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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein
Autoren: Faye Kellerman
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ich deiner Meinung nach tun?«
    Beaudry sah sich um, winkte sie näher zu sich. Sie beugte sich vor, Ellbogen auf dem Tisch. »Tropper ist kein dummer Mann«, begann er. »Das hab ich auch nicht ... «
    »Halt die Klappe und hör mir zu, ja?« Er senkte die Stimme. »Tropper ist nicht dumm, Cindy. Er ist gewieft und erfahren, weiß, wie Menschen funktionieren.« Beaudry wartete. »Ich hör dir zu«, sagte Cindy »Wenn du ihn bittest, einen Vorfall zu schildern, ist er glasklar, erzählt dir alles von A bis Z, in allen Einzelheiten. Aber wenn er einen Bericht schreiben soll, dann hat er Probleme. Da ist er wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er braucht Ewigkeiten, um die Formulare auszufüllen. Schreiben verwirrt ihn. Er bringt alles durcheinander ... «
    »Er kriegt die Reihenfolge nicht hin?«
    »So ähnlich. Er schreibt seine Berichte dauernd neu, weil sie total verschmiert sind.«
    »Warum benutzt er keine Textverarbeitung?« fragte sie. »Du weißt schon ... ausschneiden und einfügen.«
    »Tropper hat Schwierigkeiten mit Computern.« Beaudry trank sein Bier aus, hielt den Finger hoch, bedeutete der Bedienung, ihm noch eins zu bringen. »Du hast wahrscheinlich keine Probleme mit Computern?«
    »Nicht mit der Textverarbeitung.«
    »Und Berichteschreiben macht dir bestimmt auch nichts aus.«
    »Ich finde es öde, aber nicht schwer. Im College habe ich jede Menge Referate geschrieben. Meistens hab ich mir vorher ein Konzept gemacht. Manchmal mache ich sogar jetzt noch Konzepte für meine Berichte, wenn der Vorfall kompliziert ist. Du könntest ihm vorschlagen, das mal zu versuchen.«
    »Ich schlage Tropper gar nichts vor, und du solltest das auch nicht tun. Ich glaube, Sarge ist über den zweiten Bildungsweg auf die Polizeiakademie gekommen. Jetzt weißt du, warum er dich schief anguckt.«
    Beaudry hielt ihren Blick fest.
    »Über eines mußt du dir klar sein, Cindy. Die Jungs und Mädchen, mit denen du arbeitest, sind das Salz der Erde. Viele von uns sind ehemalige Soldaten. Wir sind Beamte, die sture Behördenjobs hassen, aber trotzdem eine gute Pension wollen. Du kommst von einem anderen Stern — ein Collegegör, das es irgendwie zur Polizei verschlagen hat. Das nicht nur auf dem College war, sondern auf einem Privatcollege ...«
    »Sogar auf einem Elitecollege.«
    »Siehst du, genau das meine ich!« Beaudry schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Entschuldige.« Sie versuchte, ihr Lächeln zu verbergen. »Es war einfach zu verführerisch.«
    »Vergiß es.«
    »Ich hör dir doch zu, Graham.« Cindy steckte den Finger in den Schaum und leckte ihn ab. »Wenn die Jungs denken, ich sei mit Geld aufgewachsen, irren sie sich. Mein Vater hat sich ganz von unten hochgearbeitet.«
    »Was mich zu einem weiteren Punkt bringt, Decker. Du mußt aufhören, von deinem Vater zu reden.«
    »Also wirklich! Jetzt wirst du persönlich!«
    »Ich sag dir das nur zu deinem eigenen Besten.«
    »Mach ich überhaupt irgendwas richtig?«
    »Nicht viel.«
    Cindy sah weg, biß sich auf die Lippe, wollte ihre aufsteigende Wut unterdrücken.
    »Jedesmal, wenn wir zu quatschen anfangen, den Tag durchkauen, sagst du so was wie >Ja, mein Vater hatte auch mal so einen Falb.«
    »Ich versuch mich einzubringen.«
    »Das macht die Leute sauer. Als wolltest du sagen, daß ihre Erfahrungen nichts Besonderes sind. Jeder will was Besonderes sein. Du fühlst dich bereits so, weil du 'nen Collegeabschluß hast. Vergiß nicht, daß der durchschnittliche Cop einen High-School-Abschluß hat, vielleicht noch zwei Jahre auf einem Junior College wie ich. Wenn du wirklich was in der Birne hast, okay, dann gehst du vier Jahre aufs staatliche College und dann auf die Akademie und willst irgendwann die goldene Dienstmarke kriegen.«
    »Wie mein Vater ... «
    »Hör auf, deinen Vater zu erwähnen. Er ist keine Legende, Decker, er ist ein Schreibtischhengst.« Zum ersten Mal war Cindy richtig gekränkt. »Das ist Schwachsinn, Beaudry! Er war mit da draußen, als der Orden in die Luft flog.«
    »Ja, und eine Menge Leute sagen, er hätte das besser hinkriegen können.«
    Ihr Gesicht wurde rot vor Zorn. »Das ist doch der letzte Scheißdreck!« Wütend flüsterte sie: »Er hat Dutzende von Kindern gerettet.«
    »Aber ein Haufen Erwachsene wurden pulverisiert.«
    »Er war nicht der Einsatzleiter, Graham. Er hatte nicht das Sagen!« Sie bebte. »Ach, vergiß es! Ich hab die Schnauze voll.«
    Beaudry packte sie am Arm, bevor sie aufstehen konnte. »Ich kritisiere deinen Vater
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