Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman
Autoren: Inez Corbi
Vom Netzwerk:
zurückgeben.«
    Das freundliche fremdländische Gesicht mit den schräg stehenden Augen verzog sich zu einem Lächeln. »Es freut mich, wenn ich helfen konnte. Behalte die Bücher ruhig so lange, wie du sie brauchst.«
    Lina wollte noch mehr sagen, aber in diesem Moment tauchte Alexander an ihrer Seite auf. Sie musste ein Lächeln zurückhalten; war er etwa schon wieder eifersüchtig?
    »Es ist gleich zwei Uhr«, sagte er. »Bereit?«
    Der junge Chinese nickte.
    »Appo spielt in meiner Mannschaft«, erklärte Alexander, als Lina die beiden fragend ansah.
    »Ach so. Na dann: viel Erfolg!«, wünschte Lina den beiden und sah ihnen nach, als sie gemeinsam auf das Spielfeld ging.
    Auch die restlichen Spieler machten sich bereit. Es gab zwei Mannschaften: die unverheirateten gegen die verheirateten Männer. Aus dem ersten Team kannte Lina neben Alexander und Appo Hocton noch Carl Kelling, im zweiten Team Cordt Bensemann und Fedor Kelling. Wie manche anderen Mitspieler hatten sich auch die beiden Kellings fein gemacht: mit Zylinder, Krawatte und langen, engen Hosen. Lina fragte sich, wie man mit den hohen Hüten Sport treiben konnte. Und wie Alexander wohl in so einer Aufmachung aussehen würde. Sie schüttelte lächelnd den Kopf. Nein, das sähe wohl ziemlich seltsam aus.
    »Geht es dir gut, Lina?« Pastor Heine war an ihrer Seite aufgetaucht. Hinter ihm sah Lina die junge Anna Bensemann, die heute ihr bestes Kleid trug, sowie Julius und Rieke mit der kleinen Sophie. »Du siehst so verändert aus. Und ich meine nicht nur die Haare.«
    Linas Hände fuhren an ihren Kopf. »Ja, das … die …«
    Sie schlug hastig die Augen nieder, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihre Ohren anfingen zu glühen. Sicher sah man ihr an, wie glücklich und verliebt sie war. Das gehörte sich nicht für eine junge Witwe. Aber sie konnte doch ihre Gefühle nicht so einfach ausschalten!
    »Ja, Pastor«, sagte sie lächelnd. »Jetzt geht es mir wieder gut. Verstehen Sie das Spiel?«, fragte sie dann, um ihn endlich von sich abzulenken.
    In der Mitte der ovalen Wiese, die das Spielfeld darstellte, befand sich ein ungefähr zwanzig Meter langer grasloser Streifen. An beiden Enden des Streifens stand je ein kleines Tor aus drei senkrechten Holzstäben und zwei Querhölzern. Jede Mannschaft hatte elf Spieler, hatte Alexander ihr erklärt. Es gab eine Schlagmannschaft und eine Feldmannschaft. Viel mehr hatte sie nicht behalten, auch wenn sie Alexander zuliebe so getan hatte, als interessiere es sie brennend.
    »Nur zum Teil«, gab der Pastor zu. »Es geht wohl darum, das gegnerische Tor durch einen Ballwurf zu zerstören, was der Schlagmann verhindern muss.«
    »Sehen Sie nur, Pastor!« Anna zupfte ihn aufgeregt am Ärmel. »Gleich ist Vater an der Reihe!«
    Der hochgewachsene Cordt Bensemann trat mit dem wie ein schmales Paddel geformten Schläger auf den Platz. Gegenüber von ihm, vor dem anderen Tor, bezog Fedor Kelling Stellung. Hinter dem Tor, das Bensemann schützte, hatte sich Alexander postiert. Der Rest der Feldmannschaft verteilte sich über das Spielfeld.
    »Ist das nicht gefährlich?«, murmelte Lina besorgt. »Der Ball sieht mir ziemlich hart aus.«
    »Das ist er auch«, sagte Pastor Heine. »Aber keine Sorge, sie passen schon auf.« Er wies auf den Platz. »Siehst du, jetzt zum Beispiel: Cordt muss verhindern, dass der Werfer das kleine Tor hinter ihm trifft, also wird er versuchen, den Ball mit seinem Schläger wegzuschlagen. Und zwar möglichst weit, damit er und Fedor genug Zeit haben, die Plätze zu tauschen.«
    Lina erstarrte, als sie plötzlich den dicken Mr Seip erblickte. Selbstherrlich wie ein bunter Pfau, angetan mit einer prächtigen Weste, stolzierte er durch die Reihen der Zuschauer. Wie konnte er es wagen, hier aufzutauchen?
    Er schlenderte weiter. Hin zu ihr. »Guten Tag, Karolina«, sprach er sie an, als er sie erreicht hatte. »Du scheinst mir die Tage im Gefängnis ja gut überstanden zu haben.«
    Lina biss die Zähne zusammen und verkniff sich eine Antwort. Jedes Wort, das sie an diesen Menschen richten würde, war zu viel.
    »Oh, du sprichst also nicht mehr mit mir. Nun, dann werde ich eben mit dir reden. Solltest du nämlich glauben, mit deiner Anzeige gegen mich irgendetwas ausrichten zu können, dann täuschst du dich. Ich habe schon ganz andere Leute als dich kleingekriegt.«
    Lina blickte starr geradeaus auf das Feld, wo jeder auf den Beginn des Spiels wartete.
    »Aber keine Sorge«, fuhr er fort, ohne auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher