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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein
Autoren: Faye Kellerman
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nicht, Cindy. Ich wiederhol nur, was ich gehört habe. Du mußt diese Dinge wissen.« Er ließ sie los. »Sonst arbeitest du blind.«
    Sie antwortete nicht, starrte auf den Boden des leeren Glases. »Trink noch eins«, meinte Beaudry. »Nein danke«, erwiderte sie steif.
    Gleich darauf erschien die Kellnerin an ihrem Tisch. Sie trug ein tief ausgeschnittenes rotes Top, einen weiten roten Minirock mit einer kleinen weißen Volantschürze und rote Stöckelschuhe. Ihr Haar war kurz, blond und steif vor Haarspray. Sie stellte Beaudry ein neues Bier hin. »Bring doch noch eins für meine Partnerin, Jasmine«, sagte er. »Ich möchte nichts, danke«, lehnte Cindy ab. Beaudry trat ihr unter dem Tisch ans Schienbein.
    »Andererseits, eins mehr kann nicht schaden.« Cindy reichte der Kellnerin ihr leeres Glas und einen Zehn-Dollar-Schein.
    Jasmine lächelte. »Der Boß sagt, heute abend geht's aufs Haus. Aber nur, wenn Sie nicht gierig werden.«
    »Womit hab ich das verdient?«
    »Er hat Sie beobachtet. Sie waren diese Woche schon dreimal hier. Belohnung für Ihre Treue.«
    »Danken Sie ihm von mir.« Cindy zwang sich ein Lächeln ab. »Wirklich. Und behalten Sie das Geld.«
    M
    Jasmins Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. »Ein Cop mit Klasse. Bin gleich zurück.« Als sie gegangen war, meinte Beaudry: »Zehn Dollar sind aber ein großes Trinkgeld.«
    »Wie gewonnen, so zerronnen.«
    Er schob sein Glas über den Tisch. »Hier, nimm meins.«
    »Nein, laß nur.« Sie schob es zurück. Er nahm einen großen Schluck. »Du bist sauer, Decker. Du siehst aus wie meine Frau, als ich Mist mit ihrem Geburtstagsgeschenk gebaut hab.«
    »Mir geht's gut.«
    Beaudry winkte ab. »Das Gerede über deinen Vater ist nur Neid, Cin. Der kleine Mann, der sich an dem rächt, der's geschafft hat. Jeder von uns wäre gern an Big Deckers Stelle. Aber das ist nicht der Punkt. Wenn du weiter über Daddy redest, sieht es so aus, als würdest du noch an seinen Rockschößen hängen. Und es erinnert die einfachen Polizisten daran, daß sie es nicht so weit gebracht haben. Keine Frage, dein Vater hat es verdient. Er hat einen guten Ruf. Aber du mußt aufhören, dir Sorgen um ihn zu machen und dich lieber um dich selbst sorgen. Überleg dir, was du in letzter Zeit geschafft hast.«
    Wieder wich Cindy seinem Blick aus. Sie griff nach Beaudrys Glas. »Um auf Tropper zurückzukommen ... was soll ich tun?«
    »Sag, du hast wenig zu tun und das macht dich kribbelig. Frag, ob du was für ihn tun kannst.«
    »Er wird nein sagen.«
    »Natürlich wird er das. Dann erwähnst du den Haufen Zeug, der in seinem >Unerledigt<-Körbchen liegt. Sag so was wie >Hey, Sarge. Davon kann ich doch was übernehmen. Ich muß sowieso noch ein paar Berichte schreiben. Dann kann ich auch welche von Ihren handgeschriebenen abtippen.«
    »Das durchschaut er doch sofort.«
    »Klar weiß er, daß du dich einschleimen willst. Aber ich wette, er läßt dich machen. Er wird so tun, als sei's keine große Sache. Als sei's ihm gleichgültig. Aber er wird es nicht vergessen.«
    »Und das ist alles?«
    »Das ist alles.« Beaudry sah sich um. Die Kneipe füllte sich allmählich. »Ich muß nach Hause zu Sherri und den Kindern. Welchen Tag haben wir heute?«
    »Den einundzwanzigsten.«
    »Welchen Wochentag?«
    »Donnerstag.«
    »Ah ... heute gibt's Chili bei uns. Prima. Trink du mein Bier aus. Ich muß noch ein bißchen Platz lassen für das Bier zum Essen. Chili und Bier. Eine perfekte Mischung. Wenn Männer und Frauen doch auch nur wie Chili und Bier wären.«
    Zu diesem Zeitpunkt hätte sie wahrscheinlich nach Hause gehen sollen. Statt dessen sah sich Cindy nach zumindest einigermaßen freundlichen Gesichtern um. Beaudrys Bemerkungen hatten sie aus der Fassung gebracht. Sie wollte nicht die Rolle der Einzelgängerin spielen. Der Außenseiter machte sich gut in Romanen, war aber in der Realität eine undankbare Rolle. Sie wollte vor allem eines: dazugehören. Was zum Teufel war los mit ihr?
    Je nun, seufzte sie. Sie konnte die Vergangenheit nicht ändern, also konzentrierte sie sich auf die Gegenwart. Andy Lopez und sein Partner Tim Waters saßen immer noch an der Bar. Andy schien ein vernünftiger Kerl zu sein. Tim beeindruckte sie nur wenig. Eine Unterhaltung mit den beiden würde oberflächlich bleiben. Da mußte es noch was Besseres geben.
    An einem anderen Tisch saßen Hayley Marx und Rhonda Nordich. Hayley war an die dreißig und seit sieben Jahren bei der Polizei. Sie war groß,
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