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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman
Autoren: Inez Corbi
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Linas eisiges Schweigen einzugehen. »Ich bekomme schon noch, was ich will.«
    Es fiel Lina schwer, dennoch schwieg sie eisern, bis Seip endlich Anstalten machte weiterzugehen. Sie spürte Pastor Heines Hand auf ihrer Schulter.
    »Sehr gut, Lina. Lass dich von ihm nicht provozieren.«
    »Seip!«, erklang es in diesem Moment aus einer Gruppe von Frauen, die einige Schritte weiter rechts stand. »Ist es wahr, dass Sie unsere Lina hier mit falschen Anschuldigungen ins Gefängnis haben werfen lassen?«
    Lina schoss das Blut ins Gesicht. Die Sache mit ihrem Gefängnisaufenthalt hatte vor Kurzem im Examiner gestanden; jeder, der lesen konnte, wusste nun darüber Bescheid. Es war ihr zutiefst zuwider, aber was konnte sie schon daran ändern?
    Seip blieb stehen und hob betont lässig die Schultern. »Ist dem Mädchen doch ganz gut bekommen, oder nicht?«
    »Sie werden schon noch für Ihre Unverschämtheit bezahlen«, murmelte Lina so leise, dass nur der Pastor es hören konnte.
    In der Zuschauergruppe drängte sich eine große Frau energisch nach vorne – Mrs Subritzky, wenn Lina sich richtig an ihren Namen erinnerte.
    »Außerdem, Seip«, rief sie, »schulden Sie uns noch eine Antwort! Wann bekommen …«
    Was Mrs Subritzky noch sagte, ging unter in einem vielstimmigen Raunen, als das Spiel begann. Sie schüttelte verärgert den Kopf und wandte sich dann dem Spiel zu.
    Der Werfer nahm Aufstellung, zielte und warf den Ball mit einer seltsam anmutenden, kraftvollen Bewegung. Viele Zuschauer feuerten Bensemann an, als er den Ball mit einem harten Schlag traf, sodass dieser quer über das Feld flog. Sofort rannten Bensemann und Kelling los, um ihre Plätze zu wechseln. Ein paar Zuschauer lachten, als Kelling dabei der Zylinder vom Kopf geweht wurde. Als er deswegen anhielt, hatte ein Spieler der gegnerischen Mannschaft den Ball auch schon vom Boden aufgenommen und auf das kleine Tor geworfen. Einer der quer liegenden Stäbe fiel herunter und Kelling musste ausscheiden. Applaus erhob sich, als er vom Feld ging. Dann ging der nächste Spieler aus der Mannschaft der Verheirateten in Stellung.
    »Na, ist der feine Mr Kelling rausgeflogen«, hörte Lina Seip weiter vorne sagen. Er lachte verächtlich.
    Jubel erhob sich, als beim nächsten Wurf die Mannschaft der Verheirateten einen Punkt einheimsen konnte. Und kurz darauf den nächsten. Immer wieder wurde geworfen, der Ball über das Spielfeld geschlagen, Positionen getauscht, schieden Spieler aus. Es war spannend, auch wenn Lina nicht alles verstand. Für eine ganze Weile konnte sie sogar den widerlichen Seip schräg vor ihr vergessen.
    Lina blickte zu dem Mann am Spielfeldrand, der den Spielstand mit Kerben auf einem breiten Stück Holz einritzte. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf das Feld, gerade als Alexander erneut Position hinter dem rechten der kleinen Tore bezog. Der Werfer holte aus und warf mit aller Kraft. Der Schlagmann vor dem Tor verfehlte den Ball. Alexander ging in die Knie, aber er hielt den Ball fest undverhinderte damit einen weiteren Punkt für die Gegner. Lina applaudierte und freute sich, als Alexander aufsah und sich ihre Blicke trafen.
    Nach dem ersten Durchgang wurde das Spiel für eine kurze Pause unterbrochen.
    »Seip!«, rief Mrs Subritzky, die offenbar nur darauf gewartet hatte. »Sagen Sie schon: Wann bekommen wir endlich unser Land?«
    »Ja, wann?«, fiel eine andere ein, und sogleich erhoben sich noch weitere Stimmen.
    »Wir haben dafür bezahlt!«
    »Sie haben kein Recht, uns noch länger unser Eigentum vorzuenthalten!«
    »Geben Sie uns endlich das Land, das uns zusteht!«
    »Ich denke ja nicht daran«, gab Seip verächtlich zurück. »Das Land ist viel zu gut für Sie.«
    Wütende Stimmen und Rufe erklangen.
    »Dann geben Sie uns wenigstens das Geld zurück!«, forderte Mrs Subritzky.
    Seip lachte auf. »Nicht so hastig, meine Damen! Wie ich Ihnen bereits sagte, muss ich mir das noch einmal gründlich überlegen.« Er drehte sich um. »Und jetzt belästigen Sie mich nicht mehr mit Ihren dummen Fragen«, sagte er noch, während er davonschlenderte. Hoffentlich würde er sich jetzt einen anderen Platz suchen.
    »Seip!«, rief eine der Frauen. »So einfach kommen Sie diesmal nicht davon!« Sie bückte sich und hob einen großen Stein von dem Haufen am Spielfeldrand auf.
    »Verdammtes Schwein!«, rief sie und warf den Brocken nach Seip. Der Stein traf ihn am Rücken und hinterließ einen schmutzigen Fleck auf seiner Brokatweste.
    Seip fuhr
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