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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung
Autoren: berry
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aufs Haupt und anschließend wieder sich selbst. Dann geleitete er seine Frau zum Thron zurück und setzte sich neben sie.
    Eine lange Prozession von Würdenträgern näherte sich, um dem neuen Zaren die Treue zu geloben – Generäle, Gouverneure, Minister, Thorns beide Söhne und viele der verbliebenen Romanows, darunter auch Stefan Baklanow.
    Der Beinahe-Zar war einem Skandal entgangen, weil er jegliche Verbindung zu den Verschwörern geleugnet hatte und darauf beharrte, dass ihm keine Schuld nachzuweisen sei. Baklanow behauptete, nicht das Geringste von einer Verschwörung zu wissen, und erklärte, er hätte sich im Falle seiner Wahl als guter Herrscher erwiesen. Lord empfand dies als raffinierten Schachzug. Wer hätte Baklanow des Verrats bezichtigen können? Nur Mitverschwörer, und keiner glaubte, dass diese jemals irgendetwas verlauten lassen würden. Die Russen wussten seinen offenen Umgang mit dem Thema zu schätzen, und er blieb beim Volk beliebt. Lord wusste zweifelsfrei, dass Baklanow tief verstrickt gewesen war. Das hatte ihm Maxim Zubarew gesagt. Eine willige Marionette. Lord hatte die Frage gestellt, ob man Baklanow nicht entgegentreten solle, doch Thorn hatte sich dagegen ausgesprochen. Es habe genug Differenzen gegeben. Man solle die Sache ruhen lassen. Schließlich hatte Lord ihm zugestimmt. Aber er fragte sich immer noch, ob diese Entscheidung richtig gewesen war.
    Er warf einen Blick auf Akilina. Sie verfolgte die Zeremonie mit feuchten Augen, deshalb ergriff er zärtlich ihre Hand. In ihrem perlblauen, goldgesäumten Kleid sah sie strahlend aus. Liebte er sie? Keiner von ihnen wusste recht, wie es weitergehen würde. Er war in Russland geblieben, weil Thorn ihn und Akilina in seiner Nähe haben wollte. Thorn hatte ihn sogar gebeten, als sein persönlicher Berater vor Ort zu bleiben. Lord war zwar Amerikaner, doch die Vergangenheit hatte ihn ausgezeichnet. Er war der Rabe. Der Mann, der dem Geschlecht der Romanows zur Wiederkehr verholfen hatte. In dieser Eigenschaft wirkte seine Anwesenheit in einer ansonsten treu russisch gesinnten Umgebung angemessen.
    Doch Lord hatte sich noch nicht entschieden, ob er in Russland bleiben würde. Pridgen & Woodworth hatte ihm eine Beförderung angeboten. Er sollte Leiter der Internationalen Abteilung werden, Taylor Hayes’ Nachfolger. Er würde mit einem riesigen Satz viele Karrierestufen überspringen, doch dieses Privileg hatte er verdient, da sein Name nun weltweit bekannt war. Er war versucht, das Angebot anzunehmen, doch der Gedanke an Akilina hinderte ihn daran. Er wollte sie nicht verlassen, und sie hatte ihren lebhaften Wunsch ausgedrückt, bei Thorn zu bleiben und für ihn zu arbeiten.
    Die Zeremonie ging zu Ende, und die frisch gekrönten Monarchen traten aus der Kirche, in ihre Brokatmäntel gehüllt, die wie im Jahre 1896 bei Nikolaus und Alexandra mit dem doppelköpfigen Adler der Romanows bestickt waren.
    Lord und Akilina folgten ihnen in die frische Mittagsluft hinaus.
    Die goldenen Zwiebelkuppeln der vier umliegenden Kirchen des Kathedralenplatzes schimmerten in der Sonne. Der Zar und die Zarin wurden von Limousinen erwartet, doch Thorn lehnte ab. Stattdessen legte er Mantel und Robe ab und führte seine Frau über das Pflaster zur Nordostmauer des Kreml. Der Kreml war ein weiteres Mal die Festung des Zaren – eine Volkszitadelle , wie Thorn ihn inzwischen nannte.
    Auf der Nordostseite führte eine hölzerne Treppe die zwanzig Meter hohe Befestigungsmauer hinauf. Der Zar und die Zarin stiegen langsam nach oben, und Lord und Akilina folgten ihnen. Hinter der Mauer lag der Rote Platz. Die Stelle, wo einst Lenins Grab und die Ehrentribünen die Sicht versperrt hatten, lag nun offen da und war gepflastert worden. Thorn hatte Anordnungen erteilt, das Mausoleum niederreißen zu lassen. Die Edeltannen hatte man stehen lassen, doch die Gräber der sowjetischen Würdenträger waren verschwunden. Swerdlow, Breschnjew, Kalinin und all die anderen waren exhumiert und anderweitig beigesetzt worden. Nur Jurij Gagarin durfte weiter dort ruhen. Der Mann, der als erster Mensch im Weltraum gewesen war, verdiente eine herausragende Grabstätte. Andere würden ihm folgen. Gute, anständige Menschen, deren Leben eine solche Ehrung verdiente.
    Lord sah zu, wie Thorn und seine Frau eine erste Aussichtsplattform betraten, unmittelbar unter dem Zinnenkranz, aber hoch genug, um über die Mauer zu sehen. Thorn strich seinen Anzug glatt und drehte sich um: »Mein Vater
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