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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind
Autoren: Faye Kellerman
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Decker.«
    »Ja, stimmt. Da war ich.«
    Decker ließ sie augenblicklich los. »Mein Gott, entschuldigen Sie bitte!«
    »Schon gut, Mr. Decker. Ich verstehe Sie ja.«
    Decker sah ihr in die Augen. Ihr Blick sah nicht so aus, als habe er gleich traurige Nachrichten zu erwarten. Er kannte diesen Ausdruck.
    »Ihre Frau wird operiert …«
    »Das weiß ich. Wie geht es ihr?«
    »Es geht so, aber sie hat viel Blut verloren, Mr. Decker. Wir haben ihr schon eine Eigenblutinfusion gegeben. Sie war klug genug, eine Eigenblutkonserve vor der Geburt zu hinterlegen. Aber sie braucht mehr … viel mehr. Bevor wir die Blutbank anrufen, prüfen wir, ob vielleicht ein Blutsverwandter hier ist, der spenden könnte. Verwandte mit derselben Blutgruppe sind meistens erste Wahl für eine Transfusion.«
    »Ihre Eltern sind hier.«
    »Dann testen wir sie.«
    Decker begann zu laufen und strauchelte. Diesmal griff Dr. Wallace nach seinem Arm.
    »Nein.« Decker verfluchte seine Schwäche. Er zwang sich zur Ruhe. »Ihre Söhne sind auch im Warteraum. Ich will sie nicht verängstigen.«
    »Ja, das könnte ihnen Angst einjagen.«
    »Steht es so schlimm.«
    »Keine Panik, Mr. Decker. Ich kann Ihnen im Moment nichts Definitives sagen. Unsicherheit ist beängstigend für kleine Kinder. Und auch für Sie. Aber Dr. Hendricks ist der beste. Und er ist kühl und überlegt. Er hat alles unter Kontrolle.«
    Decker fühlte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Er versuchte mit Dr. Wallace Schritt zu halten. »Was soll ich wegen der Jungen machen? Sie sind sensibel.«
    »Wir wär’s, wenn ich mit den Eltern rede, und Sie sich um die Jungen kümmern?«
    »Sie wollen sicher wissen, wie es ihr geht. Was soll ich sagen?« Decker fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Himmel, ich kann’s nicht fassen …«
    »Sie ist in guten Händen.«
    »Wenn ich das noch mal zu hören kriege, kotze ich. Wie ernst ist es?«
    »Es ist ernst.«
    »Lebensbedrohend?«
    »Es ist ernst. Belassen wir’s vorerst dabei.«
    »Mann, das ist ein Albtraum!« Die Stimme versagte ihm. »Ist das ungewöhnlich?«
    »Nicht so ungewöhnlich, wie Sie denken.«
    Sie hatten den Wartesaal erreicht. Das Schicksal wollte es, daß alle versammelt waren. Stefan war mit den Jungen aus dem Geschenkladen zurück. Cindy und Magda unterhielten sich. Marge lehnte neben dem Kaffeeautomaten an der Wand. Sie sah sie zuerst und machte die anderen aufmerksam. Wieder sahen ihm erwartungsvolle Gesichter entgegen. Kein Lächeln war erkennbar. Decker stellte Dr. Wallace vor.
    »Sie braucht …« Erneut verschlug es ihm die Sprache. »Sie könnte Blut von einem Verwandten brauchen.«
    Rinas Eltern standen langsam auf. »Wohin müssen wir?« fragte Stefan ruhig.
    »Kommen Sie mit mir«, sagte Dr. Wallace.
    »Ich will auch mit«, meldete sich Sammy zu Wort.
    »Zum Blutspenden muß man mindestens siebzehn sein«, bemerkte Dr. Wallace.
    »Ich bin siebzehn«, beharrte Sammy. »Ich bin nur klein für mein Alter. Hab schon einen Komplex deswegen. Machen Sie’s nicht noch schlimmer.«
    »Ich will auch«, piepste Jake.
    »Jungs, ihr bleibt da«, erklärte Decker matt.
    »Ich will meiner Mutter helfen!« schrie Sammy.
    Decker erschrak über die Lautstärke von Sammys Stimme. Magda legte den Arm um ihn. »Er kann doch mitkommen, oder?«
    Dr. Wallace seufzte. »Du scheinst alt genug zu sein. Kann nicht schaden, dich an die Nadel zu legen.« Sie sah Cindy an.
    »Sie ist meine Tochter … Rinas Stieftochter … keine Blutsverwandte.«
    »Passen Sie auf Ihren Vater auf. Tun Sie mir den Gefallen, ja?« sagte Dr. Wallace zu Cindy.
    Cindy nickte.
    »Kommt! Helfen wir eurer Mutter.« Dr. Wallace ging hastig davon. Decker hörte noch, wie sie die Jungen nach ihren Namen fragte. Was sie antworteten, konnte er nicht verstehen. Sie waren entweder zu weit weg oder ihre Stimmen zu leise.
    Langsam sank Decker auf die Couch. Marge setzte sich rechts, Cindy links neben ihn. Sie hielt seinen Arm und küßte seinen Bizeps. Decker versuchte ein Lächeln.
    »Wird schon alles gut, Dad«, murmelte sie. »Brauchst du was?«
    Zuerst wollte er abwehren, dann kam ihm ein Gedanke. »Prinzessin, würdest du mir was zu essen holen? Da ist ein Automat mit Obst im ersten Stock. Ich hätte gern einen Apfel und eine Banane.«
    »Wird gemacht.« Cindy stand auf. »Möchtest du was, Marge?«
    »Ein Apfel wäre prima.«
    »Zweimal Apfel.«
    Cindy rannte zum Lift. Als sie außer Sichtweite war, ließ sich Decker in die Polster sinken und schloß die
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