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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman
Autoren: Inez Corbi
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trockenes Fleckchen erschien.
    »Dann musst du dich ja ins Nasse setzen.«
    »Und wenn schon.«
    Zögernd setzte sie sich. Obwohl sie ein kleines Stückchen Platz zwischen sich und ihm gelassen hatte, spürte sie seine Wärme neben sich.
    »Ich habe kaum geschlafen, seit Pastor Heine bei mir war und mir erzählt hat, dass man dich festgenommen hat«, begann er. »Mir war sofort klar, wer dahintersteckte. Als dann kurz darauf dieser Widerling von Seip ins Fort kam und mich sprechen wollte, war ich vorbereitet. Er führte sich auf wie Graf Rotz und wollte unbedingt, dass ich ihm verrate, wo ich das Gold gefunden habe. Andernfalls würde er dafür sorgen, dass du so schnell nicht mehr aus dem Gefängnis kommst. Woraufhin ich ihm gesagt habe, dass mir egal sei, was mit dir passiere, schließlich habe man dich gerade wegen Mordverdachts an meinem Vater festgenommen.« Alexander lachte. »Du hättest in diesem Moment sein feistes Gesicht sehen sollen! Er wurde abwechselnd rot und blass und schnappte nach Luft. Er konnte ja schlecht zugeben, dass das alles nur eine falsche Anschuldigung war und jeder Grundlage entbehrte. Allerdings hat er mir nicht geglaubt und gesagt, er habe Mittel und Wege, mich zum Reden zu bringen. Ich hatte also die Wahl zwischen Pest und Cholera. Hätte ich versucht, dich aus dem Gefängnis zu holen, hätte Seip sich etwas anderes einfallen lassen, um dir zu schaden. Und ich wäre nicht da gewesen, um dir zu helfen.«
    »Und dann?«, flüsterte Lina mit belegter Stimme und rückte ein kleines Stückchen näher zu ihm. Nur langsam verstand sie.
    Er hatte ihr immer geglaubt. Er hatte sie nicht fallen gelassen. Die Erleichterung machte ihren Kopf ganz wattig. Dicke Tropfen quollen wie von selbst aus ihren Augen.
    Alexander hob die Schultern. Die Blume vollführte einen wilden Tanz zwischen seinen Fingern. »Ich stand ziemlich allein da mit meinem Problem. Nicht mal Pastor Heine kennt alle Hintergründe. Und Seip tatsächlich zu zeigen, wo ich das Gold gefunden habe, kam natürlich nicht infrage – du weißt, warum. Deswegen fand ich es am sinnvollsten, Seip in Sicherheit zu wiegen, ohne dass er an dich herankam. Im Gefängnis warst du zumindest geschützt vor ihm. Also habe ich schweren Herzens entschieden, dich dort zu lassen, bis ich aus dem Fort konnte. Aber du kannst mir glauben, dass mir das nicht leichtgefallen ist.«
    Lina konnte geradezu körperlich spüren, wie sich einzelne Bröckchen von ihrem Herzen lösten. Erst langsam, dann immer schneller. Klackklackklack. Eine richtige Kaskade.
    Sie streckte den Arm aus und nahm die Blume aus seinen Händen. Die Pflanze ließ schon den Kopf hängen, so oft hatte er sie zwischen seinen Fingern hin- und hergerollt.
    »Dann hast du das alles für mich getan?«, fragte sie gerührt.
    Er nickte, ein zaghaftes Lächeln huschte über sein Gesicht.
    »Aber – wie hast du es geschafft, dass die Anklage fallen gelassen wurde?«
    »Durch Dr. Braun. Du weißt doch noch – der Arzt, der Vaters Tod festgestellt hat.«
    Dessen Aussage hatte sie letztendlich aus dem Gefängnis geholt. Pastor Heine war dafür erneut aus Waimea nach Nelson gekommen. Sobald Alexander das Schreiben in der Tasche hatte, das ihn vorläufig vom Wehrdienst freistellte, war er zusammen mit dem Pastor und Dr. Braun zum Friedensrichter gegangen. Dort hatte der Arzt erklärt, dass Rudolf Treban an einem Herzanfall gestorben sei – und dass er schon seit längerer Zeit an Herzbeschwerden gelitten habe. Auch Pastor Heine konnte Rudolfs schlechten Gesundheitszustand bestätigen. Die Geschichte von einem angeblichen Mord sei daher vollkommen hanebüchen. Das sah der Friedensrichter genauso und ließ die Anklage fallen.
    »Und jetzt«, sagte Alexander, als er geendet hatte, »darfst du mir alle Schimpfwörter an den Kopf werfen, die dir einfallen.«
    Lina wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. »Ich kenne gar keine Schimpfwörter«, flüsterte sie. Ihre Kehle war ganz eng, sie presste die Finger um die Blume.
    Alexander sah sie erwartungsvoll an. »Na komm, ein oder zwei kennst du bestimmt.«
    »Blöd … Blödmännchen.«
    »Nur Männchen? Ich bin enttäuscht.« Er schüttelte den Kopf. »Komm, das kannst du besser. Vielleicht … Kanaille?«
    Lina kicherte. »Dösbaddel.«
    »Na also, geht doch!« Er stieß sie leicht an und grinste. »Los, noch mehr. Wie wäre es mit … Taugenichts?«
    »Torfkopp!«
    »Haderlump?«
    »Tüddelbüddel!«
    »Tüddelbüddel?« Er wiederholte es so
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