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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen
Autoren: Bernard Werber
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elektronische DNA. Anfangs waren die Bewohner verstört darüber, nur als Computerprogramm existent zu sein, doch mit der Zeit haben sie sich daran gewöhnt.
    Alle wissen, daß sie einst ihren Gott gefunden hatten, eine Göttin namens Francine, die getötet oder jedenfalls schwer verletzt wurde. Doch dieses Wissen genügt ihnen nicht. Sie wollen jene andere Welt verstehen, der sie ihre Existenz verdanken, und sie wollen ergründen, warum sie erschaffen wurden.

243. VERKETTUNG
    Sie lief behende den Abhang hinab, im Slalom zwischen hohen Pappeln hindurch, und bunte Schmetterlinge schienen mit ihren Flügeln zu applaudieren.
    Ein Jahr war vergangen. Julie, die Hüterin der Enzyklopädie, hatte das Buch in den würfelförmigen Koffer gelegt und trug ihn an die Stelle zurück, wo sie ihn einst gefunden hatte, damit irgendwann in der Zukunft jemand anderer vom relativen und absoluten Wissen profitieren konnte.
    Sie selbst und ihre Freunde brauchten das Werk jetzt nicht mehr. Alle acht waren mit seinem Inhalt jetzt vertraut, und sie hatten ihn sogar für sich ergänzt. Wenn ein Meister etwas vollendet hat, muß er sich zurückziehen, das gilt sogar für ein Buch.
    Bevor sie den Koffer abschloß, las Julie noch einmal den Schluß des dritten Bandes, die allerletzte Seite. Mit zittriger Hand hatte Edmond Wells seine abschließenden Worte zu Papier gebracht.
     
    Dies ist das Ende. Und doch ist es nur ein Anfang. Jetzt liegt es an Ihnen, die Revolution auf den Weg zu bringen. Oder die Evolution. Jetzt liegt es an Ihnen, einen ehrgeizigen Plan für Ihre Gesellschaft und Zivilisation zu schmieden; an Ihnen liegt es zu bauen und zu erfinden, damit die Gesellschaft nicht erstarrt und sich nie wieder rückwärts bewegt.
    Vollenden Sie die Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens. Erfinden Sie neue Unternehmen, neue Lebensweisen, neue Erziehungsmethoden, damit Ihre Kinder es noch besser als Sie machen können. Erweitern Sie den Horizont Ihrer Träume.
    Versuchen Sie, utopische Gemeinschaften zu gründen.
    Erschaffen Sie immer kühnere Werke. Ergänzen Sie gegenseitig Ihre Talente, im Sinn von 1 + 1 = 3. Brechen Sie zur Eroberung neuer Dimensionen des Denkens auf. Ohne Stolz, ohne Gewalt, ohne spektakuläre Effekte. Handeln Sie!
    Noch immer sind wir vorgeschichtliche Menschen. Das große Abenteuer liegt vor uns, nicht hinter uns. Nutzen Sie die unerschöpflichen Gaben der Natur. Jede Lebensform kann uns etwas lehren. Kommunizieren Sie mit allem, was lebt.
    Die Zukunft gehört weder den Mächtigen noch den Glanzvollen. Die Zukunft gehört den Erfindern.
    Erfinden Sie!
    Jeder von Ihnen ist eine Ameise, die ihr Zweiglein zum großen Bau beiträgt. Finden Sie kleine originelle Ideen. Jeder von Ihnen ist allmächtig und vergänglich. Ein Grund mehr, sich beim Bauen zu beeilen. Sie werden die Früchte Ihrer Arbeit niemals sehen, aber leisten Sie dennoch Ihren Beitrag, wie die Ameisen. Wenigstens ein kleiner Schritt vorwärts, bevor man stirbt. Eine andere Ameise wird Ihr Werk unmerklich fortsetzen – und dann noch eine und noch eine …
    Die ›Revolution der Ameisen‹ findet in den Köpfen statt, nicht auf der Straße. Ich bin tot, Sie leben. In tausend Jahren werde ich immer noch tot sein, und Sie werden leben.
    Profitieren Sie davon, daß Sie leben, um zu handeln.
    Vollbringen Sie die Revolution der Ameisen!
     
    Julie gab den Code ins Zahlenschloß ein und ließ sich an einem Seil in die Schlucht hinab, in die sie damals gestürzt war, wobei sie sich die Hände an Dornen, Stacheln und Disteln zerkratzte. Schnell fand sie den Tunnel wieder, der in den Hügel führte.
    Auf allen Vieren kroch sie hinein und hatte das Gefühl, eine Zeitbombe zu hinterlegen, als sie den Koffer genau dort abstellte, wo sie ihn entdeckt hatte.
    Die ›Revolution der Ameisen‹ würde sich zu einer anderen Zeit und auf eine andere Art und Weise erneuern. Irgendwann würde jemand den Koffer finden und seine eigene Revolution der Ameisen in die Wege leiten.
    Julie verließ den Tunnel und kletterte den Steilhang mit Hilfe ihres Seils hoch.
    Sie stieß sich den Kopf an dem Felsen an, der die Schlucht überragte, und scheuchte ein Wiesel auf, das bei seiner Flucht einen Vogel aufscheuchte, der eine Schnecke aufscheuchte, die eine Ameise aufscheuchte, die gerade ein Blatt zerteilen wollte.
    Julie atmete tief ein, und tausend Informationen überfluteten ihr Gehirn. Der Wald enthielt so viele Reichtümer. Die junge Frau mit den hellgrauen Augen brauchte
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