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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung
Autoren: berry
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umkreisten sich wie kämpfende Katzen, wobei Lord sich nach rechts auf die Bäume, Hayes sich nach links auf den Abgrund zubewegte.
    Dann sah Lord das, was er suchte. Die Pistole. Sie lag zwei Meter von ihm entfernt auf dem Felsen. Aber auch Hayes hatte die Waffe offensichtlich entdeckt, denn er schnellte nach vorn und packte den Griff, bevor Lord die Kraft dazu fand.
    Gleich darauf hatte Hayes die Waffe in der Hand, den Finger am Abzug, und zielte auf Lord.
     
    Akilina sah den Barsoi vorwärts hechten. Ohne jedes Kommando Thorns. Das Tier hatte irgendwie den richtigen Moment und den besten Angriffspunkt erkannt und sprang von sich aus los. Vielleicht konnte Alexej die beiden Kämpfenden durch den Geruchssinn unterscheiden, er war ja mit dem Geruch von Lords Blut vertraut. Vielleicht warmes der Einfluss von Rasputins Geist? Wer konnte das wissen? Hayes bemerkte das Tier erst im Moment des Aufpralls und taumelte infolge der Wucht des Angriffs zurück.
     
    Lord packte die Gelegenheit beim Schopf und stieß Hayes zusammen mit dem Hund über den Felsrand. Ein Schrei durchbohrte die Nacht und verhallte, als die beiden Körper in der Dunkelheit verschwanden. Gleich darauf hörte man von weit unten den Aufprall der Leiber auf dem Fels, begleitet von einem Aufjaulen, das Lord in der Seele wehtat. Er konnte nicht auf den Boden des Abgrunds sehen.
    Aber das war auch nicht nötig.
    Hinter ihm waren Schritte zu hören.
    In der Erwartung, Hängelid und Oleg zu sehen, wirbelte er herum, doch stattdessen tauchte Akilina auf, von Thorn gefolgt.
    Sie umarmte ihn stürmisch.
    »Vorsicht«, sagte er wegen des Schmerzes in seiner Schulter.
    Thorn stand dicht an der Absturzstelle und blickte hinunter.
    »Schade um den Hund«, bemerkte Lord.
    »Ich mochte den Rüden sehr.« Thorn drehte sich zu Lord um. »Aber jetzt ist es vorüber. Die Entscheidung ist gefallen.«
    In diesem Moment, vor dem Hintergrund eines endlosen Himmels und erhellt vom strahlenden Schein des Mondes, erblickte Lord in einem hart gewordenen Gesicht, dessen Augen ihn unverwandt ansahen, die Zukunft Russlands.
    51
    Moskau Sonntag, 10. April
    11.00 Uhr
     
    Das Innere der Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale glänzte, von Hunderten strahlender Lichter und Kerzen erhellt. Man hatte die riesige Kirchenhalle eigens für die Fernsehkameras ausgeleuchtet, die die Zeremonie live in die ganze Welt übertrugen. Lord stand an exponierter Stelle nahe beim Altar, Akilina an seiner Seite. Über ihnen funkelten vier Reihen edelsteingeschmückter Ikonen im Licht, ein deutliches Zeichen dafür, dass alles seine Ordnung hatte.
    In der Apsis der Kathedrale standen zwei Krönungssessel. Der eine war der Thron des zweiten Zaren der Romanows, Zar Alexej. Er war mit rund neuntausend Diamanten besetzt, außerdem mit Rubinen und Perlen. Das Stück war dreihundertfünfzig Jahre alt und hatte seit hundert Jahren im Museum gestanden. Gestern hatte man diesen Thron aus der Rüstkammer bringen lassen, und nun saß dort hoch aufgerichtet Michael Thorn.
    Neben ihm auf dem Elfenbeinsessel thronte seine Frau Margaret. Ihr Thron war im Jahre 1472 von Sophia, der byzantinischen Braut Iwans des Großen, nach Russland gebracht worden. Iwan hatte zu seiner Zeit erklärt: Zwei Roms sind gefallen, doch nun steht das dritte, und ein viertes wird es nicht geben. Heute jedoch, an diesem glorreichen Vormittag im April, sollte ein viertes Rom geboren werden. Eine Verschmelzung des Säkularen und des Religiösen in einer einzigen Person: dem Zaren.
    Russland würde ein weiteres Mal von den Romanows regiert werden.
    Gedanken an Taylor Hayes zuckten durch Lords Kopf. Selbst jetzt, ein halbes Jahr nach Hayes’ Tod, war der volle Umfang der Verschwörung noch immer unbekannt. Es gab Gerüchte, Adrian, der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, habe selbst mit dazugehört. Doch er hatte jede Verwicklung bestritten und bisher hatte sich nichts Gegenteiliges beweisen lassen. Der einzige Mitverschwörer, der eindeutig bekannt war, war Maxim Zubarew, der Mann, der Lord in San Francisco gefoltert hatte. Doch bevor die Behörden ihn befragen konnten, hatte man seine Leiche in einem flachen Grab außerhalb Moskaus aufgefunden, mit zwei Einschusslöchern im Schädel. Die Regierung vermutete eine weitläufige Intrige, die sogar die Mafija mit einschloss; Zeugen hierfür hatten sich jedoch bisher nicht auftreiben lassen.
    Die unbekannten Verschwörer stellten eine echte Gefahr für die entstehende Monarchie dar, und Lord machte
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