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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung
Autoren: berry
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des Abgrunds. Der offene Himmel breitete sich endlos vor ihm aus. Jetzt hatte er einen Aussichtspunkt, von dem aus er jede Bewegung beobachten konnte.
    Im Dunkeln tastete Lord den Boden ab und fand drei handliche Steinbrocken. Er dehnte die Muskulatur in seinem rechten Arm und stellte fest, dass er werfen konnte, wenn auch nicht weit. Die Steine in der Hand wiegend, machte er sich bereit, jeden in Empfang zu nehmen, der sich nähern mochte.
     
    Hayes hatte oft genug Wild verfolgt, um zu wissen, wie man eine Fährte las, und Lord war durchs Gehölz gebrochen, ohne sich um abbrechende Zweige zu scheren. Dort, wo der laubbedeckte Boden feuchter Erde wich, hatte er sogar Fußabdrücke hinterlassen. Im hellen Mondschein war seine Spur leicht zu lesen. Ganz zu schweigen von den Blutflecken, die mit vorhersagbarer Regelmäßigkeit auf dem Boden zu finden waren.
    Dann brach die Spur ab.
    Hayes blieb stehen.
    Seine Augen schossen nach links und rechts. Nichts. Keine Zweige wiesen ihm den Weg. Er betastete die Laubdecke, fand aber auch keine Blutflecken mehr. Sonderbar. Er entsicherte seine Waffe, nur für den Fall, dass dies die Stelle war, die Lord für einen Showdown gewählt hatte. Er war fest davon überzeugt, dass der Dummkopf sich irgendwann zum Kampf stellen würde.
    Und vielleicht ja genau hier.
    Vorsichtig schob er sich vorwärts. Dabei hatte er nicht das Gefühl, beobachtet zu werden. Schon wollte er eine andere Richtung einschlagen, da entdeckte er vor sich auf einem Farn einen dunklen Flecken. Schritt für Schritt schlich er vorwärts, die Waffe im Anschlag. Der Boden wurde steinig, der Wald verschwand, und bald ragten ringsumher zahllose Felsbrocken als unförmige Schatten auf. Die Situation gefiel ihm gar nicht, aber er schlich trotzdem weiter.
    Er suchte die Umgebung nach Hinweisen auf den Flüchtigen ab – vielleicht ein Blutfleck auf einem Felsen –, doch es würde schwer fallen, einen dunkleren Flecken von einem Schatten zu unterscheiden. Inzwischen brauchte er für jeden vorsichtigen Schritt mehrere Sekunden, da er sich bemühte, möglichst lautlos über das Gestein zu schleichen.
    An einem Felsabsturz blieb er stehen. Unten rauschte Wasser durch eine Schlucht und links und rechts von ihm standen Bäume. Dahinter war der samtschwarze Himmel mit Myriaden von Sternen übersät. Doch für ästhetischen Genuss war keine Zeit. Er drehte sich um und wollte schon wieder in den Wald zurückkehren, da hörte er etwas durch die Luft sausen.
     
    Akilina folgte Thorn, der aus der Küche nach draußen trat. Sie bemerkte den Abdruck einer blutigen Hand und dachte an Lord. Der Barsoi war verschwunden, doch ein leiser Pfiff seines Herrn veranlasste das Tier, aus dem Wald herbeizuschießen.
    »Er wird in der Nähe bleiben und nur gerade weit genug vorauslaufen, um die Spur zu verfolgen«, flüsterte Thorn.
    Der Hund kam bei Fuß und Thron streichelte ihn am Kopf.
    »Such, Alexej. Los.«
    Das Tier verschwand zwischen den Bäumen. Thorn folgte ihm.
    Akilina machte sich Sorgen um Lord. Höchstwahrscheinlich war er angeschossen worden. Die Stimme, die sie vorhin gehört hatten, war Taylor Hayes’ Stimme gewesen. Lord hielt wahrscheinlich sowohl sie selbst als auch Thorn für tot, da die Chance, zwei Profikillern zu entkommen, minimal gewesen war. Aber der Barsoi war ihre Trumpfkarte. Das Tier war bemerkenswert und zeigte eine bewunderungswürdige Treue. Michael Thorn hatte aber auch eine ganz besondere Art, mit ihm umzugehen. Durch die Adern dieses Mannes floss das Blut der Zaren. Vielleicht war es das, was ihm eine solche Ausstrahlung verlieh. In früherer Zeit hatte das Volk den Zaren wegen seiner Willenskraft verehrt, wie sie von ihrer Großmutter wusste. Man hatte ihn als die Verkörperung Gottes auf Erden betrachtet und in Zeiten der Not seinen Schutz gesucht.
    Der Zar war Russland.
    Vielleicht verstand Michael Thorn diese Verantwortung. Vielleicht empfand er seine Verbindung mit der Vergangenheit außerdem als stark genug, um keine Angst vor dem zu empfinden, was vor ihm lag.
    Sie aber hatte Angst. Und nicht nur um ihrer selbst, sondern auch um Lords willen.
    Thorn blieb stehen und stieß einen leisen Pfiff aus. Kurz darauf tauchte Alexej auf, heftig keuchend. Thorn kniete sich hin und sah dem Hund in die Augen.
    »Du hast die Spur, oder?«
    Fast erwartete Akilina, das Tier antworten zu hören, doch es setzte sich einfach nur hin und schnappte nach Luft.
    »Such. Los.«
    Der Hund rannte davon.
    Sie folgten.
    In der
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