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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman
Autoren: Inez Corbi
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Gesicht mit derkurzen, lachenden Schnauze aus dem Wasser.
    »Schau nur, Lina, sie begrüßen uns!«
    Ja, so sah es wirklich aus. Ein gutes Omen.
    Die Delfine begleiteten die Skjold , schienen mit dem Schiff um die Wette zu schwimmen. Lina erschienen sie wie Wesen aus einer anderen Welt. Pfeilschnell glitten sie dicht unter der Oberfläche dahin, kamen nach oben und tauchten mit elegant gekrümmtem Rücken wieder ins Wasser. Ab und zu sprang eines der Tiere hoch und landete dann seitlich auf dem Wasser. Als würden sich die Delfine über ihre Ankunft freuen. Rieke kreischte auf, als sie von einem hohen Wasserschwall getroffen wurde.
    Gegen Abend hatte die Skjold ihr Ziel fast erreicht. Als das Rasseln der Ankerkette zu hören war, stürzten alle erneut an Deck. Doch noch befanden sie sich auf offenem Meer und konnten nicht landen, wie ihnen Kapitän Claussen erklärte, der ebenfalls an Deck erschien. Die Meeresbucht, an der Nelson lag, wurde durch eine lange, schmale Felsbank geschützt, die nur eine enge Öffnung aufwies. Jetzt, bei Ebbe, war der Wasserstand für ein Schiff zu niedrig, um gefahrlos hindurchfahren zu können. Sie mussten auf die Flut am nächsten Morgen warten.
    Es war ein grandioser Anblick, als die Abenddämmerung sich niedersenkte und im Osten über den Bergen ein riesiger Vollmond aufstieg. Silbriges Licht floss über die kargen küstennahen Hügel und weiter hinunter über die ruhige Bucht zu ihnen hin. So etwas Schönes, das musste auch Lina zugeben, hatte sie in Deutschland noch nie gesehen.
    Als es Nacht geworden war, kamen alle noch einmal an Deck zusammen, um voller Dankbarkeit den alten Choral anzustimmen: » Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden, der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an unzählig viel zu gut bis hierher hat getan .«
    Lina sang aus vollem Herzen mit. Es war der 1. September 1844 und sie waren endlich angekommen.

Kapitel 5
    ››Wieso dürfen wir noch nicht runter?« Rieke wurde allmählich unleidlich. Seit einer Stunde schon standen die Schwestern an Deck der Skjold und sahen zu, wie die Passagiere von Bord gingen. Immer vier von ihnen mussten nacheinander über die Reling steigen, auf eine schwankende Strickleiter wechseln und dann die Schiffswand hinunterklettern. Auf dem Wasser erwartete sie dann eines der kleinen Boote, die von Einwohnern Nelsons gerudert wurden.
    »Wir sind sicher bald dran«, gab Lina zurück. Auch sie konnte es kaum noch erwarten. Ein warmer Luftzug bewegte die Schleifenbänder unter ihrem Kinn, mit denen sie ihren einfachen Schutenhut festgebunden hatte.
    Tief sog sie den Duft ihrer neuen Heimat ein. Es roch ähnlich wie zu Hause – nach Salz und Fisch – und doch anders. Neuer.
    Ein paar Seevögel umflogen sie kreischend. Sonnenlicht glitzerte auf dem Wasser, leichte Wellen schaukelten die Skjold . Lina blickte nach oben, an den gerefften Segeln vorbei in einen wolkenlosen blauen Himmel. Es schien fast, als würde sich selbst das Wetter bemühen, ihnen ein angenehmes Willkommen zu bescheren.
    Mit dem Morgen war die Flut gekommen, mit der die Skjold durch die Öffnung in der lang gezogenen Felsbank, die Nelson vom offenen Meer abtrennte, in den Hafen hineinsegeln konnte. Wie gefährlich dieser Durchlass war, zeigte sich beim Anblick eines Schiffswracks, das auf einem der groben grauen Felsen gestrandet war. Mit jeder neuen Welle schlug es mit einem leisen, knirschenden Geräusch an den Stein. Lina sah den zersplitterten Schiffsrumpf, die zerfetzten Segel, die geborstenen Masten. Fifeshire, stand kaum noch lesbar am Bug des Schiffs, das hier wohl schon vor einigen Jahren auf Grund gelaufen war.
    Nelson lag direkt am Wasser, in einem Talkessel, der zum Rand hin zu farnbewachsenen Hügeln anstieg. Fast wie in einem Theater. Dahinter erhoben sich Berge mit kahlen Flanken, deren schneebekränzte Gipfel im Sonnenlicht glänzten und einen majestätischen Anblick boten.
    Angestrengt versuchte Lina, Einzelheiten zu erkennen. Ein breiter Fluss durchschnitt den Ort, an seinem Ufer reihten sich etliche Gebäude. Auch entlang der gerade angelegten Straßen, auf denen ein paar Fuhrwerke unterwegs waren, standen Hütten und kleine Häuser in einem ihr unbekannten Stil. Auf dem Trockendock einer kleinen Werft weiter hinten am Fluss türmten sich Holzplanken und Hanfrollen neben dem halb fertigen Gerippe eines Schiffes. Nah am Meer konnte sie einen dichten Wald erkennen. Fast genau in der Mitte der
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