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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung
Autoren: berry
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hat mir diesen Moment vorhergesagt. Wie ich mich fühlen würde. Hoffentlich bin ich dem gewachsen.«
    »Das bist du«, erwiderte Lord.
    Akilina reckte sich und umarmte Thorn. Er erwiderte die Geste.
    »Danke, meine Liebe. Früher hätte man dich dafür hingerichtet. Den Zaren in aller Öffentlichkeit zu umarmen.« Ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht.
    Thorn drehte sich zu seiner Frau um. »Bist du bereit?«
    Sie nickte, doch Lord sah die Sorge in ihren Augen. Und wer hätte ihr das verübeln können? Ein jahrzehntealtes Unrecht würde nun wieder gutgemacht werden. Man würde mit der Geschichte Frieden schließen. Lord hatte seinerseits beschlossen, mit seinem eigenen Gewissen Frieden zu schließen. Wenn er nach Hause zurückkehrte, würde er das Grab seines Vaters besuchen. Es war Zeit, sich von Grover Lord zu verabschieden. Akilina hatte mit ihrer Behauptung, das Erbe seines Vaters bedeute ihm mehr, als ihm bewusst sei, Recht gehabt. Grover Lord hatte ihn zu dem Mann gemacht, der er geworden war. Nicht durch sein Vorbild, sondern durch sein abschreckendes Beispiel. Doch seine Mutter liebte diesen Mann zutiefst und würde ihn immer lieben. Vielleicht war es an der Zeit, dass er aufhörte zu hassen.
    Thorn und seine Frau stiegen die drei Stufen zur eigentlichen, aus Holz gezimmerten Plattform hinauf.
    Lord und Akilina stellten sich auf eine der Zinnen.
    Jenseits der Kremlmauer breitete sich ein Meer von Menschen aus, so weit das Auge reichte. Die Medien sprachen von zwei Millionen. Diese Menschen waren in den vergangenen Tagen nach Moskau geströmt. In Nikolaus’ Zeit hätte es zur Feier der Krönung einen Umzug und rauschende Bälle gegeben. Doch Thorn wollte nichts dergleichen. Seine bankrotte Nation konnte und durfte sich einen solchen Luxus nicht leisten. Daher hatte er befohlen, die Plattform errichten zu lassen und bekannt zu geben, dass er um Punkt zwölf Uhr mittags dort erscheinen werde. Als die Turmglocke die Uhrzeit schlug, fiel Lord auf, wie pünktlich der neue Zar war.
    Aus Lautsprechern, die überall auf dem Roten Platz aufgestellt worden waren, verkündete eine Stimme Worte, die mit Sicherheit in der ganzen Nation Widerhall fanden. Auch Lord wurde von der allgemeinen Begeisterung angesteckt. Er war bewegt von dieser Ansage, die jahrhundertelang der Sammlungsruf der Führung suchenden Russen gewesen war. Vier einfache Worte, die immer wieder neu aus den Lautsprechern strömten. Seine Augen wurden feucht, und sogar er selbst sprach diese Worte lautlos mit:
    Lang lebe der Zar.
    Anmerkungen des Autors
    Die Idee für diesen Roman kam mir während einer Kreml-Besichtigung. Bei den Vorbereitungen zu diesem Roman habe ich großen Wert auf gut recherchierte Informationen gelegt. Nikolaus II. und seine Familie sind ein faszinierendes Thema. In vieler Hinsicht sind die Fragen, die sich um ihr Ende ranken, schillernder als eine fiktive Geschichte. Seit im Jahre 1991 die sterblichen Reste der Zarenfamilie in einem anonymen Grab gefunden und exhumiert wurden, wird heftig über die Identität der beiden Zarenkinder diskutiert, deren Leichen fehlten. Zunächst untersuchte ein russischer Experte die Gebeine und kam mittels fotografischer Überblendungen zu dem Schluss, dass es sich um Maria und Alexej handelt. Später analysierte ein amerikanischer Spezialist Zahn- und Knochenmaterial und stellte fest, die Fehlenden müssten Alexej und Anastasia sein. Meine Wahl fiel dann auf Anastasia, weil sie ohnehin schon von Legenden umrankt war.
    Einige weitere Punkte:
    Es gibt in Russland tatsächlich eine zaristische Bewegung wie in Kapitel 21 beschrieben, aber keine zeitgenössische Heilige Schar. Diese ist meine Erfindung. Die Russen sind gleichfalls fasziniert vom Konzept einer »nationalen Idee« (Kapitel 9), einer Ideologie, hinter der die Bevölkerung sich sammeln kann. Die in diesem Roman verwendete Variante stammt von mir und ist recht schlicht – Gott, der Zar und die Nation. Außerdem haben die Russen eindeutig eine Vorliebe für Kommissionen und überantworten wichtige Entscheidungen routinemäßig einer kollektiven Beschlussfassung. Dass ein neuer Zar auf diese Weise bestimmt würde, scheint da nur natürlich.
    Die Rückblenden (Kapitel 5, 26, 27, 43 und 44), die die Vorfälle während und im Anschluss an die Exekution der Romanows beschreiben, einschließlich der bizarren Leichenbestattung, basieren auf Tatsachen. Ich habe mich bemüht, diese Ereignisse genauso wiederzugeben, wie sie von Augenzeugen berichtet
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