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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers
Autoren: Marcus Hünnebeck
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strahlte ein dumpfes Pochen aus, das ihn auch körperlich an sein Versagen erinnerte. Wie sehr er Picasso beneidete, der nicht von einem einzigen gravierenden Fehlschlag berichtet hatte. Aber wenigstens hatte Lundberg dank der Medien von diesem genialen Ort erfahren, der ihm in dieser Nacht geholfen hatte, einen klaren Kopf zu bekommen. Beim Einsetzen des morgendlichen Berufsverkehrs würde er die nahe gelegene Autobahnauffahrt ansteuern und sich den Pendlern anschließen. Vermutlich hatten die Bullen keine Ahnung, dass er für den Mord an der Schlampe verantwortlich war, und hielten ihn lediglich für einen verhinderten Vergewaltiger, für den niemand eine Großfahndung ausschrieb.
    Bis zum Nachmittag wollte er sich nach Belgien durchschlagen, um dort eine Weile die Nachrichten aus Deutschland zu verfolgen. Lundberg wusste nicht, wie er diese Zeit finanziell überbrücken sollte, vertraute jedoch auf spontane Einfälle, sobald sein kümmerlicher Bargeldbestand zur Neige gehen würde.
    Er reckte sich in seinem Autositz und sah auf die Wagenuhr. Die volle Stunde war beinahe erreicht. Mit zittrigen Händen schaltete er das Radio ein.
    ***
    Die Umgebung wirkte nicht nur wegen des grünen Lichtscheins völlig irreal. Über Anja hing ein Labyrinth aus Stangen und Streben, das früher sicher einen Sinn gehabt hatte, jetzt allerdings bedeutungslos auf den Abriss wartete. Auf der linken Seite führten vorn und hinten fest im Boden verankerte Leitern in den höher gelegenen Bereich der Halle, in dem sie einige Plattformen erkannte.
    Per Handbewegung forderte Koch sie auf, ihm in den nächsten Gebäudeteil zu folgen. Seit Minuten hatten sie kein Wort gesprochen, um den Verdächtigen nicht auf sich aufmerksam zu machen. Zwar gab es keinen Anhaltspunkt dafür, dass er eine Schusswaffe besaß, trotzdem vermieden sie jegliches Risiko.
    Das Dach und die Wände absorbierten fast vollständig das von draußen eindringende Licht, sodass sie selbst mit ihren Nachtsichtgeräten nur wenige Meter weit sehen konnten.
    Plötzlich spürte Anja eine andere Art von Untergrund. Statt auf Beton lief sie nun auf nacktem Erdreich. Ihr Herz schlug schneller.
    »Ich schätze, hier finden wir die Leichen«, flüsterte sie Koch zu. »Haben Sie eine Taschenlampe?«
    Der SEK-Leiter nickte und griff in eine seiner zahlreichen Jackentaschen. Anja nahm ihm die Stablampe ab und richtete ihren Schein nach unten auf die umgegrabene Erde. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. An dieser Stelle hatte erst vor Kurzem jemand gearbeitet. Für Anja gab es keinen Zweifel mehr daran, das Grab der drei Frauen gefunden zu haben. Nach Lundbergs Verhaftung könnte sie beide Fälle zu den Akten legen. Aber diese Erkenntnis milderte nicht das mulmige Gefühl in ihrer Magengegend.
    ***
    Weil der Nachrichtensprecher ihn mit keiner Silbe erwähnte, wuchs sein Optimismus. Vielleicht musste er überhaupt nicht bis zum Berufsverkehr warten.
    Doch ehe er für immer Picassos Begräbnisstätte verließ, wollte er sich gebührend verabschieden. Er öffnete die Wagentür, wodurch sich die Beleuchtung im Inneren einschaltete. Per Knopfdruck deaktivierte er sie und ließ die Tür offen stehen, nachdem er ausgestiegen war.
    Lundberg hatte sich absichtlich nicht im Nebengebäude versteckt, um nicht versehentlich mit dem Auto über die Grabstelle zu fahren. Unter keinen Umständen wollte er Picassos heiligen Ort schänden.
    Beim Betreten der Nachbarhalle stockte ihm der Atem. Er war nicht allein. Und da er in dem Lichtschein zwei Personen wahrgenommen hatte, konnte er ausschließen, dass es sich um Picasso handelte, der ein weiteres Opfer verscharrte.
    ***
    Anja leuchtete nach vorn. Plötzlich meinte sie, eine huschende Bewegung am Ende der Halle ausgemacht zu haben.
    »Sind Ihre Männer schon in das für sie vorletzte Gebäude vorgedrungen?«, wisperte sie.
    »Unwahrscheinlich. Mein Team ist es gewohnt, gründlich vorzugehen. Wieso?«
    »Ich glaube, am Ausgang jemanden entdeckt zu haben.« Noch einmal richtete Anja die Taschenlampe auf jene Stelle.
    Augenblicklich riss Koch sie ihr aus der Hand und schaltete sie ab. »Wollen Sie als Zielscheibe dienen? Wenn er dort wirklich lauert, müssen wir vorsichtig sein. Wir sehen im Dunkeln mehr als er. Nehmen Sie uns diesen Vorteil nicht und kommen Sie mit mir.«
    Koch ging vor, steckte die Lampe ein und zog dafür seine Waffe.
    ***
    Während er sich zurückzog, streifte ihn ein Lichtstrahl. Hektisch verschanzte er sich hinter der
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