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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen
Autoren: Bernard Werber
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das Gespräch fort, als hätte es keine Unterbrechung gegeben.
    »Was denn?«
    »Ein Konsultat, eine Botschaft der Ameisen bei uns Menschen.«
    Dupeyron zeichnete mit der Hand eine große Filmleinwand in die Luft. »Ich sehe die Szene bildhaft vor mir! Wie schön –
    ich empfange Königin Nr. 103, die eine Lamerobe und ein Diadem trägt und überreiche ihr einen Orden wegen großer Verdienste um Fontainebleau.«
    »Warum nicht? Ameisen könnten für Sie ein großer Gewinn sein. Wenn Sie mit ihnen eine Allianz schließen, werden sie zu unvergleichlich niedrigen Löhnen arbeiten, noch viel billiger als die Menschen in der Dritten Welt. Sie überlassen ihnen irgendwelchen Tand und rauben ihnen dafür alles, was sie an Gutem und Nützlichem haben. So hat man es doch auch mit den Indianern gemacht, stimmt’s?«
    »Sie sind zynisch«, kommentierte der Präfekt.
    »Sagen Sie doch selbst – kann man sich Millionen und Abermillionen billigerer und zuverlässigerer Arbeitskräfte vorstellen?«
    »Stimmt – sie könnten die Felder bearbeiten und unterirdische Wasserquellen entdecken.«
    »Sie könnten auch in der Industrie für gefährliche oder besonders heikle Arbeiten herangezogen werden.«
    »Sogar beim Militär wären sie sehr nützlich – bei der Spionage und Sabotage.«
    »Möglicherweise könnte man sie in den Weltraum schicken, anstatt Menschenleben zu riskieren!«
    »Ja, wahrscheinlich schon, aber … es gibt eben ein großes Problem.« »Welches?«
    »Die Kommunikation! Diese Maschine namens ›Stein von Rosette‹ war, wie schon gesagt, ein Schwindel. Die Angeklagten hatten irgendwo in der Außenwelt einen Komplicen, der in ein Mikrofon sprach und sich als Ameise ausgab.«
    Der dänische Botschafter wirkte sehr enttäuscht. »Sie haben recht, letzten Endes bleibt von all dem nur eine Legende übrig.
    Eine moderne Waldlegende!«
    Sie wandten sich ernsteren Themen zu.
     

241. ENZYKLOPÄDIE
     
    Ein Zeichen: Gestern ist etwas Merkwürdiges passiert. Ich ging spazieren, als mein Blick vor einem Antiquariat auf ein Buch namens Les Thanatonautes fiel.
    Ich habe es gelesen. Der Autor behauptet, die letzte unbekannte Grenze für den Menschen sei sein eigenes Ende. Er hat sich Pioniere ausgedacht, die aufbrechen, um das Paradies zu entdecken, so wie Kolumbus einst aufbrach, um Indien zu finden.
    Die geschilderten Landschaften sind von den Paradiesen inspiriert, wie sie in den tibetanischen und ägyptischen Totenbüchern beschrieben werden. Die Idee ist sonderbar. Ich habe mich mit dem Antiquariatsbesitzer unterhalten, der mir erzählte, das Werk hätte nach seiner Veröffentlichung kaum Resonanz gefunden. Das ist nicht verwunderlich, denn der Tod und das Paradies sind in unserem Land Tabuthemen. Doch je länger ich mich mit diesem Buch Les Thanatonautes beschäftigte, desto unwohler fühlte ich mich. Es war nicht das Thema, das mich bestürzte, sondern etwas ganz anderes. Mir war blitzartig eine schreckliche Idee gekommen. »Und wenn ich, Edmond Wells, nun gar nicht existiere? Vielleicht habe ich nie wirklich gelebt. Vielleicht bin ich nur die fiktive Gestalt einer Papierkathedrale, wie die Helden von Les Thanatonautes.«
    Nun gut, dann muß ich eben diese Papierwand zerreißen und mich direkt an meinen Leser richten: »Ich grüße dich, der du das Glück hast, real zu sein. Das ist selten, nutz es aus!«
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III

242. EIN NEUER WEG
    Im summenden Computer lebt Infra-World, die von Francine erschaffene künstliche Welt, in völliger Abgeschiedenheit weiter. Niemand interessiert sich mehr für sie.
    Die virtuellen Bewohner bemühen sich nach Kräften, jene höhere Dimension zu erforschen, die sie endlich als Realität anerkannt haben. Ein Autor von Science-Fiction-Romanen hat die Hypothese als erster aufgestellt, die mit Hilfe von Teleskopen und Raketen für richtig befunden wurde: Was sie
    ›Jenseits‹ nennen, ist eine Welt in einer anderen Dimension.
    Dort leben Menschen, die Zeit und Raum anders wahrnehmen als sie selbst.
    Die Bewohner von Infra-World haben begriffen, daß sie in einer Scheinwelt leben, geschaffen von jenen Menschen der anderen Dimension, deren Technologie in der Lage war, sie zu erfinden. Ihre Medien haben die ganze Bevölkerung darüber informiert, daß sie materiell gar nicht existiert, daß sie nur eine Serie aus Nullen und Einsen auf einem Magnetband ist, eine Abfolge von Yin und Yang auf einer langen Informationskette, eine
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