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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen
Autoren: Bernard Werber
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Bevölkerung mit Heizenergie zu versorgen.«
    Die Angst, etwas zu verpassen oder einer notwendigen Entwicklung im Wege zu stehen, führt zu überflüssigen Ausgaben.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III
     

238. EINE UNMITTELBAR BEVORSTEHENDE  IMPLOSION
    Es regnete den ganzen Samstag, doch am Abend war der Sternenhimmel zu sehen, und die Meteorologen sagten für den Sonntag schönes Wetter bei starkem Wind voraus.
    Maximilien war nicht besonders gläubig, aber in diesem Fall glaubte er, Gott auf seiner Seite zu haben. Mit dem befriedigenden Bewußtsein, eine wichtige Mission erfüllen zu können, schlief er ein.
    Die Türen waren verriegelt, die Jalousien geschlossen.
    Trotzdem drang nachts ein Besucher ins Arbeitszimmer des Kommissars ein und suchte nach dem Computer. Das Gerät war eingeschaltet; es würde die Bomben zünden, wenn der Code nicht rechtzeitig eingegeben wurde. Der Besucher wollte es außer Gefecht setzen, warf aber in seiner Hast einen Gegenstand um. Maximilien schreckte aus seinem leichten Schlaf hoch. Er hatte mit einem Angriff in letzter Minute gerechnet und schoß sofort auf den Besucher. Der laute Knall hallte im Zimmer wider.
    Der Eindringling duckte sich vor der Kugel, ebenso vor der zweiten.
    Der Kommissar ersetzte die abgeschossenen Patronen in seinem Revolver, der Besucher beschloß, sich irgendwo zu verstecken, er flüchtete in den Salon und kletterte hinter die Vorhänge. Maximilien schoß wieder, aber die Kugeln sausten am Kopf des Störenfrieds vorbei.
    Der Kommissar schaltete alle Lampen im Salon ein. Der Besucher flüchtete hinter einen Sessel mit hoher Lehne, der gleich darauf von mehreren Schüssen durchlöchert wurde.
    Wo gab es einen sicheren Zufluchtsort?
    Der Aschenbecher! Der Eindringling verbarg sich zwischen einem kalten Zigarrenstummel und dem Rand. Maximilien hob Kissen, Vorhänge und Teppiche hoch, konnte aber niemanden entdecken.
    Königin Nr. 103 schöpfte Atem und putzte ihre Fühler.
    Normalerweise war eine Königin viel zu wertvoll, um ihr Leben so leichtsinnig aufs Spiel zu setzen. Eigentlich sollte sie jetzt ruhen, um demnächst ihre ersten Eier ablegen zu können, aber sie hatte eingesehen, daß nur sie diese Aufgabe ausführen konnte, weil keine andere Ameise die Welt der Finger so gut kannte. Nur deshalb hatte sie eingewilligt, ihr Leben zu riskieren; andernfalls würde der Wald mit all seinen Ameisenstädten vernichtet werden.
    Maximilien sah ein, daß sein Revolver keine geeignete Waffe war. Im Küchenschrank fand er ein Insektizid, das er im ganzen Salon versprühte. Zum Glück verfügten die winzigen Lungen der Ameise über große Luftvorräte. Zehn Minuten konnte sie durchaus in diesem verpesteten Zimmer bleiben, aber natürlich durfte sie keine Zeit verlieren.
    Königin Nr. 103 machte sich aus dem Staub.
    Maximilien dachte, daß der Präfekt mit seiner Weisheit wirklich am Ende sein mußte, wenn er eine Ameise zu Hilfe rief. Plötzlich ging das Licht aus. Wie war das möglich? Eine winzige Ameise hatte doch gar nicht die Kraft, auf einen Schalter zu drücken.
    Offenbar war sie irgendwie in den Zählerkasten eingedrungen und hatte den Stromkreis unterbrochen. Konnte ein Insekt wissen, welche Leitung man durchtrennen mußte?
    »Man darf seinen Gegner nie unterschätzen«, predigte er den Polizeischülern stets, und er selbst hatte soeben diesen Fehler begangen, nur weil sein Feind tausendmal kleiner war als er selbst.
    In einer Kommodenschublade fand er eine Halogen-taschenlampe, und als er in den Zählerkasten schaute, stellte er fest, daß eine Leitung tatsächlich mit Mandibeln zerschnitten worden war.
    Nur eine einzige Ameise war zu so etwas imstande: Nr. 103, diese degenerierte Königin!
    Mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn und der Fähigkeit, Infrarot sehen zu können, war Nr. 103 nun im Vorteil, doch leider war es eine mondhelle Nacht, und der Kommissar öffnete einfach die Jalousien. Blauviolettes Licht flutete ins Zimmer.
    Die Königin wußte, daß sie sich beeilen mußte. Sie kehrte ins Arbeitszimmer zurück, wo der Computer stand. Der weibliche Finger namens Francine hatte ihr gezeigt, daß sie durch das Belüftungsgitter des Geräts ins Innere gelangen konnte. Hier war die Festplatte, da das Motherboard. Sie sprang über Kondensatoren, Transistoren, Widerstände und Potentiometer hinweg. Um sie herum vibrierte alles.
    Nr. 103 spürte, daß sie sich auf feindlichem Gebiet befand.
    MacYavel war sich ihrer
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