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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers
Autoren: Marcus Hünnebeck
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Licht einer Taschenlampe blendete.
    »Hey«, meinte er lässig. »Hast du etwa geblinzelt?«
    Statt zu reagieren, versuchte Anja, hinter ihrem Rücken das Seil weiter zu lösen.
    »Hallo, kleine Nutte. Mach die Augen auf!«
    Die Fesseln hatten sich wieder ein winziges Stück gelockert.
    »Du hast noch Zeit bis drei. Eins. Zwei. Drei.«
    Viel schneller als nötig zählte er. Dann hörte sie Jürgen stöhnen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als seinem Befehl zu gehorchen. Ihr Blick fiel auf das Springmesser, das er Jürgen an die Kehle hielt.
    »Hallo, mein Schatz«, sagte Frank kalt lächelnd.
    Sie fürchtete, dass er im selben Moment zustechen würde, stattdessen ließ er vorläufig von Jürgen ab. Er legte die Taschenlampe auf den Boden, wodurch die Umgebung in ein unheimliches Licht getaucht wurde.
    »Endlich sind wir alle beisammen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf gefreut habe.«
    Anja konzentrierte sich auf Jürgen, der sie verwirrt anblickte. Bestimmt hatte er geglaubt, zufällig in die Hände eines Psychopathen geraten zu sein. Nun musste er erfahren, dass sie ihren Peiniger kannte.
    Sie wollte ihren Ex dazu bewegen, Jürgen freizulassen, und erzeugte ein Geräusch.
    »Willst du mir etwas sagen?«
    Hastig nickte sie. Gleichzeitig arbeitete sie am Knoten, bei dem sie Fortschritte erzielte.
    »Jetzt willst du mit mir reden? Nachdem du mich in den letzten Tagen ignoriert hast? Das war nicht nett von dir.«
    In seiner Stimme schwang die Überzeugung mit, das Schlachtfeld siegreich zu verlassen. Vielleicht half ihr diese Arroganz.
    Mit den verklebten Lippen artikulierte sie ein »Bitte«, doch Frank schüttelte lediglich den Kopf.
    »Gedulde dich kurz.«
    Für einen Augenblick verschwand er aus der Halle. Als er wieder auftauchte, stockte ihr das Herz. Mit seinem Fuß schob er einen offensichtlich gefüllten Benzinkanister vor sich her.
    Was hatte dieser Wahnsinnige vor?
    Nun trat er nah an sie heran, küsste ihre Stirn und riss ihr grob das Pflaster vom Mund.
    »Lass Jürgen in Ruhe«, bat Anja. »Er hat mit dieser Sache nichts zu tun.«
    »Hm. Jürgen heißt er also«, entgegnete Frank. »Wir hatten noch nicht die Gelegenheit, uns vorzustellen. Kaum hatte er mir, deinem vermeintlichen Nachbarn, die Tür geöffnet, habe ich ihn außer Gefecht gesetzt.« Einen höhnischen Diener machend, wandte er sich seinem Rivalen zu. »Verzeih mir diese Unhöflichkeit.«
    Jürgens Blick huschte irritiert zwischen ihr und Frank hin und her.
    »Aber wieso hat er nichts damit zu tun, wenn er mir mein Mädchen ausspannt?«, fragte Frank zornig und schaute ihr fest in die Augen.
    In dieser Sekunde löste sich der Knoten. Sie konnte ihr Glück nicht fassen, ließ sich ihren Triumph jedoch nicht anmerken. »Er hat mich dir nicht ausgespannt.«
    »Ohne ihn hättest du mich niemals verlassen, einsam, wie du dich gefühlt hast.«
    »Ich war auch an deiner Seite einsam. Deswegen habe ich mich getrennt.«
    »Pass auf, was du sagst!«, zischte er.
    »Ich habe Jürgen erst nach unserer Trennung kennengelernt. Im Rahmen einer Mordermittlung.«
    Schallend lachte ihr Ex auf. »Herrlich! Dieses Märchen kannst du deiner Großmutter erzählen.«
    »Bitte, Frank!«
    »Bitte, Frank!«, äffte er sie nach. »Dafür ist es ein wenig zu spät. Weißt du, warum ich Nacht für Nacht in deiner Straße gewartet habe? Ich wusste, dass ich so irgendwann erfahre, von wem du dich ficken lässt. Und ich hatte recht.«
    »Jürgen hatte keine Ahnung, dass unsere Beziehung erst seit einigen Tagen beendet war. Ich habe ihn absichtlich glauben lassen, es sei länger her.« Anja wünschte sich Blickkontakt zu Jürgen, doch er senkte den Kopf. Hatte sie mit ihrem Geständnis alles zerstört?
    »Ich hoffe, es hat Spaß gemacht, sie zu ficken!«, schrie Frank Jürgen an. Er nahm den Kanister, öffnete den Verschluss und schüttete die Hälfte des Benzins über ihn. Vor Schmerz stöhnte Jürgen auf.
    »Tut das schon weh?«, verspottete Frank ihn. »Was meinst du, wie gut sich die Flammen anfühlen werden?«
    Anja richtete ihren Oberkörper auf, bis sie sich mit dem rechten Ellenbogen abstützen konnte. Belustigt beobachtete Frank sie, während er ein Feuerzeug aus der Hosentasche holte. Eines ihrer Geschenke zu seinem Geburtstag. Was für eine bittere Ironie.
    »Willst du dich in Sicherheit bringen?«, fragte er amüsiert. »Keine Sorge. Mit dir habe ich vorher noch etwas ganz anderes vor. Ich kann es einfach nicht ertragen, nicht der letzte
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