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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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durch Gottes Hand vorgenommen worden war.
    Und immer gab es Licht. Nebelhaft, ohne erkennbaren Ursprung, als ob selbst in den Tiefen der Welt Sterne über ihren Köpfen schimmerten.
    »Wie tief reicht diese Treppe?«, fragte Arellya, während sie weiter nach unten gingen.
    »Tiefer, als wir kommen werden, ohne zu verhungern, befürchte ich«, sagte Hethor. Die Rechnung war ziemlich einfach. Wenn er wirklich zu Fuß das mechanische Herz der Erde erreichen sollte, müsste er auf dieser gewundenen Treppe Tausende Meilen hinuntersteigen. Kein Mensch und auch kein Angehöriger des vergessenen Volkes könnte das überleben. »Wir müssen uns wie immer auf unseren Glauben verlassen.«
    »Dank deines Glaubens bist du ziemlich weit gekommen, Bote«, sagte Arellya und drückte seine Hand.
    Nach einiger Zeit verschwand der Fels und wich Zahnradgetrieben und ratternden Metallschichten. Maschinenwände und sich drehende Messingfelder erstreckten sich tief in die undurchdringliche Finsternis. Arellya und Hethor gingen unbeirrt weiter; sie wirkten dabei so winzig wie Fliegen auf der Fensterscheibe eines Maschinensaals.
    Es handelte sich um den Kompensationsmechanismus innerhalb der Erde, der zum Teil dafür verantwortlich war, dass die Erde auf der von Gott vorgegebenen Schiene lief. Hethor versuchte sich vorzustellen, was für ein Unterbrechergetriebe diese Vorrichtungen funktionieren ließ, wenn sie zum einen an der Mittelwelle angebracht waren und ihm zum anderen erlaubten, die Treppe hinunterzugehen. Vielleicht hatte man spiralförmige Entlastungen durch die Hüllen der inneren Sphären der Erde geschnitten. Oder die Treppe selbst war separat untergebracht – ein Abschnitt, der sich wie ein Schneckengetriebe nach unten drehte, egal, wie schnell oder langsam er und Arellya gingen. Genauso gut konnte er sich Schwärme von Engeln vorstellen, die sie zu ihrem Bestimmungsort brachten. Und doch war dies alles hier Gottes Werk.
    Mit der Zeit verschwanden die Getriebe und wichen Kristallhöhlen, die bis in die Tiefen der Erde reichten. Sie funkelten wie die gefangenen Sterne aus Hethors Träumen. Die Wand zu ihrer rechten Seite verschwand völlig, sodass die Messingtreppe sich anscheinend trägerlos weiter nach unten drehte. Auf der einen Seite legte sie sich wie die Hand eines Geliebten um die sich drehende Welle. Auf der anderen Seite war das Nichts.
    Ihre Schritte hallten durch die mit Sternen besetzten Tiefen. Alles roch nach dem sauberen, kalten Duft eines Eishauses im Winter. Stundenlang stiegen sie die Treppe hinunter, ohne auszuruhen oder zu essen.
    Plötzlich fielen Holzstatuen aus der sie umgebenden Dunkelheit herab – die hohen, flachgesichtigen Diener-Maschinen des William of Ghent. Nach lautem Rattern und Poltern saßen Hethor und Arellya auf der Treppe fest. Zwei Holzfiguren versperrten den Weg nach unten. Über ihnen standen drei weitere.
    Hethor hatte diesmal kein Feuer, mit dem er sie hätte bekämpfen können. Er hatte überhaupt keine Waffe. Er hatte nicht an die Möglichkeit gedacht, hier eine zu brauchen.
    Gezwungenermaßen hob er die Fäuste. »Ihr werdet mich nicht vom Herzen der Welt fern halten!«, rief er.
    Unvermittelt griffen die Kreaturen an. Zersplitterte Arme schlugen nach ihm, nur um auf das Messinggeländer der Treppe zu krachen, denn Hethor war dem Schlag ausgewichen. Arellya eilte hinter ihn und stieß den Kriegsschrei des vergessenen Volkes aus. Hethor spürte ihre Bewegungen, als sie gegen ihn stieß, während sie mit ihrem Speer angriff.
    Es war, als kämpften sie gegen einen Fels. Wenn Hethor einen Treffer landete, verletzte er nur seine Knöchel, konnte den Gegner aber kein bisschen aufhalten. Eine der hölzernen Maschinen schlug zurück und hätte Hethor beinahe den Arm gebrochen. Alles, was zwischen ihm und ihrem endgültigen Untergang stand, war die Enge der Treppe, denn immer nur zwei Maschinen gleichzeitig konnten ihn angreifen.
    Hinter Hethor kämpfte Arellya und stach in verbissener Lautlosigkeit mit ihrem Speer zu, während er selbst sich auf das konzentrierte, was vor ihm stand.
    Du hast unter Matrosen und tropischen Kriegern gelebt, feuerte Hethor sich an. Du schaffst das!
    Er ging in den nächsten Schlag hinein, drängte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Brust der hölzernen Maschine und schob sie gegen ihren Nachbarn. Die beiden stürzten und drehten sich im Fallen, versuchten ihre Gliedmaßen zu entwirren, um den Kampf fortzuführen, bis einer gegen das Geländer kippte und

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