand lehnte und die Fingerspitzen an sein Herz presste. Er wollte gerade zu dem alten Mann gehen, als Vasiliys Stimme ihn herumfahren ließ. »
Verdammt!«
Eine der Lampen war umgefallen. Eph kontrollierte die Birne und stellte sie wieder auf.
    Vasiliy legte einen Finger an die Lippen. Geräusche von unten. Schritte. Ein Hauch von Verwesung lag in der Luft. Die Vampire waren im Anmarsch.
    Sie aktivierten die Lampen und wichen von dem nun blau erleuchteten Schrank zurück. Als Eph sich umwandte, war Setrakian verschwunden.
    Der alte Mann war zurück in die Eingangshalle gegangen.
    Sein Herz klopfte ihm vor gespannter Erwartung bis zum Hals. So lange hatte er gewartet. So lange ...
    Die knotigen Hände schmerzten. Prüfend bewegte er die Finger und legte sie um das Heft des Schwertes unter dem silbernen Wolfskopf. Und dann spürte er etwas, einen leichten Luftzug, der einer Bewegung vorausging ...
    Im letzten Moment riss er das Schwert herum und schützte sich so vor dem direkten und tödlichen Schlag. Die Wucht des Hiebs ließ ihn dennoch zu Boden gehen, sein alter Körper rutschte mit dem Kopf voraus über den Marmorfußboden und prallte gegen die Wand. Doch er behielt das Schwert fest in der Hand. Schnell stand er wieder auf, schwang die Klinge nach allen Seiten, konnte in der halbdunklen Eingangshalle aber nichts erkennen.
    Der Meister war viel zu schnell für ihn. Er war hier.
    Du bist ein alter Mann geworden.
    Die Stimme knisterte in Setrakians Kopf und durchfuhr ihn wie ein Elektroschock. Während er das Schwert in hohem Bogen schwang, glitt eine schwarze, undeutliche Gestalt an dem weinenden Engel am Ende der geschwungenen Marmortreppe vorbei.
    Der Meister würde versuchen, ihn abzulenken. Es war seine Art, niemals jemandem direkt entgegenzutreten, sondern ihn hinterrücks zu überraschen.
    Als Setrakian sich neben der Haustür aufbaute, bemerkte er im Türrahmen ein schmales Fenster aus geschwärztem Tiffanyglas. Er schlug mit dem Schwert darauf ein, zertrümmerte das kostbare Glas.
    Tageslicht fiel in den Raum.
    Genau in dem Moment, als das Glas zerbrach, kamen Eph und Vasiliy hinzu und sahen Setrakian mit erhobenem Schwert im Sonnenschein stehen.
    Ein schwarzer Schatten glitt die Treppe hinauf. »Da ist er! «, rief Setrakian und rannte ihm hinterher. »Jetzt!«
    Eph und Vasiliy folgten dem alten Mann. Auf dem
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