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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind
Autoren: Faye Kellerman
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kleines Problem mit der Nachgeburt. Ich bin sicher, es ist nichts …«
    »Aber sie ist okay, oder?« fiel Magda ihm ins Wort. »Wo ist sie?«
    »Der Arzt ist bei ihr …«
    »Wie lange noch?« wollte Magda wissen.
    »Das weiß ich nicht, Magda«, antwortete Decker. »Das hat der Arzt mir nicht gesagt. Warum setzen wir uns nicht hin, entspannen uns und warten.«
    »Können wir mit jemandem reden, Akiva?« fragte Magda.
    Decker sah seine Stiefsöhne an und warf seiner Schwiegermutter dann einen bedeutungsvollen Blick zu. Obwohl erregt, holte Magda tief Luft und lächelte die Jungen an. Dann legte sie die Hand vor den Mund, als könne sie dahinter ihre Angst verbergen.
    Decker blinzelte seinen Stiefsöhnen zu und bekam als Antwort nur ängstliche Gesichter zu sehen. Er mußte etwas Beruhigendes sagen, aber er scheute leere Floskeln. Statt dessen setzte er sich auf die Couchlehne und legte Sammy den Arm um die Schultern.
    Magda setzte sich auf die Sofakante. Sie wischte sich nicht vorhandene Fusseln von ihrer schwarzen Hose und dem Kamelhaarjackett. Rina hatte die Farben der Mutter geerbt … dunkles Haar und helle Augen. Magda jedoch war hagerer, knochiger als die Tochter. Stefan zog Jake an seine muskulöse Brust. Er trug ein graues Hemd, das zu seinem Haar paßte, und eine schwarze Hose. Er trug orthopädische Schuhe. Ein neues Paar, bemerkte Decker. Cindy stand hinter ihm und legte eine Hand auf seine Schulter. Er drehte sich flüchtig lächelnd zu ihr um. Mit neunzehn war aus seiner Tochter eine junge Frau geworden: hochgewachsen und mit strahlenden, ausdrucksvollen braunen Augen. Ihr Gesicht hatte die runden Formen der Pubertät verloren und die markanten Züge einer Erwachsenen unter der Sommersonnenbräune angenommen.
    »Meint der Arzt, es ist ein großes Problem?« platzte Magda heraus.
    »Nein, er war ganz pragmatisch. Er wollte sie unter Beobachtung behalten. Reine Vorsichtsmaßnahme«, sagte Decker.
    Natürlich konnte Decker seiner Schwiegermutter nicht sagen, daß ihm die Blutungen ihrer Tochter eine Spur zu stark gewesen waren. Aber vermutlich war das sowieso keine große Geschichte. Decker erinnerte sich daran, daß seine erste Frau bei ihrem zweiten Kind einen Kaiserschnitt gehabt hatte. Jan war es gutgegangen. Leider war das Kind, ein Junge, tot geboren worden. Morbide, unerwünschte Gedanken begannen Decker heimzusuchen. Er versuchte die albtraumhaften Erinnerungen abzuschütteln.
    »Aber sie ist doch okay, meine Ginny, oder?« wiederholte Stefan.
    »Alles in Ordnung. Ganz bestimmt.«
    »Wollten sie nicht, daß du bei ihr bleibst, Akiva?« fragte Magda.
    »Nein …« Decker zögerte. »Nein, sie wollten nicht, daß ich bei ihr bleibe. Aber es wird alles gut. Wie immer.«
    Die Gruppe blieb stumm.
    »Wo ist sie jetzt?« wollte Stefan wissen.
    »Sie haben sie in den Kreißsaal gebracht.«
    »Aber bei der Geburt war alles in Ordnung?« kam es von Magda.
    »Bestens.« Decker stand auf. »Der Doktor will sie nur unter Beobachtung haben.«
    »Dafür bezahlst du ihn schließlich, Pete«, warf Marge ein.
    Decker starrte seine Kollegin an. Die Stimme der Vernunft. Aber er dachte nicht rational. »Ist alles schnell gegangen. In der einen Minute bringt sie ein entzückendes kleines Mädchen zur Welt und in der nächsten …« Er schluckte den Rest hinunter. »Ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Keine Sorge.« Er versuchte wieder ein Lächeln für die Jungen. »He, Jungs, eure Mutter ist eine eiserne Lady!«
    »Hat der Arzt besorgt ausgesehen?« bohrte Magda weiter.
    »Nur vorsichtig.«
    »Aber nicht besorgt?« drängte Magda.
    »Ein bißchen vielleicht.«
    »Aber nicht sehr besorgt, oder?«
    »Ein bißchen … sehr«, wiederholte Stefan. »Magda, du machst alle verrückt.«
    »Aber ich will das wissen!« Magda schimpfte auf ungarisch auf ihren Mann ein. Dann hielt sie inne. »Ich mache mir Sorgen.« Sie sah ihre Enkelsöhne lächelnd an. »Ihr wißt, daß eure Oma ein alter Angsthase ist. Ich mache mir um alles und jeden Sorgen.«
    Decker nahm die Hand seiner Schwiegermutter und drückte sie.
    »Warum ist sie noch beim Doktor?« fragte Magda.
    »Magda, ich weiß es wirklich nicht«, antwortete Decker. »Sie haben mich rausgeworfen.«
    »Wird sie wieder gesund, Dad?«
    Decker sah Sammy an – das Gesicht eines Heranwachsenden und Augen, in denen kindliche Angst stand. Während Decker nach der richtigen Antwort suchte, nahm sein Schwiegervater den Faden auf.
    »Natürlich wird sie das, Shmuli«, sagte Stefan. »Deine
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